Zum Vergrößern bitte Bilder anklicken
Vom 10. bis zum 16. September 2015 war eine Gruppe von 11 Schülerinnen und Schülern und zwei begleitenden Lehrerinnen des Silverberg-Gymnasiums in Bedburg (Erft) zu Besuch in der Grafschaft Glatz. Die Jugendlichen wohnten bei ihren polnischen Austauschpartnern in Habelschwerdt und Umgebung, denn der Besuch fand im Rahmen der bereits seit fünf Jahren bestehenden Schulpartnerschaft zwischen dem nordrhein-westfälischen Gymnasium und dem Allgemeinbildenden Schulzentrum Habelschwerdt (der früheren Hermann-Stehr-Aufbauschule) statt. Auch diesmal wurde der Austausch erst möglich durch die finanzielle Unterstützung des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (dpjw), der Heimatgruppe Habelschwerdt (die auch entscheidenden Anteil an der Entstehung der Schulpartnerschaft hatte) sowie last but not least des DFK Glatz.
Die deutschen Gäste kamen am Vormittag des 10. September mit dem Flugzeug von Düsseldorf in Breslau an und fuhren dann mit dem Bus weiter nach Habelschwerdt. Dort wurden sie von ihren schon aufgeregten polnischen Austauschfamilien empfangen. Mittags gab es ein gemeinsames Begrüßungsessen, eine offizielle Begrüßung in der Schule sowie ein von den polnischen Schülern vorbereitetes Programm aus Kennenlernspielen. Am Freitag war „Schultag“, denn das Kennenlernen des Schulalltags im Partnerland ist ein zentrales Element des Schüleraustausches. Am Nachmittag stand dann der erste Ausflug auf dem Programm, der die deutsch-polnische Gruppe ins Eulengebirge führte. Der Besuch des dortigen „Komplexes Riese“ hatte erst kurzfristig durch den Medienrummel um den angeblich gefundenen „Goldzug“ eine besondere Aktualität erhalten. Abends versammelte sich die Gruppe noch zu einem „Bunten Abend“ in der Schule, wo die Gasteltern ein kaltes Büffet aus polnischen Spezialitäten vorbereitet hatten. Danach hatten die Schülerinnen und Schüler noch Spaß bei Karaoke und Tanz.
Für den Samstag stand eine Mischung aus lokaler Entdeckungsreise und körperlicher Ertüchtigung auf dem Programm: Nach einem Besuch der Urnitztalsperre, des Wölfelsfalls sowie des Ortes Wölfelsgrund wanderten die Schülerinnen und Schüler auf den Spitzigen Berg – nicht wenige der Teilnehmer waren merkbar außer Atem, als sie nach einer knappen Stunde oben ankamen. Nach der Messe um 12 Uhr gab der Pfarrer der Wallfahrtskirche eine kurze Einführung in die Geschichte von Maria Schnee, die anschließend durch einen Besuch des kleinen Museums an der Kirche durch die Erklärung des teilnehmenden Lehrers H.-P. Keuten aus Habelschwerdt, dessen Vorfahre Christoph Veit vor 265 Jahren die Marienfigur von Mariazell in die Grafschaft Glatz gebracht hat, noch vertieft wurde. Nach dem Abstieg fuhr ein Bus die Gruppe nach Winkeldorf, wo sie im Gottwaldhof bereits erwartet wurde. Renate Czaplinska zusammen mit ihrer Tochter und zwei Enkelinnen begrüßten die deutschen und die polnischen Schüler und stellten – auf Deutsch und auf Polnisch – den Gottwaldhof als typischen Glatzer Bauernhof in Form eines „fränkischen Viereckhofs“ aus dem 19. Jh. vor. Nach der Einführung durften dann die Schülerinnen und Schüler mitanpacken: Es wurde Bauernbrot gebacken und Butter geschlagen. Wer Lust hatte, konnte sich außerdem in der Hüteausstellung im 1. Stock sowie in der Aquarellausstellung und der Bibliothek sowie der Dauerausstellung „Reiseland Schlesien“ die Zeit vertreiben. Zum Schluss des Besuches konnten die selbst hergestellten Produkte zu einer deftigen Gulaschsuppe und einigen anderen Beilagen „verputzt“ werden. Den Abschluss des Besuchs in Winkeldorf bildete ein Besuch in der dortigen Kirche und dem historischen Kirchhof unter der fachkundigen Leitung des DFK-Vizevorsitzenden Jochen Straube, der sich bekanntlich wieder in der Heimat seiner Vorfahren, in Winkeldorf, angesiedelt hat.
Der Sonntag stand allen Austauschteilnehmern als Familientag zur freien Verfügung. Die Schüler haben sich interessante Programme für ihre Partner ausgedacht und am Abend haben sich alle sogar nochmal zusammen privat zu einem Lagerfeuer getroffen (ohne Lehrer!).
Der Montag gehörte der niederschlesischen Hauptstadt Breslau, die die deutschen und polnischen Schüler unter der fachkundigen Leitung einer zweisprachigen Stadtführerin bei sonnigem Wetter kennenlernen durften. Am Nachmittag war dann noch genug Zeit für weitere Erkundungen auf eigene Faust – und natürlich für ausgiebiges Shoppen.
Den Abschluss des Austausches bildete am Dienstag nach dem Schulunterricht ein Besuch in der „Hauptstadt der Grafschaft“, in Glatz. Unser DFK-Mitglied und Lokalhistoriker Richard Stanosek war so nett, die Schülergruppe durch Glatz zu führen, u.a. auch unterirdisch über die seit einigen Jahren offene „unterirdische Trasse“, die von der Stadtpfarrkirche bis zur Festung unter der gesamten Altstadt verläuft. Einen guten inhaltlichen Abschluss der Austauschwoche bildete dann eine kurze Filmvorführung im DFK, wo sich die Schülerinnen und Schüler die Reportage „Polen und seine Deutschen“ anschauen konnten, die 2014 zum ersten Mal in der ARD ausgestrahlt wurde. Die Reportage stellt die Geschichte der deutschen Minderheit in Polen von 1945 bis heute vor (mit Schwerpunkt Schlesien) und enthält mehrere Interviews mit Personen, die die Schüler in der vergangenen Austauschwoche kennengelernt hatten, u.a. Renate Czaplinska aus Winkeldorf und Heinz-Peter Keuten aus Wölfelsdorf bzw. Habelschwerdt wie auch der DFK Glatz selbst. Der Besuch beim DFK endete mit einer Einladung zum Pizzaessen, während dessen der DFK-Vorsitzende Horst Ulbrich noch kurz den Verein selbst vorstellte. Am Nachmittag hatten die Schülerinnen und Schüler Freizeit, um sich noch weiter in Glatz umzusehen und evtl. Souvenirs zu kaufen, denn schon am nächsten Morgen in aller Frühe hieß es, Abschied zu nehmen. Aber zum Glück keinen Abschied ohne Wiedersehen, denn der Gegenbesuch in Bedburg ist schon fest eingeplant und wird die Habelschwerdter Jugendlichen Anfang April 2016 nach Deutschland führen.
Die Organisatoren und die gesamte Schülergruppe bedankt sich herzlich bei allen, die an der Vorbereitung und Durchführung des Austausches beteiligt waren, insbesondere bei den schon traditionellen Sponsoren der Schulpartnerschaft: Dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk, der Heimatgruppe Habelschwerdt und dem DFK Glatz. Auch diesmal hat die deutsch-polnische Jugendbegegnung dazu beigetragen, dass die Jugendlichen aus Deutschland und Polen einander kennenlernen, Vorurteile abbauen und Freundschaften schließen sowie gleichzeitig vieles über die gemeinsame Geschichte ihrer Länder und insbesondere der Grafschaft Glatz erfahren konnten.
Bericht: Heinz-Peter Keuten (DFK-Vorstandsmitglied und Lehrer am Allgemeinbildenden Schulzentrum Habelschwerdt)
Bitte Bilder anklicken.