Deutscher Freundschaftskreis
Deutsche sozial-kulturelle Gesellschaft
Kreisverband Glatz
Niemieckie Towarzystwo Społeczno-Kulturalne w Kłodzku
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Glatz, den 20.5.2020
Die Fallzahlen und deren Auswirkungen:
Nun sehen wir in Glatz ja deutsches Fernsehen und sind bestens über die Zustände in Deutschland informiert. Dazu sind die veröffentlichten Zahlen in Polen moderat mit 18.000 Infizierten und ca. 700 Todesfällen. Wie weit man den Zahlen trauen kann? Schön wäre es, aber wer wenig testet, hat wenig Infizierte. Die Zahlen in unser geliebten Heimat scheinen jedoch noch gering zu sein.
Anders in Oberschlesien. Seit Anfang Mai bildet Ruda Śląska neben anderen Städten im oberschlesischen Ballungsgebiet, in dem 4,5 Millionen Menschen leben, den größten Pandemie-Hotspot Polens. Derzeit gibt es rund 18.000 gemeldete Corona-Fälle im ganzen Land, darunter 5000 in Schlesien und davon etwa1000 Bergarbeiter (Stand vom 15.05.). Die Tendenz ist steigend. Von den täglich neu gemeldeten Fällen kommen derzeit regelmäßig zwei Drittel aus Oberschlesien.
Derzeit wurde die Produktion in drei von den 30 oberschlesischen Gruben eingestellt. Größtes Problem ist die Enge in den Förderkörben, wo 48 bis 120 Arbeiter dicht an dicht einfahren. Ein Weiteres ist die Nähe in der Umkleide und den Duschen. Viele Leser, die im Bergbau Neurode und Schlegel gearbeitet haben, kennen das aus eigener Erfahrung.
Polens Energieversorgung basiert zu 80 Prozent auf Kohle. Im Bergbau arbeiten 90.000 Menschen, weitere 90.000 sind in den Unternehmen beschäftigt, die mit dem Bergbau zusammenarbeiten und wir hoffen, nicht auch noch ein größeres Energieproblem zu bekommen, wenn die Zahlen weiter fortschreiten.
Wirtschaft:
Eine Nachricht des Breslauer Bürgermeisters würde in Deutschland jeden Kleinunternehmer und Restaurantbesitzer erfreuen. Er gab Folgendes bekannt:
Breslau erweitert sein Hilfspaket für Unternehmer. Für einen symbolischen Zloty – Miete für die Anmietung eines Geländes und kostenlos für gastronomische Gärten.
Die Verordnung ist im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie bei Dienstleistungen und Handel anzuwenden. Es geht unter anderem um die Eigentümer von Restaurants, Cafés, Schönheitssalons, Buchhandlungen, Bekleidungsgeschäften, Schuhgeschäften und Geschäften mit Haushaltsgeräten. Das Angebot kann von Personen genutzt werden, die keine Zahlungsrückstände bei der Zahlung von Gebühren und Mieten von mehr als zwei Monaten bei der Gemeinde haben – betont Marcin Urban, der Schatzmeister von Breslau, und fügt hinzu, dass diese Form der Unterstützung mindestens bis zur Aufhebung der Epidemie andauern wird, während ihre mögliche Verlängerung davon abhängt, wie sich die Situation entwickelt.
Situation in der Grafschaft:
Ich war erstaunt, wie diszipliniert die Bevölkerung alles befolgt, was gefordert wird. Natürlich in der Innenstadt und den Geschäften Masken und Handschuhe. Da wir privat in der Zeit der Einschränkungen renovieren, bin ich oft im Baumarkt, wo ein Wachmann sofort auf das Desinfektionsgerät hinweist. Ohne Maske kein Einlass und bisher nur doppelt so viele Kunden wie es Kassen gab. Dort auch nur mit Absperrungen auf 2 Meter zur Kasse. Kommt ein Kunde raus, darf der Nächste rein. Von 10 bis 12 Uhr in den Lebensmittelläden haben nur Rentner Einlass. Das war bis zur Lockerung ab 15.5. der Fall. Ein drastisches Beispiel erlebte ich beim Kauf eines Kasten Bier in Eckersdorf, wo ich ohne Handschuhe war und den leeren Kasten in den Händen hielt. Ich wurde sofort des Geschäftes verwiesen, durfte dann am Eingang neue Handschuhe nehmen. Die Besitzerin erzählte, dass die Polizei auch auf den Dörfern kontrolliert und sofort Strafen, 500,- Zloty für den Kunden und 1000,- für den Ladenbesitzer, verhängt. Die Stadt war bis zu den neuesten Lockerungen wie ausgestorben. Nur Lebensmittelgeschäfte und Baumärkte waren offen. Viele unserer Freunde renovieren wie wir ihre Wohnungen und die Baumärkte profitieren davon.
Der DFK Glatz:
Nun hatten wir Ende 2019 den Fäkalienschaden, wo aus der Toilette plötzlich eine meterhohe Fontäne kam und sich ins Büro, die Küche und den Gemeinschaftsraum ergoss und sich plötzlich alle Fäkalien bis aus dem 4. Stock in unseren Räumen verteilten. Bis Februar haben wir mit Entsorgung und Möbelbau verbracht, da auch die Möbel die Jauche angesaugt hatten und entsorgt werden mussten. Und gerade, wo ein normaler Betrieb mit unseren Deutschkursen, Chor, Buchbesprechungen und Treffen der Mitglieder begann, da mussten wir wegen Corona und den Versammlungsbeschränkungen schließen. Ich hatte auf unserer Internetseite Neues aus Schlesien berichtet. Dazu kam jetzt auch noch der Tod unserer geliebten Elisabeth Kynast, Leiterin unserer Ortsgruppe DFK Kudowa, und ein Haufen Arbeit. Unsere alten und kranken Mitglieder versorgen wir mit wichtigen Medikamenten, auch Hilfsmitteln von Gehstöcken bis Pflegebetten aus unserem Zentrallager. Der nächste Hilfstransport kommt nun auch erst am 1. August, der uns sonst immer in der Karwoche erreichte. Täglich telefonieren wir nun, um auch Einkäufe für unsere älteren, gehbehinderten Mitglieder zu bewerkstelligen. Ein Treffen mit einigen Mitgliedern vom DFK Kudowa in Tscherbeney habe ich dann im Freien organisiert, denn eine Mitgliederversammlung ist ja nicht möglich. Frau Maria Twertetschka wird voraussichtlich den Vorsitz übernehmen, wenn eine ordentliche Wahl der Mitglieder im Grenzbezirk Polen / Tschechien wieder möglich ist. Bis dahin hoffen wir alle gesund zu bleiben.
Das wünsche ich von Herzen auch allen Lesern.
Ihr / Euer Horst Ulbrich