Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

30.12.2012

Hilfe zu Weihnachten für bedürftige Mitglieder.

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 13:21

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Besuch bei Frau Hauschke in Straußdörfel.     Bitte auf die Bilder klicken.

Wie immer in der Weihnachtszeit besuchen wir alte und kranke Mitglieder um kleine Geschenke zu bringen, aber auch Geld für die Medikamentenhilfe und manchmal auch Winterkohle.

Nun hatten wir in diesem Jahr das Glück aus zwei Kirchengemeinden aus Deutschland einen Transport mit Süßigkeiten, allerlei Backwaren und sehr viel Winterbekleidung zu bekommen. Zunächst haben wir, soweit die Größen geschätzt werden konnten, Sachen für unsere Bedürftigen ausgesucht, die nicht mehr zum DFK kommen können. Auch wenn das Wetter vor Weihnachten ja nicht zur Jahreszeit gepasst hat, so war es mir doch ganz recht und ich konnte alle erreichen. Im letzten Jahr bin ich in Karlsberg unter der Heuscheuer im Schnee stecken geblieben und nur ein Schlepper konnte mich wieder auf eine befahrbare Straße ziehen. In diesem Jahr hatte sich aber auch ein Vereinsmitglied mit einem Geländewagen angeboten, sollte es zu ähnlichen Wetterverhältnissen kommen. Man muss dann immer viel Zeit mitbringen, um alle alten Geschichten zu hören und ich bin bei alleinlebenden immer erstaunt, wie perfekt sie Deutsch sprechen, obwohl sie das ganze Jahr mit der Heimatsprache keine Kontakte haben. Es werden alte Bilder gezeigt und bei Frau Hauschke, deren Bilder ich veröffentlichen darf, werden wir im Frühjahr mit einigen Männern die alte Steintreppe richten. Sie hatte geklagt, bei Glätte schon öfter gefallen zu sein. Ich traf sie bei der Hinfahrt auf der Straße mit ihrer alten Mimmi, ein kleiner Hund und sie sagt, er sei wohl auch so alt wie sie. Kurzerhand wurde im überfüllten Auto für Frau Hauschke und die Mimmi Platz geschaffen und wir haben sie mit den Wintersachen und Geschenken nach Hause gefahren.

Nun leben einige unserer Bedürftigen in schlechten Wohnsituationen und auch weitab jeglicher Dörfer, wie besagte Frau Hauschke. Sie bewohnt das letzte Haus an der  Grenze und  weiter geht der Feldweg dann nicht mehr in den Berg hinein. Ihre Vorfahren lebten seit dem 16ten Jahrhundert in Strausdörfel und es wäre eine Dokumentation wehrt, ihre Erlebnisse mit den Grenzern beider Seiten, auch dem kleinen Handel über die Waldgrenzen u.s.w. in einer Geschichte  festzuhalten. Ich habe mir fest vorgenommen doch öfter als nur 2 Mal im Jahr Besuche zu machen, schließlich sind fast alle, die nicht mehr zum DFK kommen können, um und über die 80 Jahre alt.

Noch Heilig Abend dann die Tour Neurode und Jugow, denn zu Hause lag meine Frau mit Angina im Bett. Es war eine aufregende Vorweihnachtszeit, aber es tut dem Herzen gut, denen zu helfen, die es bitter nötig haben. Nach Weihnachten haben wir dann das Kleiderlager  in der Reiterstube eröffnet und den Rest den Ordensschwestern der Klarissen mit Backwaren gebracht. In deren Kirche findet jeden letzten Samstag im Monat unser deutscher Gottesdienst statt.

Privat war Weihnachten dann sehr ruhig, ich habe meine gewünschte Duschbürste bekommen. Einen weichen, weißen Rollkragenpullover, den ich mis gewünscht hatte, gab es nicht zu kaufen. Schon bei meinem Besuch im November in Deutschland nicht, wie auch in Schlesien. Na wenn man auch so ausgefallene Wünsche hat.

Allen Lesern ein gesundes Neues Jahr.

Unter jedem Bericht ist ein Feld „(Keine) Kommentar(e)“ zum Anklicken und man kann Kritik und Lob schreiben. Ich würde mich freuen, wenn sich dort jemand meldet.

 hilfe-001-2.JPGIm Kleiderlager wird nach Herren, Damen und Kinderkleidung sortiert. Bitte auf das Bild klicken

17.12.2012

Weihnachten beim DFK Glatz

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 17:47
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Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden vekündete Frau Hedwig Klopot die Überraschung. Unsere Kindergesangsgruppe, die Violinchen treten auf. Über 80 Mitglieder fanden sich im Kulturhaus Glatz zur Weihnachtsfeier ein. Die Violinchen mit ihrem ersten Auftritt. Auch unser neu gegründeter Chor sang deutsche Weihnachtslieder.
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Schülerin Ela spielte Weihnachtslieder auf der Flöte, begleitet von Heinz -Peter Keuten auf der Gitarre. 2. Auftritt der Violinchen Auch Gedichte und die Weihnachtsgeschichte wurde vorgetragen. Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken.

Nun war es am 15.12. eigentlich schon die dritte Weihnachtsfeier, nach Nikolaus mit 26 Kindern und Eltern, und unserer Chor Reise zum Waldenburger DFK, zu deren Weihnachtsfeier.

Deshalb sollte es, auch aus Kostengründen eigentlich nur eine Feier für unsere alten und bedürftigen Mitglieder werden, die an unseren vielen Veranstaltungen übers Jahr, oft auch aus gesundheitlichen Gebrechen, nicht teilnehmen konnten. Aber so sind es von anfänglich 38 auf der ausgehängten Liste im DFK Büro 60, dann 76 geworden und am Ende waren es 86 Teilnehmer. Meine Frau musste laufend neue Teilnehmerzahlen dem Restaurant melden, denn viele kommen mit dem Bus von weit her. Durch die Vertreibung nach dem Krieg haben sich die verbliebenen  Deutschen in der Grafschaft damals wieder im DFK Glatz organisiert  und unser Einzugsgebiet ist von Bad Kudowa, wo eine neue Ortsgruppe geplant war, bis Habelschwert, also ca 80 Km. Deshalb richtet sich die Feier auch streng nach den Buszeiten, damit auch alle wieder gut nach Hause kommen.

So begannen wir schon um 13 Uhr mit einem kräftigen Mittagessen, während der Vorsitzende alle Mitglieder begrüßte und von den Projekten, Festen und Ausflügen dieses Jahres berichtete, aber auch, dass wir unsere Aktivitäten in 2013 zusammenstreichen müssen. Wir gehören nicht zum Dachverband der deutschen Minderheit, was niemand versteht, bekommen  daher finanzielle Unterstützung nur in eingeschränktem Rahmen, was eine weitere Reaktivierung unmöglich macht. Ein Jahr wie dieses wird es nicht mehr geben, auch die Gründung weiterer Ortsgruppen wurde aufgegeben. Trotzdem erwarten wir in den nächsten Monaten das 300dertste Mitglied aufnehmen zu können, denn die Nachkriegsgenerationen wollen sich wieder unter dem DFK Glatz versammeln. Er wies auch darauf hin, dass im nächsten Jahr seine Amtszeit abläuft  und Neuwahlen anstehen. Bester Termin dazu sei die Verbindung mit einem abschließenden Sommerfest, zu dem , wegen des Platzangebotes in der Reithalle, alle kommen können.  Man möge sich um Kandidaten bemühen. Hedwig Klopott, auf dem Bild in Tracht  mit dem Vorsitzenden  konnte eine große Überraschung verkünden, unsere Violinchen, die Kindergesangsgruppe, die wir aus Kostengründen nicht weiter unterstützen konnten, sind zurück und mit privaten Sponsoren unterstützt worden. Sie erfreuten uns mit zwei Auftritten, einmal in Tracht und deutschen Weihnachtsliedern, später in Kinderkostümen und polnischen Liedern. Die Gruppe besteht aus 13 Kindern, aber auch hier fehlen weitere Trachten für die Auftritte. Dank all denen, die nach der Aufgabe des Chores das möglich gemacht haben.  Die Freude war groß, dass sie zu unserer Weihnachtsfeier doch noch aufgetreten sind. Danach sang unser neu gegründeter Chor, der schon eine Woche zuvor im Theater Salzbrunn sein Debüt, beim Fest des DFK Waldenburg hatte. Vorgetragene deutsche Weihnachtsgedichte und Flötenspiel unserer Kinder überbrückten die Zeit bis zum Kaffee.  Es gab viel zu erzählen, gerade derer, die sich doch selten treffen und so machten viele vorgetragene Geschichten aus den  Weihnachtsbräuchen alter Zeiten die Runde. Es gab auch kleine Geschenke. Ein selbst zusammengestelltes Liederheft deutscher Weihnachtslieder, in der Hoffnung, dass auch zu Hause weiter deutsch gesungen wird und dazu einen Kugelschreiben mit unserer Vereinsadresse, die immer dabei sein sollte.

Nach 17 Uhr mussten aber viele schon aufbrechen um die Busverbindungen nicht zu verpassen. Der Chor und viele Mitglieder aus der Nähe blieben aber noch lange und mit viel Gesang ging eine schöne Feier zu Ende.

Bei der Feier wurde auch ein Teil der Medikamentenhilfe für Bedürftige mit weniger als 800,- PLN = ca 200,-€ ausgezahlt. In der nächsten Woche werden dann Behinderte und Kranke bis hoch nach Karlsberg besucht, die nicht mehr teilnehmen können. Sie bekommen auch kleine Präsente und Medikamentenhilfe, soweit es das Konto „Schlesienhilfe“ bei der Sparkasse Herford erlaubt.

Allen die unsere Arbeit übers Jahr unterstützt haben, ein herzliches vergelt`s Gott.

Allen Lesern dieser Seite ein frohes Fest gesundes Neues Jahr,
wünscht der Vorstand des DFK Glatz.

Horst Ulbrich

14.12.2012

DFK Glatz beim Forum für Touristik in Breslau

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 18:05
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Bild 1: In der Mitte Generalkonsul Dr. Zeitz mit Herren aus Wirtschaft und Politik beider Länder. Bild 2: von re. Organisatorin Frau Sylwia Losota, in der Mitte Prof.Dr. Bär, li. daneben der Leiter des Verbindungsbüros des Freistaates Herr Andreas Grapatin.

Zum Vergrößern auf die Bilder klicken.

Auf eine Einladung für den DFK Glatz, des polnischen Wirtschaftsamtes und des Verbindungsbüros des Freistaates Sachsen in Breslau, war ich zum wiederholten Mal beim Forum für Touristik in Breslau. Neben Ausbildungsstandart der Hotelbetriebe, der länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und Niederschlesien, bei der Vermarktung touristischer Attraktionen und anderer touristisch relevanten Themen, ging es auch um sakrale und ökologische Wanderwege und deren Vermarktung.Unter Walderkundungswegen und dem Wanderweg auf den Spuren des Papstes in Schlesien  haben wir  den Hirschfelder Pilger- und Wanderweg, auch  den in der Planung befindlichen ökologischen Wanderweg des Theologen Professor Wittig in die Diskussion mit eingebracht. Dazu gab es einen Infostand des DFK Glatz, erstmalig auch in der Zusammenarbeit mit der Stadt Glatz, die zwei Mitarbeiter entsandt hatte.

Ca 15 Stände gab es von verschiedenen Städten und touristischen Einrichtungen und das Interesse der ca 150 Teilnehmer der Veranstaltung war gut.

Es begann mit der Begrüßung durch den deutschen Generalkonsul Dr. Zeitz und Würdenträgern der polnischen Politik. Danach gab es Referate, auch einiger Bürgermeister, wie von Herrn Terlecki aus Bad Altheide. Es wurde die Weiterentwicklung der Angebote, Qualitätstandarts und die Entwicklung der Statistik der Übernachtungen in Hotels und Pensionen behandelt.

Festgehalten wurde am Ende durch die Moderatorin, Frau Sylvia Lasotta, das Niederschlesien auf einem guten Weg ist, seine touristische Qualität bestens zu vermarkten. Am Ende gab es noch ein Bild mit Freunden und Ausstellern vor dem Stand des DFK, der leider aus Zeitgründen schon abgebaut war.

Aber die langen Diskussionen nach Beendigung des Forums haben viel Zeit in Anspruch genommen.

12.12.2012

Glatzer Chor zu Gast beim DFK Waldenburg

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 23:15

01.JPG Der Chor macht sich bereit. 2.JPG Aufmarsch mit Akkordeon
1.JPG Chor DFK Glatz auf der Bühne  dscf1386.JPG  Chor Waldenburg mitChorleitung

Der DFK Waldenburg hatte unseren Chor zur Weihnachtsfeier eingeladen, also haben wir wieder den günstigen Schulbus aus Eckersdorf geordert und  uns  mit unserem Chor auf den Weg gemacht. Bei der Abfahrt konnten wir noch aus den Fenstern schauen, als es aber über die Berge noch kälter wurde und der Fahrer  die zur Verfügung stehende Wärme an der Frontscheibe benötigte, gefroren alle Fenster im Nu.

Auf der Fahrt hat sich der Chor  warm gesungen und zum Glück ist Waldenburg, beziehungsweise Bad Salzbrunn nicht so weit. Nun hatten wir nicht erwartet, dass man das historische Theater für Veranstaltungen mieten kann und sind zunächst im Kurhaus und anderen Gebäuden gewesen, bis man uns den Weg gewiesen hat. Im Theater erwartete man uns schon und nach der Begrüßung wurde unser Chor auch schon auf die Bühne gebeten.

Zu bemerken bleibt, unsere Chorleiterin, die alle deutschen  Weihnachtslieder mit den Sängern geübt hatte, war verhindert. So wurde mir kurzerhand die Chorleitung übertragen und zum Einzug sollte ich „Ihr Kinderlein kommet“ auf dem Akkordeon spielen. Das konnte ich in C Dur auch schon, aber nein, für die Sänger zu tief sollte ich es noch in F Dur üben. Was macht man nicht alles, also rauf auf die Bühne das Akkordeon umgeschnallt und los ging es. Dann den Ton für den Chor angeben und fleißig mit den Armen im Takt gewedelt. Heinz Peter und Jochen unterstützten das Ganze mit Gitarren, und Andreas hatte seinen Solopart auf der Mundharmonika. Es war wohl gut gelungen, denn man dankte uns mit kräftigem Applaus.

Danach endlich Zeit für Kaffee und Kuchen, aber schon wurde ich beiseite gerufen, der Nikolaus wäre nicht gekommen und ich müsse die Situation retten, während der Waldenburger Chor auf der Bühne sein Können zeigte. Mann Gottes…. Ich kannte die Kinder nicht, die ein schönes Theaterstück aufgeführt hatten, auch viele Gäste im Saal nicht. Na gut die Maskerade passt jedem, aber  statt einer Rute bekam ich einen Krückstock. Ca 30 Kinder auf der Bühne und 80 Gäste im Saal. So habe ich halt zunächst über die modernen Gasheizungen und die neuen engen Kamine geschimpft, um ein Alibi für den Krückstock zu haben, auch damit in den Saal gedroht und alle Gäste zunächst ein deutsches Weihnachtslied singen lassen und die konnten das auch sehr gut, schließlich waren zwei Chöre dabei. Danach wurden die Kinder beschenkt und ich war froh, bald aus der viel zu warmen Nikolausgarnitur  heraus zu kommen.

Bis zur Rückfahrt saßen wir beisammen und sangen noch so manches deutsche Weihnachtslied. Gegen 18 Uhr machten wir uns auf den Heimweg. Unterwegs gab es, wie immer, den Vodka für alle und von Bad Salzbrunn bis Glatz wurde gesungen, auch um sich warm zu halten. Alle die sich ab Neurode zum Aussteigen bereitmachten, wurden mit dem Lied „ Auf Wiedersehen“ verabschiedet und so ging ein ereignisreicher, aber schöner Tag zu Ende. Weiter geht es mit unserer Weihnachtsfeier am 15.12. in Glatz.

Horst Ulbrich

3.JPG Blick in das historische Theater 4.JPG Der Nikolaus ist da…
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Nikolaus bei den Kindern des DFK Glatz

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 21:12

Der Nikolaus kommt zu den Kindern des Grundschulkurses Deutsch wurde bekannt gemacht und alle wollten ihre Geschwister mitbringen.

Das gab zunächst Diskussionen im Vorstand, wie das zu finanzieren sei, denn statt der 12 Kinder aus dem Kurs waren es nun 26 angemeldete Kinder, dazu die Eltern, die natürlich auch mit dabei sein wollten. Aber wer kann sich dem verschließen und zum großen Glück bekamen wir einige Tage vorher einen Hilfstransport der Pfarrgemeinden St. Hedwig aus Bukow und St. Elisabeth aus Königs Wusterhausen mit Wintersachen und Süßigkeiten.

Also wurde dem Antrag der Kinder entsprochen und am Nikolaustag fanden sich alle im Gemeindezentrum ein, denn wie bekannt ist unser Vereinslokal mit 57 Qm für fast alle Veranstaltungen zu klein. Nach einigen deutschen Weihnachtsliedern und dem lauten Rufen nach dem Nikolaus, ging endlich die Tür auf und der Nikolaus trat ein. Die Begrüßung übernahm Frau Ulbrich, danach wurden die Kinder einzeln aufgerufen, trugen teilweise Gedichte vor und bekamen dann Beutel mit Süßigkeiten, die Kleinen auch Stofftiere.

Als der Nikolaus sich verabschiedet hatte, saßen alle noch einige Zeit mit Tee und Gebäck beisammen.

Ein sehr gelungener Nikolaustag, der uns aber weiterhin  Probleme macht, denn die Stofftiere fehlen uns in der nächsten Woche bei der Kindergartengruppe „Spielend Deutsch lernen im Vorschulalter“ und kurzfristig sind Sponsoren nicht zu finden.

Alles ist  Improvisation in Zeiten der knappen Kassen, wo uns die Fördermittel  in 2012 um ein Viertel gekürzt wurden. Aber bisher haben wir alle Klippen umschiffen können  wie der Volksmund sagt und der DFK ist weiter gewachsen. Auch dank unserer Spender aus Deutschland, die uns immer wieder in schwierigen Zeiten geholfen haben.

Am 8.12. fahren wir mit unserem Chor zur Weihnachtsfeier nach Waldenburg und am 15.12. ist dann unsere Weihnachtsfeier.

Horst Ulbrich
Vorsitzender des Vorstandes DFK Glatz
nikolaus-2012-010.JPG nikolaus-2012-016.JPG Zum Vergrößern auf die Bilder klicken.

Gerhart Hauptmann, schlesischer Nobelpreisträger

Filed under: Allgemein — Horst Ulbrich @ 21:05

Der schlesische Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann wurde im November 1862, also vor 150 Jahren  in Ober Salzbrunn geboren. Dass Hauptmann nicht vergessen ist, beweisen Gedenkfeiern unter anderem im Gasteig München und in der Staatsbibliothek in Berlin . Der deutsche Generalkonsul in Breslau, Dr. Gottfried Zeitz,  und der Vorstand der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Niederschlesien e.V. haben  aus Anlass des 150. Geburtstages des Schriftstellers zu einer Festveranstaltung eingeladen. Die Festrede hielt Prof. Dr. hab Wojciech Kunicki, ein bekannter polnischer Germanist.  Im Rahmen der Feier wurde zudem der Film „Gerhart Hauptmann – Nobelpreisträger aus dem Riesengebirge“ uraufgeführt. Außerdem hat  das offizielle Deutschland eine Sonderbriefmarke und einer 10 Euro Sondermünze zu Ehren Hauptmanns ausgegeben.

Die Literaturszene in Deutschland hat um den Jahrestag freilich nicht besonders viel Aufhebens gemacht. Hauptmann ist also nicht vergessen, aber ein bisschen aus der Mode gekommen.  Leider war es mir nicht möglich, in Breslau dabei zu sein. Aber die Einladung hat genügt, um meine Erinnerung an den Dichter aufzufrischen. Und so habe ich den „Bahnwärter Thiel“, „Die Weber“ und den „Biberpelz“, Lektüren aus längst vergangenen Zeiten im Gymnasium, aus dem Bücherschrank hervorgekramt und an einigen Abenden mit wachsendem Interesse darin geschmökert.

Nun bin ich kein Experte, kein Germanist, der sich  mit den literarischen Qualitäten des Hauptmannschen Werkes auseinandersetzen oder gar ein Urteil über dessen literarischen Rang erlauben kann. Zu Hauptmann, seinem Leben und der Rezeption seines Oevres haben sich viele kompetente Experten, auch kritisch, geäußert. Mit Schiller („Wallensteins Lager“) könnte man auch von Hauptmann sagen: „Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte“. Das mögen einige kontroverse Zitate unter Beweis stellen:

So schreibt Hans von der Hülsen im Nachwort zum „Bahnwärter Thiel“ (Reclam, Stuttgart, 1965, Seite 51, 58): „Es würde unseres Volkes wahrhaft würdig sein, wenn es seine großen Dichter geruhig am sausenden Webstuhl der Zeit der Gottheit lebendiges Kleid weben ließe, ohne sie in das Prokrustesbett einer mehr oder minder künstlichen Beziehung zur „Zeit“ zu zwängen, wie das im Falle Hauptmann in der Ära des kaiserlichen Deutschland und in der nachfolgenden Zeit und auch nach seinem Tod allzu oft versucht wurde.“ Und weiter: „So meinen wir, dass heute, vier Jahrzehnte später, Hauptmanns Werk längst in die Liebe der Nation gebettet ist, in der es sicher ruht, wie die großen Schätze deutscher Dichtung seit ihrem Anbeginn bis auf unsere Tage.“

Differenziert äußern sich andere Autoren, so Golo Mann (Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, S. Fischer Verlag, 19. Auflage der Sonderausgabe, Frankfurt am Main, 1987, Seite, 571)

„…..so durchlebte Gerhart Hauptmann die Periode Wilhelms II. von Anfang bis zu Ende, und dann noch die republikanische, und dann noch eine andere, und fand in jeder wohl oder übel seinen Platz. Unter den Hohenzollern war er Gegner gewesen, jetzt war er der König der Literatur. Und das muss man sagen, dass die imposante Gestalt des Dramatikers dem Volk ungleich näher stand als der französisierende Romancier (Heinrich Mann), der die Deutschen belehrte, ohne sie leiden zu können. Darin, vor allem, heimelte Hauptmann seine Landsleute an, dass er im Grund unpolitisch war, ein Dichter, der seine Sache aufs Fühlen und Gestalten, nicht aufs scharfe Denken gestellt hatte. Das Leid der Armen, Zertretenen hatte sein Mitleid zum Klingen gebracht, mitunter, im historischen Schauspiel, sogar das leidige Schicksal der Nation. Jetzt war er alt und hatte sein bestes Werk getan; ließ sich`s aber gefallen, der Dichterfürst der Republik zu sein und bei ihren Staatsakten sein majestätisches Haupt zu zeigen. Als es mit ihr zur Neige ging, schwieg er; als sie es nicht mehr gab, kam er wohl ohne sie und erträglich aus mit ihren Mördern.“

Noch kritischer schreibt Gordon A. Craig (Deutsche Geschichte 1866 – 1945, C.H. Beck, München, 2. Auflage 1999, Seite 694):

„Aber keine Zwangslage vermag zu erklären, warum Männer wie Gerhart Hauptmann und Carl Schmitt, Martin Heidegger und Gottfried Benn, die eine anerkannte Stellung innehatten und breites Ansehen genossen, freiwillig zum Nationalsozialismus überschwenkten und damit den Propagandisten der Partei ein Argument gegen jene lieferten, die dem Regime vorhielten, es werde von den besten Köpfen und den bedeutendsten Künstlern des Landes abgelehnt…… Man möchte argwöhnen, dass Hauptmann, gleich, welche Regierung 1933 an die Macht gekommen wäre, Anlass gefunden hätte, ihr seine Unterstützung anzubieten. Aus dem hageren jungen Radikalen von 1890, der mit seinem Stück „Die Weber“ das Publikum schockiert und aufgerüttelt hatte, war mit den Jahren eine gewichtige und etablierte gesellschaftliche Figur geworden; stolz auf seine vermeintliche Ähnlichkeit mit dem größten Dichter Deutschlands, die er auf jede erdenkliche Weise herauszustreichen versuchte.“

Ich bin nur ein Amateur, das heißt Liebhaber  der Literatur.  Deshalb scheue ich mich,  die Aussagen der Gelehrten zu kommentieren. Nur so viel: Mir scheint, die Werke der Literatur und anderer Künste sollte man, zumindest gedanklich, von den Urhebern trennen. Ein Gedicht von Bert Brecht, Gottfried Benn oder Stefan George wirkt durch sich selbst. Es gibt nur gute oder schlechte Gedichte. Der sie schrieb, mag was immer gewesen sein. Mir sind gute Gedichte von Autoren, die ich politisch oder persönlich ablehne, lieber als schlechte Gedichte von Dichtern, mit denen ich in Fragen der Politik oder Moral übereinstimme. Jetzt aber Schluss mit „Lieschen Müller“- Literaturkritik. Ich kann im Weiteren nur höchst subjektiv berichten, was Hauptmann und seine Werke für mich bedeuten. Die Tatsache zum Beispiel, dass mir  in der Schule beim damals noch selbstverständlichen Lesen der Novellen und Dramen Gerhart Hauptmanns zum ersten Mal meine schlesische Herkunft richtig bewusst wurde. Mein Vater, der aus Niederschlesien stammt, hat  begeistert reagiert, als ich ihm über die Schullektüre berichtete, was bei meiner sonstigen Lektüre, Karl May und Agatha Christie, nicht unbedingt der Fall war. Er kannte ganze Passagen aus dem Biberpelz auswendig und  erzählte dann viel aus seiner Jugendzeit, über das Riesengebirge, Liegnitz und Breslau. Und dann zählte er alle schlesischen Kurorte auf, die er kannte, darunter natürlich auch Bad Salzbrunn, den Geburtsort von Hauptmann. So hat der Schriftsteller dazu beigetragen, dass ich seit dieser Zeit meine schlesische Herkunft nicht mehr vergessen habe.

Die Geschichte des Bahnwärter Thiel, der seine zweite Frau und das gemeinsame Kind tötete, weil sein geliebter, erster Sohn aus der Ehe mit der verstorbenen ersten Frau wegen der Unachtsamkeit der Frau vom Zug überfahren wurde,  habe ich damals sicher nicht verstanden. Heute weiß ich, zu welchen Verzweiflungstaten Menschen fähig sein können, wenn sie ihrem Leidensdruck nicht mehr gewachsen sind.

Der Biberpelz ist mir vor allem als Hörspiel mit Therese Giehse als Mutter Wolffen in Erinnerung. Meinem damals rebellischen Geist hat besonders gefallen, dass in der Komödie die staatliche Autorität die Eigentumsordnung nicht durchsetzt sondern frecher Mutterwitz siegt. So etwas beeindruckt einen Jugendlichen, der ich damals war, und der Siege über das „Establishment“ gern  gesehen hat.

Der realen Vorkommnissen im Schlesien des 19. Jahrhunderts recht nahe Text  im Drama  „Die Weber“ hat mir in dieser Zeit gefallen, weil ich ihn als Aufruf zum Wiederaufleben der 1848 gescheiterten Revolution interpretiert habe. Das schien mir in die 60ger Jahre des 20. Jahrhunderts zu passen, worin ich mich gründlich geirrt habe. Heute berührt mich vor allem  ein Satz aus diesem Stück: „A jeder Mensch hat halt ne Sehnsucht“, der auch in den Rand der bereits genannten Sondermünze eingeprägt ist.

Wegen dieser Erinnerungen schätze ich Gerhart Hauptmann auch heute noch. Ich bin nach Agnetendorf gefahren, ich war an seinem Grab in Hiddensee. Ich war bestürzt, als ich las (Als die Deutschen weg waren, Rowohlt, Reinbek, 2007), dass polnische Milizionäre schon kurz nach seinem Sterben ihre Genugtuung über seinen Tod auf einer Demonstration kundtaten. Umso mehr freut es mich, dass heute in Bad Salzbrunn ein Platz nach ihm benannt ist. Hauptmann soll unmittelbar vor seinem Tod in Agnetendorf noch gefragt haben: „Bin ich noch in meinem Haus?“ Allen Lesern wünsche ich, dass sie auf diese Frage immer antworten können: „Ja, ich bin in meinem Haus, in meiner Heimat.“

Glatz, den 06.12.2012
Hermann Handlos

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