Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

10.3.2024

Der Pfarrer kommt!

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 15:02

Deutscher Freundschaftskreis
Deutsche sozial-kulturelle Gesellschaft Kreisverband Glatz

Nachdem der Beitrag im Grafschafter Boten erschienen ist und ich viele positive Reaktionen bekam, werde ich auch hier über schlesische Tradition berichten.

Der Pfarrer kommt!     Von Horst Ulbrich
Eine Tradition im heutigen Schlesien, und gerade im ländlichen Bereich, ist, nach dem
Weihnachtsfest und um den Jahreswechsel die Segnung der Häuser. Da unser Pfarrer fünf Gemeinden zu betreuen hat, ist er erst nach Hl. Dreikönige in das Niederdorf Schwenz und zu
uns gekommen. Wann er welche Straßenzüge besucht, wird jeden Sonntag nach der Messe
bekanntgegeben. Bei uns war es erst der 13.1., und unsere Straße war wohl die letzte seiner
Besuche.
Oh, der Pfarrer kommt! Da telefoniert man mit Bekannten, wo er denn schon gewesen sein
könnte und wie lange es wohl bis zu seinem Besuch noch dauert. Dann der Anruf vom letzten Besuch aus dem Dorf, er sei dort fertig und fährt ins Niederdorf.


Schon vorher wird alles vorbereitet. Tisch mit Kreuz und Kerzen aufgestellt, ist die Treppe auch sauber? Meine Stiefel im Flur in die Kammer versteckt, auch ein leerer Bierkasten von Silvester im sichtbaren Vorraum verschwand.

Vater wird an das Fenster beordert, um Bescheid zu geben ob der Pfarrer schon zur Tür kommt. Das Auto hält vor der Tür……. Er kommt sagt Vater. Schnell Kerzen anzünden, der Hausherr öffnet die Tür. Ich stehe draußen den Pfarrer zu empfangen, aber er ist zunächst zum Nachbarn auf der anderen Straßenseite.

Also Vater wieder an das Fenster und dann ist es soweit. Pfarrer und Messdiener kommen, stimmen ein Weihnachtslied an und alle singen. Dann ein Vater unser und das Haus, wie auch die Bewohner werden gesegnet. Katholiken wissen, es besucht uns nicht nur der Pfarrer und deshalb auch der Aufwand.

Danach wird es privat. Wir waren die letzten und damit auch Zeit für einen Kaffee und Plätzchen. Da werden auch mal die zurückgehenden Zahlen der Kirchenbesucher im sonst so katholischen Polen besprochen, oder die teure Renovierung unserer Kapelle im Dorf. Natürlich bekommt der Pfarrer immer einen Briefumschlag mit Geld, auch der Ministrand für seinen Einsatz am Altar übers Jahr.

Nach ca. 20 Minuten verabschiedete sich der Pfarrer und der normale Ablauf im Haushalt ist wieder hergestellt.

Bericht Horst Ulbrich

 

 

 

 

 

 

 

 

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