Seit Monaten hatte die Dorfgemeinschaft von Wilkanów/Wölfelsdorf auf dieses Fest hingearbeitet, und am 9. Juli 2017 fand es statt: Das alljährliche Wölfelsdorfer Dorffest, in diesem Jahr als Gedenktag an das Jahrhunderthochwasser, das vor 20 Jahren den Ort bei Habelschwerdt heimgesucht hatte, vor allem als Anlass zu einer Danksagung an alle Helfer aus dem In- und Ausland, dank derer der Ort wieder aufgebaut werden konnte. Zu diesem Fest hatte der Dorfvorstand ausdrücklich auch Vertreter aus Deutschland, insbesondere den Wölfelsdorfer Heimatverein, eingeladen, und drei noch in Wölfelsdorf geborene Herren hatten die Einladung angenommen. Auch die ebenfalls aus Wölfelsdorf gebürtige Mutter des DFK-Schatzmeisters nahm die Einladung gerne an. Die Übersetzung der Begrüßungsrede des Dorfvorstehers übernahm Heinz-Peter Keuten, die Grußworte des Wölfelsdorfer Heimatvereins aus Deutschland wurden von DFK-Mitglied Agnieszka Ianakiev, ebensfalls in Wölfelsdorf/Wilkanów geboren, ins Polnische übersetzt (s. Fotos).
Die Feierlichkeiten begannen mit einer feierlichen Messe in der Georgskirche, während derer die beiden Ortsgeistlichen mehrmals allen Helfern aus dem In- und Ausland dankten, die vor 20 Jahren großzügige christliche Hilfsbereitschaft unter Beweis gestellt haben, um den von einem Schicksalsschlag getroffenen Wölfelsdorfern „aus der Patsche“ zu helfen, immer verbunden mit einem Appell, man möge dies zum Anlass nehmen, auch heute allen Hilfsbedürftigen und Flüchtlingen in christlichem Sinne zu helfen, wann immer diese sich in einer verzweifelten Lage befinden. An der Messe nahmen auch viele ehemalige Bürgermeister und Stadträte von Habelschwerdt, den Nachbargemeinden und der Kreisstadt Glatz sowie die Vertreter des Wölfelsdorfer Ortsvorstands teil.
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Anschließend fand auf einer hinter dem Dorfgemeindehaus aufgebauten Freilichtbühne der offizielle Teil der Feierlichkeiten statt: Nach der simultan ins Deutsche übersetzten Begrüßungsansprache des Dorfvorstehers Mariusz Lis sprachen die heutigen sowie die ehemaligen Bürgermeister und Stadträte, die zur Zeit des Hochwassers im Amt waren, von ihren Erinnerungen, dankten allen Helfern und lobten die Fortschritte, die Wölfelsdorf seit dem Hochwasser machen konnte: Neue Schule, neue Sporthalle, neue Dorfstraßen, Regulierung des Baches (zumindest im oberen Dorfteil), neue Straßenbeleuchtung sowie Renovierung und Ausstattung der Kirche und des Pfarrhauses mit einer Bodenheizung (noch im Gange). Zum Schluss verlas der aus Deutschland angereiste Paul Rupprecht das Grußwort des Wölfelsdorfer Heimatvereins, das simultan ins Polnische übersetzt wurde und dem die polnischen Wölfelsdorfer und die anwesende lokalpolitische Prominenz gespannt zuhörte. Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurde im Gemeindehaus ein Film über das Hochwasser 1997 mit dem Titel „Bei uns fing alles an“ gezeigt, mit beeindruckenden, teils auch bedrückenden Bildern von der damaligen Katastrophe. Dann begann der unterhaltsame Teil, zuerst mit einer musikalischen Vorführung der Wölfelsdorfer Folkloregruppe „Die Wölfchen“. Dann fanden diverse Musik- und Tanzvorführungen statt, bei denen das Publikum begeistert mitmachte. Nebenan gab es den ganzen Nachmittag und Abend einen Grillstand und einen Bierstand sowie für die Kinder einen Stand mit Zuckerwatte und Popcorn sowie Spielzeug, daneben Spiele und Vorführungen der Freiwilligen Feuerwehr. Am Abend fand auf und vor der Bühne noch eine Tanzveranstaltung statt, bevor die Feierlichkeiten ihren offiziellen Abschluss mit einem Feuerwerk fanden, das auf dem Plane gezündet wurde. Das Wetter war den ganzen Tag lang ausgezeichnet – Petrus hat die Organisatoren des Fests großzügig für ihre Arbeit belohnt.
Sozusagen eine Fortsetzung des Festes fand am darauffolgenden Wochenende, am 16. Juli, statt, als eine Reisegruppe von gut 35 Teilnehmern mit dem Bus aus Deutschland anreiste, um ihre alte Heimat zu besuchen. Vormittags wurde eine deutsch-polnische Messe in der Wölfelsdorfer Kirche gefeiert, und anschließend empfing, wie es inzwischen schon zur Tradition geworden ist, der polnische Rentnerverein die deutschen Wölfelsdorfer im Gemeindehaus zum Mittagessen und einem Kulturprogramm – diesmal mit einem beeindruckenden Konzert, das der Schulleiter des Wölfelsdorfer Gymnasiums auf seinem klassischen Akkordeon zu besten gab.
Der Kontakt zwischen den deutschen und den polnischen Wölfelsdorfern ist inzwischen schon zu einer schönen Tradition geworden. Gemeinsames Essen und Singen tun das Übrige, um die Barrieren zwischen den Nationalitäten abzubauen. Dass sich außerdem drei deutsche Wölfelsdorfer in der Woche zuvor engagiert und das Lapidarium an der Wölfelsdorfer Kirche „auf Vordermann“ gebracht haben, wurde von der Gemeinde und dem Ortspfarrer besonders gelobt und trägt zur Völkerverständigung bei. Insgesamt eine sehr erfreuliche Doppelveranstaltung, die geholfen hat, dass sich polnische und ehemalige deutsche Einwohner desselben Ortes in unserer schönen Grafschaft Glatz näher kommen.
Bericht: Heinz-Peter Keuten