Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

26.9.2016

Einweihung des Hirschfelder Denkmals in Habelschwerdt

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 15:54

Große deutsch-polnische Feier in Habelschwerdt am 19. September 2016 anlässlich der Einweihung des neuen Denkmals zu Ehren des Seligen Kaplans Gerhard Hirschfelder am Habelschwerdter Gymnasium

Was lange währt, wird endlich gut: Dies gilt auch für das Projekt des Hirschfelder-Denkmals in Habelschwerdt, das am 19. September 2016 feierlich gemeinsam von Polen und Deutschen eingeweiht wurde.

Geplant und finanziert wurde das Projekt von Großdechant Franz Jung, dem Hirschfelder-Biografen Prof. Dr. Hugo Goeke aus Münster sowie der deutschen Hirschfelder Stiftung. Anlass war der 75. Jahrestag der Schändung des Wegekreuzes sowie eines barocken Bildstocks durch SS und HJ, die sich im Sommer 1941 auf der Wustungspromenade zwischen Habelschwerdt und Hohndorf ereignete und mit der der Leidensweg von Kaplan Hirschfelder gewissermaßen seinen Anfang nahm, da diese Untat der Nazis Kaplan Hirschfelder als Jugendseelsorger der Grafschaft Glatz dazu bewegte, am 27. Juli 1941 von der Kanzel der Habelschwerdter Pfarrkirche die mutigen Worte zu sagen: „Wer der Jugend den Glauben an Christus aus dem Herzen reißt, ist ein Verbrecher“, die ihn wenig später ins Glatzer Gefängnis und danach ins KZ Dachau brachten, wo er am 1. August 1942 den Märtyrertod starb.

Die ursprüngliche Idee eines Gedenksteins an der Stelle, an der die Untaten 1941 begangen wurden, also auf der Wustung zwischen Habelschwerdt und Hohndorf, wurde verworfen, weil der Ort sich kaum für Gedenkveranstaltungen eignet. Stattdessen wurde der Park vor dem Allgemeinbildenden Schulzentrum in Habelschwerdt (der ehem. Hermann-Stehr-Aufbauschule) gewählt, und der DFK-Vorstand setzte alle Räder in Gang, um die nötigen Genehmigungen einzuholen – Einverständnis der Schulleitung, der Bürgermeisterin sowie des Landratsamts Glatz, der offizieller Träger der Schule und Grundstückseigentümer ist. Da DFK-Schatzmeister Heinz-Peter Keuten gleichzeitig Lehrer am Allgemeinbildenden Schulzentrum in Habelschwerdt ist und der Vorsitzende Horst Ulbrich vor allem mit Hilfe des im Landratsamt beschäftigten DFK-Mitglieds Frau Magda Basińska erfolgreich und schnell die notwendigen behördlichen Genehmigungen einholte, konnte noch während der Sommerschulferien mit der Errichtung des geplanten Denkmals begonnen werden. Gleichzeitig wurde am 1.9., dem ersten Schultag in Polen, ein Schülerwettbewerb über den Seligen Kaplan Gerhard Hirschfelder in Habelschwerdt ausgerufen, zu dem sich nicht weniger als 70 Schüler der Mittel- und Oberstufe meldeten.

Somit war tatsächlich am 19. September 2016 – auf den Tag genau 6 Jahre nach der Seligsprechung Kaplan Hirschfelders im Dom zu Münster – alles fertig und vorbereitet, und es fand eine denkwürdige und unvergessliche Einweihungsfeier statt. Lehrer und Schüler der Schule hatten drei Wochen lang auf diesen Tag hingearbeitet, mit Proben, Übersetzungen, Szenarien und vielerlei anderen Vorbereitungen.

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Zum Vergrößern bitte Bild anklicken.

Die Feier begann in der St. Michaels-Pfarrkirche zu Habelschwerdt, mit einem zweisprachigen Festgottesdienst, zelebriert durch Prof. Dr. Fitych aus Tscherbeney (der sich einen Namen als polnischer Hirschfelder-Biograph gemacht hat), Großdechant Prälat Franz Jung sowie Diakon Georg Olbrich aus Deutschland und Kaplan Gabriel Horowski aus Habelschwerdt in Vertretung des erkrankten Prälaten Smoter. Bei dem Gottesdienst in der Habelschwerdter Kirche waren ca. 600 Schüler und Lehrer, viele geladene Prominente sowie eine Delegation von ca. 50 Gästen aus Deutschland anwesend. Die Predigt von Großdechant Franz Jung, in der er sich insbesondere an die polnischen Jugendlichen aus Habelschwerdt wandte, wurde in polnischer Sprache durch Prof. Fitych vorgelesen. Lesung, Evangelium und Fürbitten wurden sowohl auf Deutsch als auch auf Polnisch vorgetragen. Auch das Hirschfelder-Lied wurde in deutscher sowie in polnischer Sprache gesungen (was die polnischen Schüler vorher im Religions-, Musik- und Deutschunterricht geübt hatten!). Die deutsch-polnische Messe war von Großdechant Franz Jung in Anlehnung an die Hirschfelder-Seligsprechungsnachfeier in Bad Kudowa am 10. Oktober 2010 entworfen und durch Dr. Andrzej Prasał (Organist und Religionslehrer aus Habelschwerdt) in Zusammenarbeit mit H.-P. Keuten und J. Straube vom DFK Glatz im Detail geplant worden. Während der gesamten Messfeier waren die Schulstandarten sowie die Fahnen der deutschen Delegation zugegen. Anschließend begaben sich alle Teilnehmer in einer Fahnenprozession durch die Stadt zum Schulpark, wo nach Verlesung eines Grußwortes der polnischen Schulministerin, Frau Anna Zalewska, sowie den Ansprachen des Landrats Maciej Awiżen, der Bürgermeisterin Renata Surma sowie der Schulleiterin Krystyna Magierowska-Kasza der neue Gedenkstein feierlich enthüllt und durch Großdechant Franz Jung sowie Kaplan Gabriel Horowski eingeweiht wurde. Bei der Einweihung waren auch diverse Pressevertreter, u.a. auch das Glatzer Regionalfernsehen, anwesend.

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Nach der Einweihung hatten die Schüler der Schule ein musikalisches Festprogramm vorbereitet, das in der historischen Schulaula des Schulzentrums stattfand. Zwischen den musikalischen Darbietungen wurden Texte von und über Kaplan Hirschfelder auf Deutsch und Polnisch gelesen. Einen originellen Abschluss des Musikprogramms bot der spontan entstandene Chor der deutschen Gäste (unter Leitung von Großdechant Franz Jung!), die zwei Volkslieder „auf Pauersch“, also in dem Dialekt, der zur Zeiten des Seligen Kaplans Hirschfelder in der Grafschaft Glatz gesprochen wurde, zu Gehör brachten. Für viele polnische Gäste sicherlich das erste Mal, dass ihnen solche Töne zu Ohr kamen …

Gegen Ende der Veranstaltung wurden die Gewinner des Hirschfelder-Wettbewerbs ausgezeichnet. Die Schüler hatten besonderen Einsatz bei der Zeichnung von Bildern über das Leben des Seligen sowie bei einem Wissensquiz über Kaplan Hirschfelder gezeigt. Die Preise waren von der deutschen Hirschfelder Stiftung finanziert worden.

Zum Schluss überreichte Großdechant Franz Jung der Schulleiterin, Frau Krystyna Magierowska-Kasza, ein großes Porträt des Seligen Kaplans Gerhard Hirschfelder zum Verbleib in der Schule. Bei einem anschließenden Treffen im engeren Organisatorenkreis wurde beschlossen, den Hirschfelder-Wettbewerb in den kommenden Jahren fortzuführen und u.U. sogar auf Diözesanebene auszuweiten.

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Im Anschluss an die offizielle Veranstaltung nutzten die deutschen Gäste die Zeit noch für einen Rundgang durch Habelschwerdt unter Führung von H.-P. Keuten. Nicht zuletzt die beiden Geistlichen freuten sich besonders – denn Georg Olbrich, der selbst noch in Habelschwerdt geboren ist, konnte sein Familienhaus unweit des Willmannsturms besuchen, und auch Großdechant Franz Jung hatte in Habelschwerdt gewissermaßen ein „Heimspiel“, da sein Onkel Pius Jung von 1910 bis 1940 Pfarrer und Stadtdechant von Habelschwerdt war und auf dem hiesigen deutschen Friedhof begraben liegt.

Insgesamt ist die Einweihungsfeier des neuen Hirschfelder-Denkmals am Habelschwerdter Gymnasium ein denkwürdiges Ereignis für Habelschwerdt und die Hirschfelder-Verehrung in der gesamten Grafschaft Glatz geworden. Zahlreiche Publikationen in der lokalen Presse, Internet und Fernsehen zeugen davon. Für die Gruppe der deutschen Stifter war die Feier nach eigener Aussage ein hervorragendes Ereignis und hat auch zu vielen neuen deutsch-polnischen Begegnungen geführt. Es bleibt zu hoffen, dass das neue Denkmal mithilft, die Erinnerung an Kaplan Hirschfelder in der Stadt, in der er die letzten drei Jahre seines priesterlichen Dienstes als Jugendseelsorger der Grafschaft Glatz verbracht hat, wach und lebendig zu halten – als an einen mutigen Kämpfer für den christlichen Glauben und gegen das Unrecht, der Vorbild für Deutsche und Polen zugleich sein kann, gemäß dem Motto, das über dem Wirken des Seligen steht und mit dem Großdechant Franz Jung seine Predigt am 19.9.2016 geschlossen hat: „Seliger Kaplan Hirschfelder – Hoffnungsträger, Mutmacher, Brückenbauer“.

Bericht

Heinz-Peter Keuten

Hier noch zwei Links zu (polnischsprachigen) Berichten über die Einweihungsfeier:

  1. Homepage der Stadt Habelschwerdt: http://www.bystrzycaklodzka.pl/asp/pl_start.asp?typ=13&sub=7&menu=27&artykul=2629&akcja=artykul
  1. Internetseite des Glatzer Regionalfernsehens: http://www.tvklodzka.pl/obelisk-bl-ks-gerharda-hirschfeldera/ – Hinweis: Zum Ansehen des kurzen Fernsehberichts muss man die Seite etwas nach unten rollen und das Fenster auf der linken Seite anklicken. Zum Vergrößern auf Vollbildmodus nochmals unten rechts im Fenster klicken.

(Mit Genehmigung des Herausgebers dieser Seite Horst Ulbrich)

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