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Am 18.6.2016 ist es endlich gelungen, den zu Tode gequälten unschuldigen Opfern, die im Garten und um das Haus Zimmerstr. Nr.8 und Nr. 10 in Eile von ihren Mithäftlingen begraben wurden, eine Gedenktafel in Deutsch und Polnisch einzuweihen.
Der Gedenkstein wurde vom Großdechant Franz Jung und Pater Marian Arndt geweiht.
Elisabeth Kynast und Henryk Grzybowski informierten die vielen Anwesenden über die Gräueltaten die nach dem Krieg hier stattgefunden haben. Ein Brief von Georg Wenzel, der nach dem Krieg hier inhaftiert war und einige seiner Kameraden mit anderen Inhaftierten Nachts in Eile verscharren musste, konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht teilnehmen. Herr Franz Olbrich, dessen Vater hier zu Tode gekommen ist war aus Berlin extra angereist, um seinem Vater nach so vielen Jahren noch einmal seine Ehre zu erweisen. Mit einer Schweigeminute wurde der Toten gedacht, bevor die Gedenkveranstaltung zu Ende ging.
Ich möchte hier auch die beiden Briefe von Herrn Georg Wenzel und Herrn Dr. Werner H. Schmack veröffentlichen.
Bericht Horst Ulbrich
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Brief von Dr. Schmack.
Im Sommer 1945, als der russische Stadtkommandant mit seinem Stab unser Elternhaus in der Zimmerstraße 8 verlassen hatte, wurde unser Haus vom polnischen Amt für Staatssicherheit beschlagnahmt und zu einem Gefängnis umfunktioniert. Seitdem ist unser Name Dr. Schmack seit nunmehr 70 Jahren mit dem Begriff „Zimmerstraße-Glatz“ und den schrecklichen Ereignissen in diesem Hause verbunden. Viele ehemalige Inhaftierte, die wir treffen, Schwester Ruthild Völkel, die die schwer Verletzten versorgte und die persönlichen Erinnerungen sind auch nach 70 Jahren noch lebendig. Und so haben auch wir uns immer wieder bemüht das Geschehen nicht vergessen zu lassen. Die Familie Dr. Schmack bedankt sich bei der Stadt Glatz, bei Frau Kynast, bei Herrn Wenzel und Herrn Ulbrich und allen die dazu beigetragen haben mit dieser heute enthüllten Gedenktafel an die vielen Gequälten und Verstorbenen gemeinsam mit den heutigen Einwohnern und den Angehörigen versöhnlich zu gedenken.
Dr. Werner H. Schmack, Minden am 11. Juni 2016
Brief von Georg Wenzel.
Mit vielen anderen war ich, 17 Jahre alt, 1946 im Kreisquartier der UB in Klodzko/Glatz in der Zimmerstraße – Lucycka 8 inhaftiert. Nach den im Deutschen Bundesarchiv liegenden Berichten sind dort allein 70-80 namentlich genannte Deutsche zu Tode geschunden und, zum Teil auch von mir, im Garten des Hauses verscharrt worden. Unschuldig, wie viele andere, habe ich mit schweren gesundheitlichen Schäden überlebt.
Es ist mir schon viele Jahre ein Bedürfnis, mit einer Gedenktafel an alle verstorbenen Leidensgenossen, gleich welcher Nationalität, zu erinnern. Diese Tafel soll aber auch Mahnung sein an alle, niemals Gewalt im Umgang mit anderen Menschen anzuwenden. Sie soll nicht die Verbrechen der einen mit denen der anderen Seite aufrechnen, sondern ein weiterer Schritt zur Versöhnung zwischen unseren Völkern auf der Basis der geschichtlichen Wahrheit sein.
Danke möchte ich allen sagen, die das ermöglicht haben, Bürgermeister, Rat und Verwaltung der Stadt Klodzko Frau Elisabeth Kynast, Frau Theresa Bazala, Herrn Horst Ulbrich, Herrn Henryk Grzybowski und Herrn Henryk Czaja.
Aus gesundheitlichen Gründen muss ich das auf diesem Wege tun.
Georg Wenzel