Kurze Vorbemerkung des Vorsitzenden für alle, die keinen Platz fanden. Veranstaltungen wie diese müssen wir immer wieder in das Museum auslagern, weil unser Gesellschaftsraum wenig Platz bietet. Da uns Frau Taubitz mit ihren Schriftstellerkolleginnen überrascht hatte, wäre das um so wichtiger gewesen. Auch bei der Veranstaltung mussten einige auf Tischen sitzen oder im Büro Platz nehmen. Unsere Bestuhlung reicht für max. 35 Personen und leider hatten wir wenig Vorbereitungszeit. Danken möchte ich hier noch einmal Frau Irena Rogowska für die Übersetzung und dem DFK -Vizevorsitzenden Heinz -Peter Keuten für die professionelle Moderation.
Horst Ulbrich
Schriftstellerinnen aus drei Ländern zu Besuch beim DFK Glatz!
Seit 2013 dürfen wir uns in Glatz in jedem Frühjahr über einen Besuch der bekanntesten Grafschafter Schriftstellerin und Dichterin, Frau Monika Taubitz, freuen, bei dem sie aus ihren neusten Werken liest und zu einem persönlichen Gespräch mit ihren Freunden und „Fans“ vom DFK bereit ist. So ist sie uns mittlerweile zu einer lieben Bekannten geworden, und wir haben uns immer wieder gefreut, wenn wir ihr in den vergangenen Monaten und Jahren zu einer neuen Ehrung gratulieren konnten wie z.B. zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande, des Niederschlesischen Kulturpreises, der Ehrenbürgerschaft der Stadt Meersburg (2018) sowie natürlich zu ihrem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr.
Zum Vergrößern bitte auf die Bilder tippen.
In diesem Jahr hat uns Monika Taubitz jedoch eine freudige Überraschung bereitet, indem sie zu ihrer Lesung am 14. Mai 2018 in den Räumen des DFK Glatz noch zwei weitere Freundinnen aus ihrer „Zunft“ mitgebracht hat, nämlich die polnischsprachige Dichterin Frau Monika Maciejczyk aus Bad Altheide sowie die tschechischsprachige Dichterin Frau Věra Kopecká aus Braunau. Anlass dieses trinationalen Dichtertreffens war die Vorstellung eines gemeinsamen Projektes der drei Schriftstellerinnen, nämlich einer druckfrischen neuen Gedichtesammlung mit dem Titel „Antologia Pokoju“, zu Deutsch „Friedensanthologie“. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung sehr unterschiedlicher Gedichte, die aber alle ein gemeinsames Thema haben – den Frieden. Die Gedichte, die die drei Damen selbst aus ihrer Anthologie ausgesucht haben, um sie dem Glatzer Publikum vorzustellen – und zwar jeweils in der Originalsprache und dann in der deutschen bzw. polnischen Übersetzung – beleuchteten dieses Thema von höchst unterschiedlichen Gesichtspunkten: Monika Taubitz las u.a. ihr neues programmatisches Gedicht „Wo Frieden beginnt“, in dem sie in klaren Worten ausdrückt, was die Grundlage von Frieden ist, u.a. die „Redlichkeit unserer Taten“, das Offensein für das Andere sowie das Zugehen auf den Fremden. Vielleicht auch ein Echo auf die vielseitigen Bemühungen um die deutsch-polnische Verständigung stellt der Vers am Ende dieses Gedichts dar: „Frieden wird, / wenn wir Fehler verzeihen, / von uns Verletzte / um Vergebung bitten.“
Die polnische Dichterin Monika Maciejczyk, die in Bad Altheide unter anderem den Dichtertreff „Rosenhof“ leitet, hat mit ihrem Gedicht „Im Osten nichts Neues“ ein besonders beeindruckendes Antikriegsgedicht zu Gehör gebracht, das die Glatzer Zuhörerschaft in ihren Bann zog, wobei sie, wie schon der Titel verrät, auch Elemente der Antikriegsdichtung des frühen 20. Jahrhunderts verarbeitet (Erich Maria Remarque, Bertolt Brecht) . In ergreifender Weise malt sie das Bild der unschuldigen Söhne, die in den Krieg ziehen und offenbar sinnlos ihr Leben verlieren. Als Mutter trauert das Ich des Gedichts um die toten Kinder, egal auf welcher Seite (!): „und ich möchte unsichtbar sein / um mit mütterlichen Händen / die Köpfe aller Söhne zart umfassen / auf dieser / und der anderen Seite // Denn wenn ein Kind stirbt / ruft es noch leise / Mutter“.
Die tschechische Dichterin Věra Kopecká schließlich bezauberte mit Gedichten über den Frieden, den sie aufs Engste mit ihrer böhmischen Heimat und Muttersprache verbindet. Eine besondere Freude war es deswegen auch, dem Gedicht „Můj domov“ (etwa: Meine Heimat) in der Originalversion in der klangreichen tschechischen Sprache aus dem Munde seiner Autorin zu lauschen.
Vor und nach der Dichterlesung erzählten die drei Autorinnen u.a. vom Entstehen der neu erschienenen Anthologie. So wusste Monika Maciejczyk zu berichten, dass sie noch vor der politischen Wende in Polen als Taxifahrerin mitgeholfen hat, die ersten Brücken zwischen den ehemaligen deutschen und heutigen polnischen Einwohnern der Grafschaft Glatz zu bauen, indem sie Berührungsängste zwischen den Menschen beider Nationalitäten überwinden half, den deutschen Heimattouristen mit Verständnis auf ihrer Suche nach der verloren gegangenen Heimat begegnete und sich so bereits damals für den Bau von Brücken zwischen Deutschen und Polen und damit im Kleinen für den Frieden einsetzte.
Durch die denkwürdige literarische Veranstaltung leitete der stellvertretende DFK-Vorsitzende und -Deutschlehrer Heinz-Peter Keuten, unterstützt durch den fachkundigen Kenner und Freund der drei Dichterinnen, Herrn Henryk Grzybowski aus Bad Altheide. Dafür, dass die Verständigung zwischen den anwesenden deutsch- und polnischsprachigen Teilnehmern gut funktionierte, sorgte die professionelle Unterstützung der Übersetzerin Frau Irena Rogowska, die mit ihrer Familie aus Neurode zu dieser Veranstaltung gekommen war. Zum Abschluss der Veranstaltung offenbarte Monika Taubitz, dass sie aus ihrem Kontingent der neu gedruckten Anthologie jedem anwesenden Teilnehmer ein Exemplar schenkt. Die Spenden, die die erfreuten Teilnehmer hinterließen, wurden für die Deckung der Druckkosten verwendet.
Bilder bitte anklicken.
Zum Schluss sei angemerkt, dass diese „trinationale“ Veranstaltung (5 Jahre nach der ersten Dichterlesung von Monika Taubitz im DFK Glatz!) praktisch auch als deutscher Teil einer „trinationalen Buchneuvorstellung“ zu verstehen ist, denn am Sonntag zuvor war die Anthologie bereits dem polnischen Publikum in Bad Altheide vorgestellt worden, und am Dienstag, dem 15.5.2018 war die Vorstellung im Rahmen eines literarischen Freiluft-Festivals im Braunauer Ländchen.
Bericht: Heinz-Peter Keuten