Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

30.4.2015

VDG Vorstand beim DFK in Glatz am 27.4.2015

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Sonntag 26.4. nach der Tagung der AGG in Münster bin ich zurück in die Heimat geeilt, um schon am nächsten Morgen den Gesamtvorstand VDG in Glatz begrüßen zu können. Wir waren erfreut den Vorstand für die gesamte deutsche Minderheit in Polen mit dem Vorsitzenden Bernard Gaida bei uns zu haben.

Aber zunächst tagte der Vorstand intern, nach zwei Stunden und einem vorbereiteten Imbiss, kam unser Vorstand dazu und es gab einen regen Austausch über Mitgliederzahlen und die Zukunft der DMI in der mittelfristigen Planung. Herr Gaida gab eine Erklärung zu den ausfallenden Mitteln des Auswärtigen Amtes in Deutschland ab 2017, die uns nicht ganz zufrieden stellte, da die Verhandlungen noch anstehen.
Im Anschluss gingen einige Teilnehmer beider Vorstände zu einem Empfang in das Rathaus zum Glatzer Bürgermeister.
Dort empfing uns zu einer angeregten Diskussion der Vizebürgermeister. Der neu gewählte Bürgermeister, Herr Piszko, war zu dieser Zeit in der deutschen Partnerstadt Bensheim zu seinem Antrittsbesuch.
Es stellte sich heraus, dass der Vizebürgermeister mit einer Frau deutscher Abstammung, gebürtig aus der Region Oppeln stammt. So ergab sich ein zwangloses Gespräch, auch über die Vermittlung der deutschen Sprache und der Finanzierung des Deutschunterrichtes in Kindergärten und Schulen.
Ein vielversprechender Start zukünftiger Zusammenarbeit. Wir werden, wie verabredet, mit dem Bürgermeister weitere Treffen vereinbaren, um in offenen Fragen weiter zu kommen. Ein weiteres Thema ist dann auch die Tafel am Rathaus, die nicht nur deutsche Urlauber ärgert und den Tourismus negativ beeinflusst.

 

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Bericht Horst Ulbrich

14. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Grafschaft Glatz am 25. und 26.4.2015

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 18:35

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Nun war ich zum ersten Mal zu diesem überaus interessanten Vortragswochenende eingeladen und begeisterter Zuhörer der Beiträge verschiedener Referenten. Die Tagung wurde zum ersten mal von Prof. Dr. Hübner vorbereitet und geleitet.
Ein Spektrum aus wissenschaftlichen Vorträgen, wie der Vortrag von Priv. Doz. Dr. Hirschfeld zum Thema: Grafschafter Geistliche als Geschichtsforscher zwischen Aufklärung und Erstem Weltkrieg, wie auch persönliche Erlebnisse zum Beitrag: Das Waisenhaus in Ebersdorf von Herrn Rudolf Schmidt und einem Herren aus Ebersdorf, der selbst als betroffener Waise dort gewohnt hat.
Herr Karl Heinz Mose aus Hamburg bekam besonderen Applaus nach seinem erheiternden Beitrag: Klotz am Bein Klavier vorm Bauch…. Erinnerungen an viele Wanderungen in den Jahren nach dem Krieg in der geliebten Heimat des Glatzer Landes. Per Multi Media wurden viele alte Bilder zu den verschiedenen Erlebnissen während der Zeit des Kommunismus gezeigt.
Abends nach der Messe und in den Pausen hatte ich dann wichtige Gesprächsrunden mit der Hirschfelder Stiftung und dem Großdechanten zu anstehenden Terminen in der Grafschaft, das leidige Thema Hirschfelder Haus in Tscherbeney und vieles mehr.

Ich habe in meinem Vortrag über die Arbeit unseres DFK Glatz kurz vorstellen können, leider war die Zeit knapp bemessen. Die Teilnahme an der Jahrestagung war auch aus anderem Grund wichtig. Für die Zukunft wäre eine engere Zusammenarbeit der Organisationen in Deutschland mit dem DFK in Glatz von Vorteil. Es ist abzusehen, dass die Mitglieder aller Verbände, Organisationen, der Heimatstuben bis hin zum Glatzer Kreisrat in Deutschland aus Altersgründen immer weniger werden, da sich dort hauptsächlich die Vertriebenen aus Schlesien zusammenfinden.

Im Gegensatz dazu sind die Mitglieder beim DFK in Glatz aus verschiedenen Generationen bei uns beheimatet. Von der Kriegserlebnisgeneration , über die nach dem Krieg geborenen bis zu unserem Projekt „ Spielend lernen im Vorschulalter“ des Kindergartens. Zu unseren Mitgliedern gehört nun die vierte Generation mit wachsenden Mitgliederzahlen. Da die Muttersprache nach dem Krieg in vielen Regionen Polens verboten war, haben wir heute großen Zulauf der jüngeren Menschen deutscher Abstammung in den sieben Deutschkursen, die vom DFK angeboten werden. Das ist eine besondere Herausforderung, auch finanzieller Art, obwohl unsere Deutschlehrer nur gegen Aufwandentschädigung arbeiten. Aber so ist der Fortbestand unserer „Deutschen sozial – kulturellen Gesellschaft, kurz DFK, im Gegensatz zu den Organisationen in Deutschland, über Generationen gesichert.
Ein wichtiges Thema, das wir gern mit den Verantwortlichen diskutieren würden, um Gemeinsamkeiten für die Zukunft zu erarbeiten. Vielleicht ergeben sich in naher Zukunft Gelegenheiten zu Diskussionen und gemeinsamen Projekten.

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Bericht
Horst Ulbrich

14.4.2015

Große Feier in Klein Strehlitz am 12.4.2015

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Zum 25 jährigen Bestehen der deutschen Minderheit in der Gemeinde Klein Strehlitz hatte die Vorsitzende und langjährige Freundin des DFK Glatz, Brygida Wiencek eingeladen. Die Feier fand im Schloss Moschen, nahe der Gemeinde statt.

Unter den Ehrengästen waren, die neue Konsulin in Oppeln, Frau Haake, der Sejmabgeordnete Herr Gala, Hubert Beier, ehemaliger VDG Vorstand, Bürgermeister ad. Herr Kurpiela, Pfarrer Peikert, der Jahrzehnte die deutsche Gemeinde betreut hat und Fam. Ulbrich DFK Glatz.

Dazu kamen über 170 DFK Mitglieder der umliegenden Ortsgruppen.
14 Vorsitzende, die sich ehrenamtlich in den Vereinen engagieren, wurden mit Urkunden ausgezeichnet. Zur Einführung der Veranstaltung spielte ein Jugendblasorchester und nach den Auszeichnungen gab es dann leichte Musik, vorgetragen von verschiedenen Gruppen aus der Mitgliederschar der SKGD Klein Strehlitz. Auch für das leibliche Wohl war mit allerlei Kuchen und einer kräftigen Suppe gesorgt. Ich habe mich dann, im Namen aller Anwesenden, bei der Vorsitzenden Brygida Wiencek für die perfekte Organisation bedankt, auch für die Verbindung zwischen dem DFK Glatz in Niederschlesien und der SKGD im Oppelner Schlesien. Wir werden weiterhin, vor allem mit unserer Jugendarbeit gemeinsame Projekte organisieren. Spontan haben sich Vorsitzende einiger DFK Ortsgruppen bei mir gemeldet, die zu uns nach Glatz kommen möchten, um weitere Kontakte in den Strukturen der deutschen Minderheit zu knüpfen. So vergingen die Stunden, am Ende gab es dann noch Zeit mit der Vorsitzenden und Organisatorin Brygida Wiencek und unserem Freund und Mitglied beim DFK Glatz, Hubert Beier einige private Gespräche zu führen.

Bericht
Horst Ulbrich

 

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13.4.2015

Wettbewerb deutscher Lyrik und anderer Vorträge im Lyzeum Habelschwerdt.

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 12:53

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Es ist schon gute Tradition geworden, die jährlichen Prüfungen im Lyzeum Hableschwerdt. In diesem Jahr mit wesentlich mehr Aktion, konnten die Schüler doch in eigenen Texten, Liedern und schauspielerischen Vorträgen, mehr ihre Qualität zeigen. Es ging deshalb nicht nur um die sprachlichen Fähigkeiten, es wurde gesondert auch Mimik, Gestik und Ausstattung bewertet und da wurde einiges geboten.
Zwei Schülerinnen zeigten Besonderes mit Theatralik, Humor, Gesang und entsprechender Verkleidung, dass am Ende der erste Platz schwer zu entscheiden war.
Die herausragende Vorführung eines traurigen Clowns, der das Publikum mit einbezog, habe ich sofort für unser Frühlingsfest am 23.Mai bestellt und das Mädchen hat auch zugesagt.
Wieder eine Veranstaltung mit Beteiligung des DFK Glatz die auch zur Förderung der deutschen Sprache und des Engagements der Jugend beiträgt.
Die nächsten Prüfungen in deutscher Lyrik finden wieder im Museum Glatz am 9.September, im Rahmen der Wissenschaftswoche der UNI Breslau statt. Auch im letzten Jahr schon vom DFK Glatz organisiert hatten 16 Schulen teilgenommen, in diesem Jahr sollen es noch mehr sein. Wichtige völkerverbindende Veranstaltungen der Jugend, allein die Kosten für Saalmiete und Preise bereiten uns Probleme.

Bericht
Horst Ulbrich

7.4.2015

20. Schlesienseminar

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 16:33

Info über Autor Horst Ulbrich.

20. Schlesienseminar

Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft –
Modelle zur Geschichtsbewältigung im östlichen Mitteleuropa seit 1989

23. bis 25. September 2015
auf Schloss Kamień Śląski/Groß Stein

Das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit lädt gemeinsam mit dem Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, der Seelsorge für die nationalen Minderheiten in der Diözese Oppeln, dem Verein der St.-Karl-Borromäus-Bibliotheken sowie weiteren Partnern zur Teilnahme am 20. Schlesienseminar unter dem Thema: „Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft – Modelle zur Geschichtsbewältigung im östlichen Mitteleuropa seit 1989“ ein. Das Seminar findet vom 23. bis 25. September 2015 auf Schloss Groß Stein statt.
Das Jahr 1989 war im östlichen Mitteleuropa der Beginn einer großen Wende, die einen einschneidenden Umbau der Gesellschaftsordnung sowie eine von Wirtschaftsreformen begleitete politische Transformation einleitete. Der Fall der kommunistischen Regime in Osteuropa erfolgte in Ländern mit sehr unterschiedlichen sozialen, kulturellen, geschichtlichen und wirtschaftlichen Erfahrungen und politischen Kulturen. Die neuen demokratischen Regierungen in Polen, der DDR (und des vereinigten Deutschlands), der Tschechoslowakei (und später Tschechiens und der Slowakei), Ungarns, Rumäniens und Bulgariens mussten sich nach dem Jahr 1989 mit der Geschichte ihrer Länder gewissermaßen neu auseinandersetzen. Historische Thematiken, die die kommunistischen Regime absichtlich und konsequent verschwiegen oder zum eigenen Vorteil uminterpretiert oder instrumentalisiert hatten, kamen wieder ans Tageslicht.
Der Eiserne Vorhang, der das östliche Europa fast ein halbes Jahrhundert hermetisch abriegelte, erschwerte den Dialog zwischen Ost und West erheblich. Zwischen der Volksrepublik Polen und Westdeutschland lag nicht nur eine räumliche Distanz –nämlich die von der Bundesrepublik bis Anfang der Siebzigerjahre nicht anerkannte Deutsche Demokratische Republik –, sondern auch eine tiefe wirtschaftliche und soziale Kluft, welche die Abschottung zweier ideologisch geteilter und politisch sich fremd gegenüberstehender Blöcke begünstigte. Die Strategien der Vergangenheitsbewältigung wurden einerseits von den Vereinigten Staaten und Westeuropa dominiert, andererseits von der Sowjetunion festgelegt.
Die Geschichtsbilder in Polen und Deutschland verhalten sich nicht nur asymmetrisch zueinander, sondern orientieren sich hauptsächlich an einer individuellen geschichtlichen Bewältigung. Wie die Orientierung des (west-)deutschen Wegs zur Demokratisierung in ihren Geschichtsauffassungen auf westeuropäischen Diskursen fußt, so hat Polen weder eine kollektive Therapie seiner Kriegstraumata erleben können, noch unter seiner nur begrenzten staatlichen Souveränität eine Möglichkeit besessen, einen inneren Konsens für ein generelles nationales Geschichtsverständnis auszuhandeln und sich in die laufenden westeuropäischen Diskurse einzuschalten. Innerhalb der letzten 25 Jahren war der deutsch-polnische Dialog jedoch ein dynamischer Prozess, der aber noch heute von geschichtlichen Belastungen geprägt ist – dadurch bleibt die Reflexion über Geschichte und ihre Interpretation weiterhin aktuell. Es ist dabei von Bedeutung, dass die politischen Führungsschichten beider Länder gleichermaßen ein gemeinsames Interesse an historischen Diskussionen finden und auch die Gesellschaft an sich die Notwendigkeit der Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen von Wissenschaft und Kultur – sowohl über staatliche und private Einrichtungen wie auch durch individuelle Kontakte – wahrnimmt.
Unterschiedliche Geschichtsauffassungen bleiben jedoch trotzdem ein die Gesellschaft und die Nationen spaltendes Element. So war und ist es z. B. nicht einfach, das Wissen über die schweren Kriegsschicksale vieler Polen im gesellschaftlichen Gedächtnis der Deutschen zu vermehren. Dieser Wissensmangel über die östlichen Nachbarn ist in der deutschen Bildung weiterhin ein großes Defizit. Ein ähnliches Problem spiegelt sich jedoch auch im Wissensmangel vieler Polen über die schweren Nachkriegsschicksale vieler Deutschen wider. Das Problem der Asymmetrie und der Missverständnisse in dieser Hinsicht betrifft aber nicht nur das deutsch-polnische Verhältnis.
Einen zentralen Platz in der so genannten Gedächtniskonkurrenz innerhalb Europas nehmen bis heute Kontroversen zwischen der geschichtlichen Wissensüberlieferung West- und Osteuropas – vor allem die menschlich verursachten Katastrophen des 20. Jhs. betreffend – ein. Abseits der Bedeutung von Geschichte im öffentlichen Raum und bei politischen Zwistigkeiten zwischen verschiedenen Ländern kämpfen West- und Osteuropa noch heute um die Verbreitung ihrer jeweiligen Gedächtniskultur.
Während des diesjährigen 20. Schlesienseminars möchten wir auch die Frage geschichtlicher Auseinandersetzungen innerhalb der eigenen Familie ansprechen und dabei erörtern, wie Geschichtsüberlieferung im Kreise der Familie aussieht und was im Vergleich dazu in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen gelehrt wurde und wird. Ziel dabei ist es, die Einstellung und Sichtweise von Menschen anderer Nationalitäten auf beide Seiten betreffende geschichtliche Aspekte verstehen zu lernen. Referenten und Seminarbesucher sollen zusammen die polnische und deutsche Gedächtniskultur – wie auch die anderer Länder Ostmitteleuropas – analysieren und eingehend darüber nachdenken, wie die Geschichte beider Länder in eine europäische Gedächtniskultur einfließen kann und wie es mit der heutigen Identität der Einwohner im östlichen Mitteleuropa bestellt ist. Unser Seminar bietet eine sehr gute Gelegenheit, gemeinsam über die historische Gedächtniskultur verschiedener Völker nachzudenken und auf diese Weise zu analysieren, wie ein solches Gedächtnis die Gegenwart beeinflusst, und welchen Einfluss die Gedächtniskultur auf die gegenseitige Wahrnehmung der Vertreter verschiedener Völker besitzt. Im Rahmen des Seminares sollen also Themen besprochen werden, die zwar von der Vergangenheit handeln, aber für die Zukunft relevant sind, da ein zukunftsorientiertes Denken ohne Kenntnis der Vergangenheit nicht möglich scheint.

Während des diesjährigen Schlesienseminars möchten wir folgende Themenbereiche ansprechen:
1. Modelle der Gedächtniskultur im familiären und schulischen Umfeld
Jeder Mensch, der innerhalb einer Gruppe agiert, zeichnet sich einerseits durch seine Individualität, andererseits aber auch durch seine Gruppenzugehörigkeit aus. Auf dieser beruht seine familiäre, ethnische, religiöse, regionale und soziale Vergangenheit. Geschichtliche Ereignisse überdauern im individuellen Gedächtnis und werden von Generation zu Generation überliefert. Doch selbst innerhalb von Familien werden sie oft marginalisiert, wie auch in der Öffentlichkeit für jede Erzählung ein geeigneter Moment und ein interessierter Zuhörer gefunden werden muss.
Die Geschichtskenntnis der jüngeren Generation wird in erster Linie im regionalen und allgemeinen Geschichtsunterricht im Laufe des schulischen und akademischen Werdegangs vermittelt. Dabei stellt sich die Frage, ob entsprechende Lehrbücher für den Geschichtsunterricht verfügbar sind und wie in ihnen wichtige Ereignisse aus der Sicht verschiedener Gesellschaftsgruppen dargestellt werden. Außerdem bleibt festzustellen, ob es Bücher und Publikationen gibt, die sich mit der Thematik der geschichtlichen Schizophrenie befassen und welche Rolle Lehrer und Dozenten auszufüllen haben.
2. Politik
Hier stellen sich Fragen wie: Inwieweit beeinflusst Geschichte die Wahrnehmung unserer selbst und unserer Nachbarn? Spielen geschichtliche Erfahrungen im Rahmen deutsch-polnischer Begegnungen (weiterhin) eine Rolle? Wie sieht Geschichtspolitik, die mit staatlichem Handeln und der Institutionalisierung von Geschichte verbunden ist, in den Ländern Ostmitteleuropas aus? – Zu ihren Merkmalen gehören Aspekte wie das Errichten von Denkmälern, die Gründung von Museen oder die Organisation verschiedener Gedenkfeierlichkeiten.
Und: Welchen Einfluss hat der Staat auf den Umgang mit problematischer Vergangenheit? Inwiefern sollte er in den Schutz der Vergangenheitsbewahrung eingreifen? – Stellen politische Parteien in ihren Wahlprogrammen vor, auf welche Art und Weise sie mit der Vergangenheit umgehen wollen? Welche Rolle spielt in Polen der Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium (Rada Ochrony Pamięci Walk i Męczeństwa)? Wie sehen nationale Geschichtsdarstellungen, polnische und deutsche Geschichtspolitik und die Politisierung des Problems des Gedächtnisses, der Zukunftsgestaltung und der geschichtlichen Verantwortlichkeit aus? Und was sind die Meilensteine im deutsch-polnischen Verhältnis?
3. Wirtschaft
Wie zeigt sich Gedächtniskultur: In der Wirtschaftpolitik nach 1989 und während der wirtschaftlichen Transformationen; in Der goldenen Zeit hohen Konsums und wachsender Erwartungen; während einer verhältnismäßig moderaten wirtschaftlichen Stagnation und bei wachsender Unzufriedenheit der Gesellschaft gegenüber dem bestehenden System sowie bei wirtschaftlicher Insuffizienz, wirtschaftlichen Krisen und Migrationen?
4. Kirche und Glauben
Hier lohnt die Betrachtung folgender Bereiche: Die Autonomie in der religiösen Sphäre; die Unterwerfung der Kirche unter die staatliche Regierung; die Zusammenarbeit von Kirche und Parteien (z. B. die Politik der Kirche in Polen nach dem Jahre 1989); die Verhältnisse zwischen Kirche und Staat nach dem Jahr 1989; die Stellung der Kirche in der pluralistischen und demokratischen Gesellschaft.
5. Öffentlicher Raum
Wichtige Bereiche sind: Gedenkstätten wie Denkmäler, Erinnerungstafeln, kulturelle Phänomene und geschichtliche Ereignisse, die eine große Bedeutung für die deutsche Minderheit im östlichen Mitteleuropa besaßen und besitzen, aber aufgrund des politischen und geschichtlichen Wandels aus dem kollektiven und individuellen Gedächtnis verschwanden oder absichtlich verdrängt wurden. – Was ist für die deutsche Minderheit und die Bewohner Ostmitteleuropas eine Gedenkstätte? – Der Streit um die verbliebenen deutschen Denkmäler, Tafeln und religiösen Stätten; das Problem der Symbolik und Bedeutung der Nachkriegsdenkmäler; die Rolle und Bedeutung des Internets als Veröffentlichungsmedium eigener/persönlicher/individueller/subjektiver Meinungen; Differenzen bei der Interpretation von Ereignissen, die von individuellen Standpunkten abhängig gemacht werden; die Generationswende: Das Aussterben der Zeitzeugen; die Privatisierung des Gedächtnisses; die Entpolitisierung des Gedächtnisses; Lücken in der Geschichtsüberlieferung.
6. Lokale Geschichte
Das Interesse an der lokalen Geschichte und die Entdeckung der eigenen Region steigen kontinuierlich. Sollte man sich darum bemühen, diese Geschichte zu bewahren? Wenn ja, auf welche Art und Weise? – Dabei ist eine Tendenz zu beobachten, unangenehme Dingen zu verschweigen und positiv assoziierte Ereignisse zu beschönigen. – Entsprechen symbolische Bedeutungen geschichtlichen Tatsachen? – Wie sieht das emotionelle Verhältnis zu geschichtlichen Ereignissen aus?
7. Museen
Die Gedächtniskultur in Polen und in Deutschland veränderte sich entsprechend der geschichtlichen nationalen Wendepunkte. Das geschichtliche Bewusstsein der jungen Generation entsteht jedoch nicht nur infolge des Geschichtsunterrichts, sondern z. B. auch während des Besuchs von Museen. Doch auch museale Orte ändern sich mit der Zeit, und die dort präsentierten Ereignisse werden nicht selten immer weniger verständlich. Es verändert sich auch die Motivation, Erinnerung an Vergangenes zu kultivieren. Das Wichtigste ist dabei heute weniger die Wiedergabe vergangener Ereignisse, sondern die Reflexion über ihre Wahrnehmung und die Fähigkeit, eventuelle Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart ziehen zu können. Museen sind Gedächtnisorte, wo man die Realität sehen kann, und sie sind auch eine sinnvolle Ergänzung und ein Katalysator für die Gedächtniskultur. – Inwiefern kann ein Gedächtnisort eine so verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen? Welche Formen der (Re-)Präsentation der Vergangenheit sollten gewählt werden? Und wie kann sich ein Gedächtnisort in Bezug auf das existierende geschichtliche Bewusstsein hin entwickeln? – Werden problematische Themen in Museen übergangen? – Wie sieht die Situation der deutschen Minderheit in Polen hinsichtlich von Museumspräsentationen und Exponaten für künftige Generationen aus?
Wir laden alle Interessierten herzlich zur Teilnahme an diesem Seminar ein!
Es besteht die Möglichkeit, ein bereits realisiertes Projekt vorzustellen sowie ein Referat oder einer Präsentation vorzutragen.
Sie können auch gerne Ihre kulturellen Aktivitäten im Rahmen des Abendprogramms präsentieren. Für Anregungen und Vorschläge zur Gestaltung des Abendprogramms sind wir stets offen!
Die Referate und Diskussionen finden in polnischer und deutscher Sprache (mit Simultanübersetzung) statt. Unterbringung, Verpflegung, Honorar sowie ein anteiliger Reisekostenzuschuss für die Referenten werden von den Veranstaltern für den Vortragstag übernommen.
Personen, die einen Vortrag halten möchten, bitten wir, das ausgefüllte Formular zwecks Anmeldung bis zum 30. April 2015 zuzusenden. Der Anmeldung fügen Sie bitte eine Zusammenfassung Ihre Vortrags (max. 1.500 Zeichen) bei.
Das Programm des diesjährigen Schlesienseminars wird bis Ende Mai 2015 zusammengestellt.
Wir planen, wie in den vorangegangenen Jahren, wieder einen Tagungsband des Schlesienseminars herauszugeben. Die schriftliche Ausformung eines Referats im Rahmen der Publikation soll 13.000 Zeichen (mit Leerzeichen) nicht überschreiten. Die schriftlichen Referate sollten eine breite Leserschaft in die jeweiligen Thematiken einführen. Beispiele schriftlicher Referate aus den zurückliegenden Schlesienseminaren (auch für Form und Zitierweise) finden sie auf unserer Internetseite unter der Registerkarte: Publikationen.
Die Anmeldungen bitten wir, an folgende Email-Adresse zu schicken:
patrycja.wiencek@haus.pl
Oder per Post an:
Frau Patrycja Wiencek-Baron
Dom Współpracy Polsko-Niemieckiej
Ul. 1 Maja 13/2
45-068 Opole/Poland
Tel.: +48 77 402 51 05
Fax +48 77 402 51 15

2.4.2015

Krankenbesuche der DFK Mitglieder vor Ostern.

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 18:57

Es ist Gründonnerstag, es schneit in Schlesien und alte, kranke und bedürftige DFK-Mitglieder müssen vor dem Fest besucht werden.
Also mache ich mich auf den Weg.
Zum Glück waren die Malteser aus Telgte mit Hilfsmitteln und auch Kleidung in Glatz, wie auch ein privater Transport von Herrn Pollok aus Münster.
Schnell noch warme Kleidung sortiert, und das Auto bis unter das Dach mit Pampers, Lebensmitteln, einigen Süßigkeiten und besagter warmer Kleidung gepackt. Die erste Tour über Schlegel in den Kreis Neurode und auf dem Rückweg über Ober- und Niedersteine. Frau Kühnel bekam endlich einen Wannenlifter, damit sie wieder in die Badewanne kann. Eine Spende der Familie Haverkamp aus Deutschland die mitgebracht wurde.
Karfreitag war dann die Tour Bad Altheide bis Bad Kudowa an der Reihe. Meine Vorstandsvorgängerin, Friedel Weinhold, ist dann die letzte vor der tschechischen Grenze und Frau Hauschke in Straußdörfel, die genau an der Grenze wohnt. Sie hat auch immer eine Geschichte der Grenzer von beiden Seiten zu erzählen, die sich bei ihr gewärmt und so manchen Wodka getrunken haben und welche Schmuggler in der Zeit an ihrem Haus vorbei gezogen sind. Oft sollen es ja sogar die Zöllner gewesen sein, die Waren selbst in ihrem Haus getauscht haben. Aber ich traf sie dieses Mal im Bett an, im ungeheizten Zimmer mit einer Campingtoilette ausgerüstet, auf die sie aber allein nicht mehr kann. Ihre Nichte wohnt ca 300 Meter entfernt und versorgt sie, soweit es geht. Aber da muss sofort etwas geschehen. Leider war sie nicht verheiratet, hat auch keine Kinder. Sie wird wegen ihrer Gebrechen ins Altersheim gehen müssen und hat mich gebeten etwas zu unternehmen. Ihr Lieblingshund, die Mimmi ist im Januar gestorben und in der Wohnung lebt sie nun noch mit ca 8 Katzen. Ich werde mit Elisabeth Kynast sofort versuchen Abhilfe zu schaffen.
Zu den meisten alten Mitgliedern komme ich nur zwei Mal im Jahr vor Ostern und Weihnachten, es sei denn, es erreicht uns ein Hilferuf, oder es werden wichtige Hilfsmittel benötigt. Auf Grund des Alters der Kriegserlebnisgeneration werden die Probleme immer größer und unsere Sozialbetreuung ist daher sehr umfangreich geworden.
Danach führte mich mein Weg nach Jakobsheim auf dem Weg von Bad Kudowa nach Karlberg, wo ich leider die Abfahrt verpasste und wegen des Schneetreibens nicht mehr wenden konnte. Also bis oben auf den Berg gerutscht, es lagen schon drei PKW im Graben, man hatte wohl zu früh auf Sommerreifen gewechselt. Erst dort konnte ich wenden, der Schneepflug hatte alle Querwege mit hohen Schneebergen verstopft. Tatsächlich bin ich dann noch bei Fam. Teuber angekommen, die mich wegen der medizinischen Hilfsmittel schon erwartet hatten. Nach einem wärmenden Kaffee weiter auf der Strecke Kudowa Richtung Altheide zu Wiktoria, dann weiter durch das Höllental. Abends gerade noch zur Kreuzverehrung in die Schwenzer Kapelle geschafft, aber zu spät und ich musste auch da zunächst draußen mit den Jugendlichen stehen, weil innen kein Platz war. Wie immer.
Normalerweise fahre ich in der Karwoche ab Montag, in diesem Jahr kamen die Transporte auch erst in dieser Woche, also bleibt wenig Zeit alle lieben Menschen zu besuchen. Dann muss ich mir immer Zeit für Gespräche nehmen, auch um die Sorgen ein wenig zu lindern. Es werden dann die Quittungen der dringend benötigten Medikamente gezeigt. Bei wenig Rente und wenn auf dem Konto Schlesienhilfe liebe Menschen aus Deutschland etwas eingezahlt haben, kann ich auch finanziell unterstützen.
Heute Samstag nur noch Richtung Habelschwert, aber auch bei uns hat es in der Nacht kräftig geschneit. Dort ist bei zwei alleinlebenden Schwestern die ältere, Elvira gestorben und die andere möchte trotz ihrer Gebrechen nicht ins Altersheim. Aber auch in diesem Fall sehe ich wegen fehlender Verwandtschaft kaum Möglichkeiten.
Das ist mal ein Bericht nur von einigen der Bedürftigen, die unsere Hilfe bitter nötig haben.
Aber es gibt auch positive Erlebnisse, denn andere werden im Alter von ihren Kindern und Verwandten liebevoll gepflegt, freuen sich aber über meinen Besuch und kleine Geschenke aus Deutschland.

In meiner Abwesenheit sind unsere Frauen, zum traditionellen ( Eierweihen) heute früh in der Kirche, dort werden liebevoll zurechtgemachte kleine Zutaten für das Ostersonntagsfrühstück geweiht, wer es nicht kennt. Dann sind sie in Haus und Küche aktiv, um uns am Fest des auferstandenen Herrn wieder mit allerlei Köstlichkeiten zu überraschen. Auch Schwiegermutter ist nach ihrem dritten Herzinfarkt wieder gut genesen und aktiv in der Küche tätig.
Sonntag gibt es dann, nach der Auferstehungsmesse, ein ausgedehntes Frühstück, bevor die ersten Verwandten erscheinen.
Am Montag dann ein Osterfeuer für alle, die dabei sein wollen, verbunden mit einem Resteessen und gemütlichem Beisammensein in der Reiterstube.

Bericht

Horst Ulbrich                                           DSCF3557   Na dann frohe Ostern 2015

Hilfstransporte zu Ostern für den DFK Glatz.

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 18:44

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Nach dem Hilfstransport der Malteser aus Telgte kam am Mitwoch, dem 1.4.2015, noch ein privater Hilfstransport, organisiert und finanziert von Herrn Pollok aus Münster. Jedes Jahr ist Familie Haverkamp als Fahrer und Begleiter mit dem Gemeindefahrzeug und großem Anhänger unterwegs zum DFK in Glatz. Leider war Herr Haverkamp aus gesundheitlichen Gründen dieses Mal nicht dabei und seine Frau kam mit einem „Ersatzfahrer“. Das Gemeindefahrzeug finanziert sich durch die Werbung auf dem PKW und jedes Gemeindemitglied kann gegen Benzinkosten das Fahrzeug ausleihen, wobei die Fahrt nach Schlesien wohl eine der weitesten Wege ist.
Auch in diesem Jahr war unter anderem wieder gute und vorsortierte
Kleidung dabei. Die Beschriftung auf den Kartons macht die Arbeit in der Kleiderkammer leichter. Aber schon vor dem Fest, bei den Hausbesuchen, wird vieles verteilt, in diesem Jahr und wegen des Wetters auch warme Kleidung. Viele unserer Behinderten warten schon auf die Lieferung der Pampers, die sich nicht jeder Rentner leisten kann.
Nun kann ab Donnerstag an unsere Bedürftigen ausgeliefert werden, unser Lager war schon seit Jahresbeginn so gut wie leer.
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal den Maltesern, den Kirchengemeinden Bukow und Königswusterhausen und den privaten Spendern ganz herzlich für die Schlesienhilfe danken.

DFK Vorstand
Horst Ulbrich

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