Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

12.8.2018

Treffen der ehemaligen und heutigen Wölfelsdorfer in der gemeinsamen Heimat.

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 09:29

Deutsch-polnische Messe, Einweihung einer „Friedenslinde“ sowie tradtionelle deutsch-polnische Feier im Kulturhaus von Wölfelsdorf, diesmal unter Begleitung des DFK-Chores!

Am Sonntag, dem 29. Juli 2018 war es mal wieder soweit: Wie schon in den vergangenen Jahren besuchten die deutschen Wölfelsdorfer ihren Heimatort in der Grafschaft Glatz und feierten dabei zusammen mit den heutigen polnischen Einwohnern des Ortes ein Fest. Der diesjährige Besuch war aber dennoch in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes.

Zunächst ist es in den heutigen Zeiten, in denen immer weniger Deutsche aus der Erlebnisgeneration die weite Reise nach Schlesien antreten können, erstaunlich, dass die Organisatoren Paul Rupprecht und Roland Scholz einen großen Bus mit 53 Grafschaft-Reisenden haben füllen können, darunter auch viele „Neu-Grafschafter“, d.h. Nachbarn und Bekannte aus Westdeutschland, die die alte Heimat ihrer Freunde, welche nach dem Zweiten Weltkrieg die Grafschaft verlassen mussten und in verschiedene Orte im heutigen Deutschland verstreut wurden, kennenlernen wollten. Das spricht auch für die gelungene Integration der Grafschafter Familien an ihren neuen Wohnorten nach der Vertreibung.

      

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Besonders war aber auch, dass die feierliche Messe von drei Priestern gefeiert wurde (zwei aus Wölfelsdorf und einer aus Wölfelsgrund) und mehr deutsche Elemente – insbesondere musikalischer Art – als sonst enthielt. Das hängt damit zusammen, dass sie zum ersten Mal durch den Chor des DFK Glatz mitgestaltet wurde, aber auch damit, dass der Wölfelsdorfer Pfarrer Marian Prochera stets sehr offen für die Zusammenarbeit mit den deutschen Wölfelsdorfern ist. So hat er gerne gemeinsam mit dem in Wölfelsdorf ansässigen stellvertretenden DFK-Vorsitzenden Heinz-Peter Keuten unter Aufnahme von Beiträgen der deutschen Wölfelsdorfer (z.B. Fürbitten) die Messe vorbereitet.

Als besondere Idee von Seiten der deutschen Wölfelsdorfer wurde im Anschluss an die Messe auf dem „Plane“, also dem zentralen Platz vor der Kirche, eine „Friedenslinde“ gepflanzt und durch den Pfarrer sowie Vertreter der deutschen und polnischen Wölfelsdorfer eingeweiht, neben der auf einer Gedenktafel auf Deutsch und Polnisch folgender Text zu lesen ist:

      

Möge unsere Zukunft wie ein Baum gedeihen, der nach und nach seine Zweige entfaltet und uns einen schützenden Schatten wirft.“ – Dorfgemeinschaft Wilkanów und Wölfelsdorf, im Juli 2018

Dankend erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass Paul Rupprecht, der noch in Wölfelsdorf geboren ist und hier sogar noch Messdiener war, extra eine Woche vorher angereist war, um den jungen Baum zu besorgen, zusammen mit Horst Ulbrich und Heinz-Peter Keuten vom DFK Glatz die o.g. Tafel zu montieren und dann mit Sockel am Ufer der Wölfel zu montieren. Außerdem wurde gemeinsam das Lapidarium auf Vordermann gebracht – zerbrochene Grabplatten repariert, Rasen gemäht, Unkraut gejätet und es wurden die schon seit Monaten laufenden, durch den Wölfelsdorfer Heimatverein finanzierten Renovierungsarbeiten an der Lapidariumsmauer abgenommen. Paul Rupprecht und allen anderen Helfern sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für ihren Einsatz gedankt. Bereits während der Sonntagsmesse wurde Paul Rupprecht vor versammelter Gemeinde durch den Wölfelsdorfer Pfarrer ein herzliches „Vergelt’s Gott“ ausgesprochen.

Anschließend erfreute nach einem zünftigen Mittagessen im Kulturhaus, zu dem die polnischen Wölfelsdorfer alle Gäste einluden, der Chor des DFK Glatz mit einem Überraschungskonzert die Gäste. Die zahlreichen deutschen Gäste hätten wahrscheinlich nicht damit gerechnet, so viele bekannte deutsche Melodien (zum Teil umgedichtet auf die Grafschaft Glatz!) hier in ihrem heute zu Polen gehörenden Heimatort zu hören. Entsprechend positiv war die Reaktion des Publikums, das begeistert mitsang, mitschunkelte und mitklatschte.

      

Für die deutschen Wölfelsdorfer klang dieser ereignisreiche Tag aus mit einer besinnlichen Andacht in der Wallfahrtskapelle Maria Schnee.

Ein „Nachspiel“ gab es dann noch am darauf folgenden Freitag (3.8.18), an dem die deutschen Wölfelsdorfer ihre polnischen Freunde zu einem Grillen an der Wölfel einluden. Dazu gesellte sich dann auch der polnische Dorfvorsteher Mariusz Lis, der am Sonntag verhindert gewesen war – was sich wiederum gut traf, weil hier auch die deutsche Nachwuchs-Journalistin Sophia Wydra aus Bad Laasphe zugegen war, die mit ihm und H.-P. Keuten ein Interview führte, das wenige Tage später in ihrem in der Siegener Zeitung veröffentlichten Reisebericht über Schlesien Aufnahme fand.

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Damit war der diesjährige Besuch der Wölfelsdorfer Heimatgemeinschaft eine für alle Seiten gelungene Veranstaltung, die hoffentlich noch viele positive Nachwirkungen zeigt und, ganz wie im Motto der Friedenslinde, die „gemeinsame Zukunft wie ein Baum gedeihen“ lässt. Deutsche und Polen, und besonders auch wir Deutsche in Polen (vom DFK), werden uns weiter gemeinsam darum bemühen, dass das zarte Pflänzchen Frieden zwischen Deutschen und Polen weiter wächst und nicht verkümmert.

Bericht: Heinz-Peter Keuten

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