Die Probleme des Vorstands der Zentralstelle Glatz.e.V. nehme ich zum Anlass, auch über unsere Startproblematik in der Heimat nach Neustart in 2010 zu Papier zu bringen. Bei uns ist es nach schweren Zeiten zum Glück gelungen.
Nachfolgend ein Bericht unserer Startproblematik und Kurzbericht unserer Aktivitäten in der Heimat.
Der DFK Glatz wurde 1993 gegründet und sollte 2010 vom alten Vorstand, aus Altersgründen und mangelnder Beteiligung, aufgegeben werden. Wir, Heinz Peter Keuten, Jochen Straube und Horst Ulbrich, alle in Deutschland geboren und aufgewachsen, sind in die Heimat unserer Eltern gezogen. Wir waren schon länger Mitglieder des DFK Glatz und wollten die Aufgabe verhindern. Aber es war ein Neustart mit Hindernissen beim DFK Glatz. Als Ortsgruppe unter dem DFK Waldenburg war die Gemeinschaft auf 7 alte Damen geschrumpft, die sich im Winter ein Mal im Monat zum Kaffee in den Vereinsräumen trafen, im Sommer 2X im Monat. Die Jugend hatte einen eigenen Verein gegründet und es gab den Mitgliederschwund mangels Angeboten. Auch der Vorstand war dann verstorben bis auf die Kassiererin Frau Weinhold die nun ganz schließen wollte. Heinz Peter Keuten, Jochen Straube und ich wollten das verhindern.
Wahl war im März 2010. Ca 70 Teilnehmer hatten wir angeschrieben, die auch kamen. Was uns gewundert hat…..
Plötzlich war auch Herr Gaida, Vorsitzender VDG gekommen, den wir natürlich nicht kannten. Es gab auch nur einen Vorschlag zum Vorsitz in Glatz. Plötzlich die Frage einer Frau…ist Ulbrich in Deutschland geboren überhaupt wählbar? Großes Durcheinander. Martin Reichert, damaliger Vorsitzender DFK Waldenburg hatte deren Satzung dabei. Es war die 1. Satzung eines DFK in Polen, wohl von vielen kopiert und die auch für unseren Ortsverein gültig war. Danach war ich wählbar. Herr Gaida hat sich aber noch bei einem Anwalt in Oppeln per Telefon kundig gemacht, ob das rechtens sei. Wir hatten angenommen, das wir nach Vertreibung unserer Eltern und unseren Rückzug in deren Heimat willkommen sind… Das war eine schwere Geburt…
Erste Amtshandlung:::: raus aus dem Hinterhof wo sich die DFK Räume in einem Hinterhof, im 2. Stock und über einem Fleischgroßhandel für Besucher kaum zu finden waren. Durch meine guten Kontakte zu Julian Golak, damals noch Oberkreisdirektor in Glatzbe, bekamen wir eine Möglichkeit bei der Zeitung „Glatzer Bergland“, wo wir ungenutzte Räume mieten konnten. Große Freude das Haus gehörte der Stadt Glatz und die Fassade wurde renoviert. Als es fertig war bekamen alle die Kündigung, weil ein weiterer Umbau zu Eigentumswohnungen anstand. Wir hatten bis zur letzten Frist keine Möglichkeit in Glatz etwas Gleichwertiges zu mieten. Mietpreise pro Monat in der Stadt waren 2 bis 3000,- PLN für kleine Ladenlokale. Wir wurden vorstellig beim Bürgermeister Herrn Szpytma von der PIS Partei und wurden dort an die Verwaltung kommunaler Gebäude verwiesen. Großes Glück, die entscheidende Sachbearbeiterin war Ulbrichs Nachbarin aus dem kleinen Dorf Schwenz, die uns auch auf den sozialen Status aufmerksam machte. Allen sozialen Vereinen muss der polnische Staat Räume für 2,- PLN pro m² vermieten…. Die liegen allerdings meist weit außerhalb der Stadt wie man bei vielen DFK Geschäftsstellen sehen kann. Wir hatten das Glück in der City hinter dem Rathaus ein Ladenlokal mit nur 58 m² aber für 128,- PLN Kaltmiete pro Monat übernehmen zu können. Ein ehemaliges Versicherungsbüro, ebenerdig mit Schaufenster. Dort können wir Bekanntmachungen und unsere Projekte der Öffentlichkeit präsentieren. Allein durch die Lage und unsere Angebote kamen im 1. Jahr ca. 100 Mitglieder zurück.
Die Finanzierung unserer Projekte als Ortsgruppe unter dem DFK Waldenburg machte uns große Probleme und ich weiß bis heute nicht, warum man uns nicht gewollt hat. Unsere Anträge auf finanzielle Unterstützung wurden zum DFK Waldenburg geschickt mit denen wir immer gut ausgekommen sind. Von da weiter zum Bezirksverband nach Breslau und weiter zum VDG nach Oppeln. Dann erst zum Geldgeber deutsches Konsulat für Kulturarbeit, oder für Miete und Bürokosten zur deutschen Stiftung. Auf diesem Weg ist immer alles verloren gegangen, der Papierkorb war wohl zu nahe und heute wissen wir, dass der damalige Vorstand in Breslau schuld war. Gleichzeitig hatte ich Kopien dem Konsulat oder der Stiftung geschickt, die aber die Zustimmung des VDG benötigten. Das brachte uns große finanzielle Probleme.
Wir beschlossen, um den Weg über Breslau zu vermeiden, beim Vereinsregister in Breslau einen eigenen Verein anzumelden, aber der VDG hatte uns mehrfach davon abgeraten. Als eigenständiger Verein konnten wir nun unsere Fördermittel direkt beim VDG beantragen. Das führte leider dazu, dass uns ab Januar 2011 jegliche Fördermittel gestrichen wurden, auch die Miete hat man uns 5 Monate vorenthalten. Das sollte wohl eine Strafaktion unserer Eigenwilligkeit sein und das wäre auch fast gelungen. Nur der Großdechant aus Deutschland hat uns zunächst finanziell gerettet. In der Not erinnerte ich mich an ein Treffen 2009 in Kreisau mit Herrn Wulff, der zu damaliger Zeit noch Ministerpräsident in Niedersachsen war und Ministerpräsident HerrnTillich aus Sachsen. Wir hatten in einer Kaffeepause beim Forum für Wirtschaft und Politik damals ein anregendes Gespräch über die deutsche Minderheit in Polen. Herr Wulff war in der Zeit bis zu unseren Problemen Bundespräsident geworden und so schrieb ich ihm meine Sorgen im Mai 2011. Was ich nicht erwartet hatte, innerhalb einer Woche bekamen wir die beantragten Fördermittel und die Miete auf unser Konto. Bei einem späteren Treffen mit dem Generalkonsul aus Breslau, damals noch Herr Brassak, sagte er mir….. Herr Ulbrich, der Brief an den Bundespräsidenten musste aber nicht sein….. Später erfuhr ich, dass es Anweisungen an die Botschaft in Warschau, die Konsulate in Breslau und Oppeln, den VDG und die deutsche Stiftung gab. Herrn Wulff sei Dank.
Seit dieser Zeit haben sich auch die Kontakte zu unserer deutschen Administration in Polen sehr verbessert, die Deutsche sozial-kulturelle Gesellschaft Glatz e.V. hat sich reaktiviert, wir haben heute über 320 Mitglieder in Glatz, im Januar 2014 noch eine Ortsgruppe im Hirschfelderhaus bei Kudowa gegründet, wo wir die Deutschen aus dem Grenzgebiet Polen / Tschechien zusammenhalten, mit zur Zeit über 50 Mitgliedern.
Die Kontakte zum Dachverband VDG sind jetzt freundschaftlich, ich habe auch einen Sitz in der Delegiertenversammlung und wir haben im November 2018 den Vorstand VDG neu gewählt. Die finanzielle Lage ist bei unseren Aktivitäten immer noch nicht ausreichend, aber mit den fördernden Mitgliedern und Sponsoren aus Deutschland können wir einiges in der Grafschaft Glatz bewegen, wo wir auch bei der polnischen Bevölkerung, durch unser soziales Engagement ein angesehener Verein sind. Wir werden sogar zu Konferenzen der Stadtentwicklung eingeladen, leider müssen wir politisch sehr klug taktieren, denn Landrat und der Bürgermeister hegen nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis zueinander. Um nicht zwischen die politischen Mühlen zu geraten, aber mitreden zu können, haben wir unser Mitglied Jurek Zelaszkiewicz, einer der Gefängnisdirektoren in Glatz als Administrator auf kommunaler Ebene eingesetzt. Er ist überall bekannt und ihm ist die Balance bisher sehr gut gelungen.
Die Malteser aus Telgte waren wieder 5 Mal mit Hilfstransporten in der Grafschaft. Wir haben aus eigenen Mitteln ein Lager für Hilfsmittel gebaut und verleihen kostenlos Gehhilfen, Roll- und Toilettenstühle bis zu Pflegebetten. Überschüssiges Material geben wir an Kinder und Altenheime weiter, unterstützen aber auch das Krankenhaus in Scheibe bisher mit über 230 Pflegebetten.
Aber wieder erwartete uns eine neue Situation, denn 2017 sollten alle A.A. Mittel, ( Auswärtiges Amt) über die Konsulate verteilt, wegfallen. Die Mittel sind für unsere Projekte wie die Deutschkurse und die müssten wir einstellen, viele andere Projekte auch.…
Deshalb hatte ich an den Konsul aus Breslau besucht und am 15 Juli 2017 kamen aus dem deutschen Bundestag Herr Brämig und weitere 3 Abgeordnete zu uns nach Glatz und schon einen Monat später der Gesamtvorstand VDG. Dort konnten wir endlich alle Probleme besprechen und seit der Zeit ist der DFK Glatz bekannt und wir können in der Grafschaft in Eigenverantwortung, uns für die Erhaltung deutscher Kultur und Hilfe unserer Bedürftigen Deutschen einsetzen.
Es ist uns, mit Sponsoren aus Deutschland gelungen, das Denkmal an der Kapelle in Schwenz und der Gedenkstein bei Heinrich Bender, oberhalb Eckersdorf zu renovieren und zu konservieren. Der Hirschfelder Gedenkstein in Habelschwerdt, Lapidarium in Tscherbeney, Gedenkstein für die erschlagenen Deutschen in der Zimmerstraße in Glatz wurden von uns neu geplant und realisiert wie auch der Hirschfelder Gedenkstein an der Schule in Habelschwerdt. Wichtige Gräber in Glatz und Umgebung werden im Rahmen unserer Tätigkeit gegen das Vergessen gepflegt und erhalten. Allen Unterstützern ein vergelts Gott.
Wir müssen jetzt Zeichen setzen in der Heimat, später macht das niemand mehr und die deutsche Zeit hier gerät sonst in Vergessenheit. Viele Polen sind interessiert zu erfahren wer vor ihnen hier gelebt hat. Unsere Dorfgemeinschaft hat mit der Hilfe meiner Frau eine Dorfchronik Schwenz geschrieben. Eine Infotafel am Ortseingang ist in Deutsch, Polnisch und Tschechisch aufgestellt worden.
Leider ist das Verständnis für unsere Arbeit bei den Grafschaftern wenig bekannt, aber nur wir sind die Zukunft der Heimatbetreuung. In Deutschland ist die nachfolgende Generation wenig interessiert und die emotionale Verbindung der Kriegserlebnisgeneration, geht durch Überalterung, dem Ende entgegen. Viel Geld geht in eine Stiftung ohne Zukunft und bei uns können Projekte gegen das Vergessen, aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden.
Unsere Konten für die Vereinsarbeit: DE76 4945 0120 1112 5528 54
Konto Schlesienhilfe: Für Sozialarbeit, Denkmalpflege u.s.w. DE02 4945 0120 1112 5511 79
Nachfolgend einige unserer Aktionen in der Heimat.
Grüße aus der Heimat
Horst Ulbrich
Projekte und Aktionen des DFK Glatz e.V.
1.Regelmäßige Treffen in den Geschäftsräumen.
Öffnungszeiten jeden Samstag 11 bis 14 Uhr.
- Errichtung neuer Gedenksteine und Denkmalpflege
- Sozialarbeit geleitet von Frau Ulbrich.
Besuche bei allen alten und bedürftigen Deutschen. Versorgung mit Hilfsmitteln von Pampers, Rolatoren, Rollstühle bis zu Pflegebetten. Transporte der Malteser aus Telgte mit LKW für unser extra gebautes Lager. Dazu kommen private Hilfstransporte von Herrn Pollok Münstermit seinen 40to LKW. Aus den Kirchengemeinden Königswusterhausen und Bukow kommen Hilfstransporte vor Ostern und Weihnachten.
- Regelmäßiger, deutscher Gottesdienst, organisiert von Jochen Straube mit Pater Arndt aus Breslau.
5.Jugendgruppe : Unsere Jugend hat eine neue Sportabteilung gegründet und trainiert Dienstags in der Halle im Stadion. Mitwoch Deutschkurs. Samstags ab 14 Uhr treffen sie sich zum Basteln, Malen und Spielen in unserer Geschäftsstelle. Durch Sponsoren konnten wir einmalig mit der Gruppe einen Ausflug nach Berlin unternehmen, um dort den Bundestag, das Mauermuseum und anderes zu besichtigen. Dazu hatten wir finanzielle sowie logistische Unterstützung und das wird wohl nicht mehr möglich sein.
6.Chor: Der Chor DFK Glatz hat endlich mit Ilse Hirschner wieder eine professionelle Leitung und damit bin ich entlastet. Wie auch andere deutsche Rentner die in die Grafschaft Glatz ziehen, ist auch sie aus Deutschland gekommen und wohnt in die Nähe von Bad Altheide. Sie hat keine schlesischen Eltern wie viele, die in der Grafschaft Glatz ihren Lebensabend verbringen wollen. Nur bei den echten Grafschafter ist das nicht der Fall. Unser Chor ist bei vielen Veranstaltungen der Stadt, natürlich bei unseren Festen sowie der DFK Feste in Waldenburg, Grünberg u.s.w. aufgetreten. Letzter Auftritt vor der Pandemie war im Theater Bad Salzbrunn.
7.Deutschkurse für unsere Mitglieder, die nach dem Krieg keine Möglichkeit der Pflege der Muttersprache hatten, die zeitweise ganz verboten war. Die Deutschkurse für die Jugend bis zu den Erwachsenen werden von drei ausgebildeten Deutschlehrern, die natürlich auch unsere Mitglieder sind, unterrichtet.
- Frühlings, Sommer und Oktoberfest des DFK. Letztes Sommerfest mit 250 Teilnehmern natürlich vor Corona. Seit der Zeit konnte kein Fest mehr stattfinden.
- Zusammenarbeit mit den Sozialverbänden Glatz, Rotes Kreuz, Org. Adalbert, Karitas, Krankenhaus, Blindenverein, Sozialamt usw. Sitzungen finden oft beim DFK Glatz statt.
- Politik: Administrator Jurek hält weiterhin den Kontakt zum Stadtrat. Gemeinsame Planungen der Sozialfürsorge. Beim Stadtfest 2014 wurde der deutsche Tag vom DFK mit der Partnerstadt Bensheim organisiert wie auch andere Veranstaltungen.
- Hilfe für Heimatreisende bei Problemen mit der Polizei, bei Unfall, Krankheit usw.
- Förderung Touristik mit regelmäßigen Konferenzen des Forums für Wirtschaft in Breslau. ( Ein wichtiges Thema für die Zukunft.)
Das ist ein kleiner Abriss unserer Tätigkeiten, vielleicht kommen ihr wieder einmal in die Grafschaft. Nach Terminabsprache berichte ich gern über unsere Arbeit. Jetzt bei den anstehenden Wallfahrten in Wartha und Albendorf kommen viele Deutsche der anderen DFK`s aus Oppeln und anderen Regionen nach der Messe auch zu uns, zum Austausch der Erfahrungen und gegenseitiger Unterstützung. Bitte schaut im Internet unter grafschaft-glatz.de blog. Dort sind einige unserer Aktionen auch mit Bildern. Wer keinen Computer hat, Eure Kinder werden helfen.
Horst Ulbrich
Hallo ,
grossartiger Respekt vor dieser einmaligen Leistung in diesem langen Zeitrahmen ! Es wäre somit auch angebracht ,
dies einmal zu würdigen .Hiermit meine Anfrage , wo man eine entsprechende Möglichkeit starten könnte/sollte ,
um dies anzustossen ?
Herzliche und respektvolle Grüsse und dem Wunsch weiterhin achtsam und gesund bleiben ,
aus Fischeln – R. Walde
Kommentar by R. Walde — 22.6.2021 @ 16:50