Der Totenkult im heutigen Polen ist wirklich ein ganz besonderer und, da ich im Westen Deutschlands geboren bin, habe ich das früher so nie erlebt.
In Eckersdorf, Kreis Glatz wurden viele meiner Familienmitglieder vor 1945 begraben. Seit über 20 Jahren wohne ich nun im Nachbardorf Schwenz und als Rückkehrer in die Heimat meiner Eltern erlebe ich dort jedes Jahr an Allerheiligen den gleichen Ablauf.
Denkmal Heinrich Bender oberhalb von Eckersdorf.
Zunächst eine kath. Messe in der Kirche um 12 Uhr, dann die Prozession mit 5 Stationen auf dem Friedhof. Alle Menschen stehen in stillem Gedenken am Grab ihrer Lieben und werden am Ende der Prozession vom Ortspfarrer gesegnet. Am Abend kommen alle Besucher noch einmal, wenn die Dunkelheit anbricht, um weitere Kerzen für die Nacht aufzustellen und dann gibt es immer viel zu erzählen, denn Polen kommen zu Allerheiligen aus ganz Europa nach Hause.
Für mich immer wieder ein bewegendes Erlebnis, hier werden die Verstorbenen nicht vergessen.
Noch eine Bemerkung:
Auch meine Schwester und meine Cousine wollten in der Heimaterde begraben werden. Ihre Urne ist aus Deutschland an den Bestatter in Eckersdorf geschickt worden und sie sind in ihrem Heimatdorf auf unserem Familiengrab beerdigt worden. Wer in der Heimaterde seine letzte Ruhe finden möchte, wir können das organisieren.
Bericht
Horst Ulbrich
Hier möchte ich noch ein Gedicht von Erhard Gertler zu Allerheiligen einfügen.
Gedanken beim Heimattreffen
Wer weiß noch was? – Wie sieht es aus,
Im Heimatdorf, um’s Vaterhaus?
Denn wissen möcht‘, bevor ich geh‘,
Was da, – was neu, – ich nicht mehr seh‘?
Wir alle gehen den Weg zurück,
In’s Vaterhaus, oh, welch ein Glück.
Des Lebenslauf, kein Einerlei,
War’s gut, – war’s schlecht, – es ging vorbei.
War nötig alles, was geschah?
Gedanklich ist es wieder da.
Gedanklich bäumt sich alles auf!
Nur Ohnmacht heißt der Lebenslauf.
Doch nun zu der Zufriedenheit,
Gesellt sich die Bescheidenheit.
Mögen Wege wir verschieden gehn,
Am Ende‘ … nur ein Weg….. der zu geh’n.
Erhard Gertler