Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

6.9.2016

25 Jahre deutsch-polnischer Nachbarschaftsvertrag und 25. Jahrestag der Gründung des VDG in Oppeln

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 09:18

Wahrlich ein außergewöhnliches Datum mit einem großen Rahmenprogramm am 3. und 4. September 2016.

Es begann im Saal des Marschallamtes in Oppeln mit einer Podiumsdiskussion unter Beteiligung des deutschen Botschafters in Polen, Herrn Rolf Nickel, des Staatssekretärs im Ministerium für nationale Minderheiten, Herrn Sebastian Chalek, des Beauftragten der Bundesrepublik für nationale Minderheiten, Herrn Hartmut Koschyk, und des Direktors des Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien in Breslau, Herr Prof. Krzysztof Ruchniewicz. Die Moderation übernahm unser VDG-Vorsitzender Bernhard Gaida. Dazu nur ein kurzes Statement, es wurden die Errungenschaften der Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten betont und auch für enge wirtschaftliche und persönliche Kontakte in Zukunft geworben.

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Zum Vergrößern bitte Bild anklicken.

Weiter ging es um 16 Uhr in der Kathedrale in Oppeln mit einem ökumenischen Gottesdienst mit der Anwesenheit vieler prominenter Gäste aus Deutschland und Polen. Der kath. Bischof Andrzey Czaja und der evangelische Pastor  Wojciech Pracki hatten in ihrer Ansprache nicht nur lobende, sondern auch mahnende Worte bei den derzeitigen politischen Verhältnissen in Polen, und ich war eigentlich erstaunt von den Kirchenmännern auch kritische Einwände zu hören, was später ausdrücklich gelobt wurde, geht es doch nicht nur darum die guten Beziehungen, sondern auch die Baustellen anzusprechen, die es noch zu bearbeiten gilt.

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Nach der Andacht blieb nur wenig Zeit für ein kaltes Getränk am Ring in Oppeln, denn schon um 18 Uhr ging es in der Philharmonie in Oppeln weiter im Programm. Es eröffnete Herr Gaida, welcher alle Gäste herzlich willkommen hieß. Symbolisch wurde ihm als Vorsitzenden unseres Dachverbandes VDG eine Geburtstagstorte in Miniformat mit Kerze überreicht. In seiner Ansprache berichtete er über die Arbeit der weit über 500 Deutschen Freundschaftskreise in Polen, auch über die erfreuliche Entwicklung der Jugendarbeit. Hier erwähnte er besonders die neu entstehenden Fußballvereine für Kinder und Jugendliche, die sich nach dem Vorbild Miroslaw Klose nennen. Polenweit sollen es über 50.000 Kinder und Jugendliche in der deutschen Minderheit sein. Die deutsche Minderheit wurde staatlicherseits und nach der letzten Volkszählung mit 175.000 angegeben. Tatsächlich seien es aber noch über 360.000, da sich viele als Schlesier und nicht als rein Deutsche eingeordnet hatten. Auch kritische Anmerkungen zur politischen Lage gab es in seiner Ansprache, die mit großem Applaus bedacht wurden. Danach spielte das Orchester der Oppelner Philharmonie Werke von Franz Schubert. Dazwischen die Grußworte von Harmut Koschyk, Rolf Nickel und Andrzej Bula, deren Titel ich hier schon erwähnt hatte. Gegen 21 Uhr wurden wir noch zu einem Imbiss in den Nebensaal der Philharmonie geladen, damit niemand hungrig nach Hause gehen muss, wurde bekannt gegeben. Immer wieder ein Anlass alte Freunde zu treffen, kritische Bemerkungen zu hinterfragen und sich privat einmal auszutauschen. So ging der erste Tag voller Eindrücke zu Ende und mit meiner Frau wollten wir noch ein ruhiges Glas Wein im Hotel genießen. Aber wen treffen wir dort? Alte Freunde aus der Heimatgemeinschaft Altwilmsdorf, die wir schon oft in der Grafschaft begrüßen konnten. Und so wurde der Abend doch länger als geplant.

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Morgens am 4.9. im Hotel stellten wir fest, dass Herr Dr. Vollmert aus der CDU-Fraktion des Bundestages im gleichen Hotel wohnte. Beim Frühstück haben wir uns noch eingehend über den Besuch beim DFK Glatz vor Jahresfrist mit Herrn Brähmig MDB unterhalten und uns über die besondere Problematik in der Diaspora der deutschen Minderheit in Niederschlesien ausgetauscht.

Aber bald mussten wir aufbrechen, um unseren Stand beim großen Fest der deutschen Minderheit am Amphitheater in Oppeln zu organisieren. Zum Glück erwarteten uns dort schon unsere Glatzer DFK-Mitglieder, die mit einem Bus zu dem Fest angereist waren. Bei meinem Handycap nach ausgerenkter Schulter war ich beim Aufbau keine große Hilfe. Nachdem alles seinen Platz hatte, begann pünktlich um 12 Uhr das Jugendblasorchester mit einem kleinen Umzug durch die Zelte. Danach folgte ein buntes Programm mit Tanz- und Gesangsgruppen, vielen Einzelakteuren, der Auftritt der Kindertanzgruppe mit ….. tanz   ???, Schlagersängerinnen, die aus der deutschen Minderheit erwachsen sind, einem ganz besonderen Kindertheater und vielen anderen Attraktionen. Das außergewöhnliche Kindertheater werden wir im Frühjahr 2017 in Glatz erleben können. Mit der Leiterin der IFA aus Breslau habe ich das schon fest vereinbart. Das Festprogramm ging bis in die Abendstunden und wir waren erstaunt, welche Vielfalt die deutsche Minderheit in Polen zu bieten hat. Das macht Mut für die Zukunft und lässt auf die nächsten 25 Jahre erfolgreicher Arbeit hoffen. Da unser Busfahrer gegen 17 Uhr zur Abreise mahnte, haben mir unsere Mitglieder noch schnell beim Abbau geholfen, da es mit meiner Armbinde doch problematisch geworden wäre.

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Wie immer, gibt es einen Wermutstropfen, und das betrifft den DFK Glatz. Wir hatten mit Abstand den größten Stand, den ich frühzeitig beantragt hatte, und ich war enttäuscht von den Miniinfoständen der anderen, aber doch sehr großen deutschen Vereinen in und um Oppeln. War das der Grund, warum unser Vorsitzender Bernhard Gaida den Weg zu uns nicht gefunden hat? Lediglich Norbert Rasch, Vorstandsmitglied des VDG, war als Gast bei uns und wir freuen uns über diesen Kontakt. Danke.

Aber unser Stand war umlagert wie schon vor Jahresfrist in der Jahrhunderthalle in Breslau, siehe Bilder. Viele alte Freunde aus der deutschen Minderheit aus ganz Polen, aber auch viele Interessierte aus der Oppelner Gegend hatten Fragen zu unseren umfangreichen Projekten. Es ist bekannt, dass der DFK Glatz, in Bezug auf seine Größe, der aktivste deutsche Verein in ganz Polen ist, und darauf können wir stolz sein. Der Einsatz in den über 8 Jahren Aufbauarbeit hat sich also gelohnt, leider bin ich für die Zukunft in Niederschlesien skeptisch. Ich werde mich später einmal dazu äußern.

 

Bericht

Horst Ulbrich

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