Nach vielen Jahren der Pause fand vom 26. Juli bis zum 3. August 2018 wieder einmal eine Reise der Voigtsdorfer in ihren zur Gemeinde Habelschwerdt gehörigen Heimatort statt. Der besondere Anlass für diese Reise war die erste Erwähnung des Ortes vor 700 Jahren. Wie polnische Historiker herausgefunden haben, wurde im Jahre 1318 eine Mühle im Tal der Weistritz erwähnt, die als Ursprung des Ortes anzusehen ist (die Ersterwähnung des eigentlichen Ortsnamens liegt 50 Jahre später – 1357/8). Dies war der Anlass, dass sich in Wójtowice, wie Voigtsdorf heute heißt, ein Festkomitee gegründet hat, das sich wiederum an die ehemaligen deutschen Bewohner von Voigtsdorf gewandt hat, um diese an der Vorbereitung des Fests zu beteiligen und sie natürlich auch zu selbigem einzuladen.
Über Heribert Wolf von der Heimatgruppe Habelschwerdt wurde der Kontakt zu Rose Marie Heitkamp, der Berichterstatterin für Voigtsdorf, hergestellt, die diese Einladung gerne annahm und für die nötige Werbung sorgte. So traten denn ehemalige Einwohner und deren Nachkommen, verstärkt durch einige Habelschwerdter, die Reise an, und für alle war es ein großartiges Erlebnis.
Voigtsdorf selbst hatte sich fein herausgeputzt und ein tolles Programm über zwei Tage zusammengestellt. Der Festakt am Sonnabend wurde beim ehemaligen „Schrammburg“, dem heutigen Hotel „Pod Dębem“, durchgeführt.
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Nach der offiziellen Begrüßung durch die Organisatoren (wir wurden besonders herzlich begrüßt) und den Grußworten der Dorfvorsteherin, der Habelschwerdter Bürgermeisterin sowie des Glatzer Landrats gab es einen interessanten Vortrag über die abwechslungsreiche Geschichte des Ortes. R. Leszcyński, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte seines Dorfes befasst, hatte Erstaunliches zusammengetragen. Auch von Seiten der deutschen Voigtsdorfer hatten ihn diverse Beiträge in Form von Fotos, Beschreibungen und Abbildungen erreicht, die Aufnahme in den geschichtlichen Überblick fanden. Nächstes Jahr wird voraussichtlich auch ein Buch über die Geschichte von Voigtsdorf erscheinen.
Ein Architekturprofessor der Uni Breslau stellte schließlich in seinem Vortrag Ideen für ein Voigtsdorf vor, in welchem sich Ökologie und Ökonomie, Altes und Neues verbinden und so zu großer Aufenthaltsqualität führen können.
Alle Vorträge wurden von H.-P. Keuten (stellv. Vorsitzender des DFK Glatz und Lehrer am Gymnasium in Habelschwerdt) übersetzt. Herzlichen Dank!
Natürlich zeigte nach diesen geistigen Ansprüchen auch die polnische Küche, was sie zu bieten hatte. Anschließend war noch ausreichend Gelegenheit das Dorf, die gravierenden Änderungen nach der Vertreibung, aber auch nach der politischen Wende in Polen im Jahre 1989, zu besichtigen. Für die Nachkommen sicherlich hoch interessant, einmal das Dorf und die Häuser ihrer Vorfahren kennen zu lernen.
Der nächste Tag begann für viele mit einer Wanderung zur Freirichterbaude an der höchsten Stelle des Dorfes, wobei manch einer an der steilen Straße an seine Grenze stieß.
Mittags fand eine Messe in deutscher und polnischer Sprache statt, die von drei Priestern konzelebriert wurde. Unter ihnen Christian Pabel, der in Hüttenguth (oberhalb von Voigtsdorf) geboren wurde und extra zu diesem Jubiläum aus Cottbus gekommen war.
Nach der Enthüllung einer Gedenktafel ging es bei viel Musik, kalten Getränken und viel, viel Essen zum gemütlichen Teil über. Viele neue Verbindungen zwischen den damaligen und heutigen Bewohnern wurden, trotz Sprachschwierigkeiten, geknüpft. Wieder einmal ein gelungenes Beispiel deutsch-polnischen Miteinanders in der gemeinsamen Heimat! Zufrieden und voller guter Erinnerungen ging man nach diesen denkwürdigen Tagen wieder auseinander.
Die übrigen Tage waren ausgefüllt mit einer Rundreise über die Sudetenstraße, Grunwald, Erlitztal, Bärnwald und Grulich. Eine Besichtigung des Grafenorter Schlosses mit seinen Restaurierungsfortschritten, Maria Schnee und Habelschwerdt durften nicht fehlen.
Hatten wir auf der Hinfahrt eine Übernachtung in Görlitz eingeplant, so lernten wir auf der Rückfahrt Dresden bei einer weiteren Übernachtung kennen.
Für alle, besonders die Voigtsdorfer, eine denkwürdige Reise, bei der uns die Schönheit der Grafschaft wieder einmal vor Augen geführt wurde.
Dank gilt besonders Rose Marie Heitkamp, die dies erst möglich gemacht hat. Mit dem Begleitprogramm, vom Verfasser dieser Zeilen zusammengestellt, war man wohl auch einverstanden – es gab keine Klagen!
Bericht: Heribert Wolf
Bilder: Gedenktafel 700 Jahre Voigtsdorf, Reisegruppe vor der Habelschwerdter Kirche (Fotos: H. Wolf)