Aktuell sind weltweit 60 Mio. Menschen auf der Flucht und Hunderttausende machen sich auf den Weg nach Europa.
Es ist die größte Menschenwanderung seit den 2. Weltkrieg. Deutschland bleibt eines der beliebtesten Ziele der Flüchtlinge, bis Ende 2015 sind fast 2 Mio. Flüchtlinge eingetroffen. Die Zahlen prägen maßgeblich den aktuellen politischen Diskurs in Europa und haben zugleich einen gravierenden Einfluss auf die europäischen Gesellschaften. Deutschland, Polen, aber auch die ganze europäische Union stehen aktuell vor einer der größten Herausforderungen aller Zeiten.
Soweit war aus einer Info der Einladung zu entnehmen und ich war gespannt, was mich in der Villa Gatz (Willa Klodzko) erwartete. Wir waren mit einer kleinen Abordnung unserer Jugend dabei. Zum Einstieg gab es ein Interview, geleitet von Frau Christine Achenbach aus Berlin mit dem Ägypter, Herrn Andrew Moussa, der vor politischer Verfolgung aus Kairo geflohen und 2014 in Deutschland angekommen ist. Er hatte in Kairo ein Studium im 2. Semester wegen der politischen Wirren abbrechen müssen und hoffte in Deutschland weiter studieren zu können. Ich will es vorwegnehmen, das ist ihm auch trefflich gelungen, obwohl er aus einem eigentlich sicheren Herkunftsland geflohen ist, wie wir durch die Medien erfahren haben. Zu bemerken ist, Herr Moussa ist ein intelligenter und sehr strebsamer Mann, der ein Ziel konsequent verfolgt. So hatte er auch in 12 Stunden täglich die deutsche Sprache fast akzentfrei gelernt, zu seinem Ziel Journalismus studieren zu dürfen, hat er mehrere Bundestagsabgeordnete und untergeordnete Dienststellen angeschrieben, ist auch persönlich vorstellig geworden. Kurzum, es ist ihm gelungen als Asylant anerkannt zu werden, bei einer Berliner Zeitung eine Volontärstelle zu bekommen, auch ein Sponsor für den Masterstudiengang wurde gefunden.
Aber wahrlich ein Ausnahmefall und seine Intelligenz und Beharrlichkeit waren wohl ausschlaggebend für den Erfolg, auch der Zufall einer derjenigen gewesen zu sein, die vor den Demonstrationen der Pegida und des politischen Umdenkens in der letzten Zeit gekommen sind.
Wünschen wir ihm weiterhin Erfolg, solche Asylanten werden gebraucht, wird jeder sagen. Aber es sind eben die Ausnahmen in einem Asylantenwirrwarr in Europa, auch weil Aufnahmequoten der Länder nicht eingehalten werden und zweifelhafte Abmachungen mit Radikalen wie Herrn Erdogan der Türkei getroffen wurden. Ich hatte während der Diskussion Gelegenheit auch auf die Vertreibungssituation der Schlesier nach dem Krieg aufmerksam zu machen.
Leider versagte meine Stimme auf Grund einer Erkältung, je mehr ich gesprochen habe. Wir sind dann auch nach dem offiziellen Teil des Abends gefahren und haben den gemütlichen Teil nicht mehr miterleben können. Ich wünsche mir aber weiterhin einen engen Kontakt zum Bund der Jugend der deutschen Minderheit in Polen. Unser fester Termin eines Kindertheaters ist beim nächsten Stadtfest in Glatz.
Bericht
Horst Ulbrich