Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

24.7.2013

Einweihung des historischen Tores in Niederschwedeldorf.

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 18:52
Nach der Renovierung von Tor und Ramen.

Nach der Renovierung von Tor und Ramen.

Niederschwedeldorf 005

Begrüßung durch die Dorfsprecherin Niederschwedeldorf

Niederschwedeldorf 019

Frau Ulbrich als Dolmetscher für die anwesenden Polen
Helmut Göbel
Großdechant Franz Jung

 

Anmerkungen zu Niederschwedeldorf (Szalejow Dolny) oder Arnost von Pardubitz und Helmut Göbel

Auf den ersten Blick ist Niederschwedeldorf (Szalejow Dolny) ein Dorf in der Grafschaft Glatz wie viele andere. In einem lieblichen Tal strebt ein gut und naturgerecht ausgebautes Flüsschen (Bystrzyca Dusznicka) der Glatzer Neiße zu. Am linken und rechten Ufer des Baches reiht sich Haus an Haus, nicht selten mit Garten und Blütenpracht vor und hinter dem Gebäude. Diese Gestaltung eines Dorfes erinnert an die planmäßige Anlage deutscher Siedlungen im Gebirge und dessen Vorland, die sogenannten Waldhufendörfer.
Auf den zweiten Blick, ergänzt durch die Lektüre der entsprechenden Artikel im Handbuch der historischen Stätten, Band Schlesien, wird klar, dass Niederschwedeldorf (bezeugt 1269 in einer Prager Urkunde und damit eines der ältesten dokumentierten Dörfer in der Grafschaft Glatz) auf eine nahezu 800jährige Geschichte zurückschaut. Arnestus von Pardubitz, der berühmte erste Prager Erzbischof, der erste Kanzler der Prager Universität und enge Berater von Kaiser Karl dem IV. kaufte das Dorf etwa 100 Jahre nach seiner ersten Erwähnung und schenkte den Besitz dem von ihm gegründeten Augustiner – Chorherrenstift in Glatz. Die Augustiner entfalteten insbesondere im 16. Jahrhundert eine rege Bautätigkeit in Niederschwedeldort und bewahrten die Erinnerung an Arnestus , indem sie unter anderem das Wappen seiner Familie in eines der Tore der Mauer um das Kirchengelände anbringen ließen.
Es wird Zeit, auf den eigentlichen Anlass dieser Zeilen einzugehen. Weitere historische Auslassungen würden den Leser vielleicht ermüden oder gar den Ausspruch provozieren: Der Autor möge aufhören, Eulen nach Athen zu tragen.
Wer kümmert sich heute um die steinernen, manchmal auch hölzernen Zeugnisse der Vergangenheit? Da ist zum Beispiel der Erzengel-Michael-Verein in Niederschwedeldorf mit einer ganzen Reihe aktiver Mitglieder, die sich um die Erhaltung der kulturellen Werte der Vergangenheit verdient gemacht haben. Dies ist bemerkenswert , weil es sich nicht um ihre, sondern vor allem um deutsche und böhmische Geschichte geht.
Und nicht zu vergessen: In und um Niederschwedeldorf ist Helmut Göbel seit Jahren unermüdlich tätig. Er hat die Rekonstruktion und Erneuerung von Denkmälern, Kapellen und Wegkreuzen (Straße der Denkmäler) in seinem Heimatdorf zu seinem Lebenswerk gemacht. Angefeuert durch seinen Enthusiasmus und unter seiner Regie haben viele Dorfbewohner mitgeholfen, sein Lebensmotto „Denkmäler sind die geistige Botschaft der Vergangenheit“ in der Realität umzusetzen. Helmut Göbel scheut sich aber auch nicht, seine guten Beziehungen zu polnischen und deutschen Institutionen und Firmen zu nutzen, um seine Ziele zu erreichen.
Eines dieser Ziele war seit langem, das unter Denkmalschutz stehende und seit Jahren nicht begehbare Törchen zur Kirchenmauer wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Dazu mussten einige große Heuscheuer-Platten erneuert , die Wände neu gemauert , verputzt und gestrichen werden. Als Herkulesarbeit erwies sich der Einbau einer neuen Holztüre. Luftgetrocknetes Eichenholz wurde aus Westfalen beschafft, damit das Törchen wieder dem Originalzustand entspricht. Allerdings zeigt das Holz nicht zu tilgende Spuren der neueren Geschichte. Die vom Einmarsch der Amerikaner in Münster zurückgebliebenen Verfärbungen aufgrund eingeschlagener Granaten wurden bewusst nicht beseitigt. Helmut Göbel nahm dies mit Humor und sagte: „Das Holz der neuen Türe hat unter den Amerikanern gelitten, ich habe noch russische Granatsplitter im Leibe. Beide haben das überlebt.“
Im Juli konnten endlich fast alle Arbeiten abgeschlossen werden. Großdechant Jung war gekommen, um das neue Tor einzuweihen. Als symbolische Geste durften alle Teilnehmer an der Feier zum ersten Mal nach langer Zeit durch das Tor gehen. Helmut Göbel dankte in einer bewegenden Ansprache allen Helfern. Die Ortssprecherin Frau Mariola Nakwasinska von Niederschwedeldorf , Frau Elisabeth Kynast, ein Vertreter der Stadt Glatz und Horst Ulbrich DFK Glatz richteten Grußworte an die Versammelten. Die Gruppe der Dorffrauen musizierten zum Ausklang der Feier.
Möge das Tor auch in Zukunft ein kleines Zeichen für die Verbindung zwischen Völkern, für die Öffnung von realen und virtuellen Mauern bleiben!

Glatz, 22.07.2013
Hermann Handlos
Schriftführer DFK Glatz

16.7.2013

Deutsch / Polnisches Fest in Rotwaltersdorf

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 15:43
Deutsch / Polnischer Gottesdienst

Deutsch / Polnischer Gottesdienst

Im Kulturhaus Rotwaltersdorf

Im Kulturhaus Rotwaltersdorf

Dorffrauen aus Rotwaltersdorf und Niederschwedeldorf

Dorffrauen aus Rotwaltersdorf und Niederschwedeldorf

Fröhlicher Abschluss mit Grillen und Tanzmusik auf dem Reiterhof Ulbrich

Fröhlicher Abschluss mit Grillen und Tanzmusik auf dem Reiterhof Ulbrich

 

Ein schlesischer Sommertag in Rothwaltersdorf (Czerwieńczyce) und Schwenz (Święcko). Ein kleines Beispiel für gute deutsch-polnische Zusammenarbeit und Freundschaft

Am westlichen Fuß des Warthagebirges gelegen durchlebte das kleine Dorf Rothwaltersdorf seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1347 eine wechselvolle Geschichte. Mehrfach änderte sich sein Name, eine Herrschaft löste die andere ab, Kriege überzogen den kleinen Ort mit Feuer und Schwert. Nach 1945 musste die deutsche Bevölkerung wie in ganz Schlesien ihre Heimat verlassen und neue Bewohner, zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen, ließen sich in Rothwaltersdorf nieder.
Es scheint, dass die Menschen, hoffentlich für alle Zeit, aus der Geschichte gelernt haben und nunmehr ein hoffnungsvolles Kapitel des Zusammenlebens aufschlagen. In Rothwalterdorf und Umgebung jedenfalls sind Polen und Deutsche auf einem guten Weg. Dies zeigte auch eine mit Unterstützung des DFK Glatz durchgeführte Veranstaltung der Dorffrauen am 14. Juli 2013.
Am Vormittag versammelten sich an diesem wunderschönen Sommersonntag etwa 160 Gläubige (vor allem aus Rothwaltersdorf und Niederschwedelsdorf, darunter viele Frauen in Trachten sowie deutsche Gäste) in der im 18. Jahrhundert barockisierten Kirche Sankt Bartholomäus und feierten eine polnisch-deutsche Messe, in deren Verlauf Renate und Horst Ulbrich vom DFK Glatz die Fürbitten in Polnisch und Deutsch vortrugen. Anschließend begrüßten Frau Sołtys und Horst Ulbrich die zu Kaffee und Kuchen Eingeladenen im Gemeindezentrum Rothwaltersdorf. Das Jahrestreffen nach der Einweihung des Nepomukdenkmals in Rothwaltersdorf war eine Innitiative von Frau Inge Bulitz und Herrn Helmut Göbel, der auch die Renovierung des Denkmals vor Jahresfrist organisierte.
Nach einem Spaziergang durch das Dorf begaben sich etwa 60 Teilnehmer in bereits sehr aufgelockerter Atmosphäre zum Reiterhof Ulbrich, wo der grillerfahrene Joachim Straube vom DFK Glatz alsbald die Gäste mit verführerischen Düften anlockte und die Tanzmusik Adam aufspielte. Mit Speis und Trank, Gesang und Tanz verging die Zeit wie im Fluge. Nur drohende, schwarze Gewitterwolken konnten die ganze Gesellschaft von der Wahrheit des Sprichworts überzeugen: Man muss aufhören, wenn es am schönsten ist.
Wenn wir uns bemühen, die Atmosphäre dieses Sommersonntags in unseren Herzen zu bewahren, können wir gewiss sein, dass der Herr die vorgetragene Fürbitte erhören wird:

Hermann Handlos
Schriftführer DFK Glatz

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