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Der Organisator der polnisch- tschechischen Tage der christlichen Kultur, Julian Golak, hatte zwei Tage vor dem Heiligen Abend zur letzten Veranstaltung in diesem Jahr geladen und trotz des Wetters sind alle gekommen. Schon die Anfahrt zur Hohen Eule war erschwert, denn der Nebel war so dicht, dass man nur im Schritttempo die letzten Kilometer fahren konnte.
Aber im festlich geschmückten Lokal empfing uns eine Wärme und viele Bekannte, die sich lange nicht gesehen hatten, trafen sich dort wie jedes Jahr. Eine bunte Mischung aus Politik und kirchlichen Würdenträgern und für den DFK wichtig die Kontakte weiter zu pflegen, denn die Herren Bürgermeister, Landräte und andere sieht man nicht so oft. Julian Golak hatte mich wieder gebeten, über die deutsche Weihnachtstradition in Schlesien zu berichten, was ich gern übernommen habe. Geladen waren auch einige Künstler mit Instrumenten und andere, die ihre Bilder und Skulpturen in einer Ausstellung zeigten, die nach dem Essen eröffnet wurde. Aber lange Zeit nahm zunächst die traditionelle Begrüßung ein, die auch am Heiligen Abend hier in den Familien praktiziert wird. Nach dem Tischgebet bekamen alle Oblaten ausgeteilt und – wer den Brauch nicht kennt – damit geht man herum, wünscht jedem Einzelnen ein frohes Fest und bricht vom jeweils anderen ein Stück der Oblate heraus und man verzehrt sie gemeinsam. Da sich fast alle kennen, gab es natürlich immer viel Gesprächsstoff. So begann das Abendessen nach ca. einer Stunde der privaten Gespräche mit den traditionellen polnischen Gerichten. Fisch in verschiedenen Sorten mit Beilagen und vorher die traditionelle Brühe aus roten Beeten genannt Barszcz. Das muss ein Deutscher erst mal aussprechen können. Später auch noch Kutia, das ist eine Süßspeise aus Weizen und Mohn, ähnlich den schlesischen Mohnklößen, und natürlich Kaffee und Kuchen.
Es schloss sich ein musikalisches Programm mit einer ausgebildeten Sopranistin an, begleitet von einem Violinisten und einem Gitarristen.
Der Gitarrist, ein hochbegabter Musiker, war als Kind schwerstbehindert geboren und von Nonnen aufgenommen worden, wie er berichtete. Sie haben ihn soweit gesund gepflegt, dass er nun mit Gehhilfen laufen kann. Er tingelt, mit seiner Gitarre und einem Pfarrer, der ihn begleitet, durch die Welt und kam gerade aus Chicago zurück. Wir hatten sein Können schon am Sonntag in der Kirche des Franziskanerklosters in Glatz bewundern können. Ein herausragender Künstler, der mit Musik auch seine Behinderung gemeistert hat.
Herr Henryk Hnatiuk eröffnete mit Julian Golak die Kunstausstellung. Im Anschluss gab es verschiedene Lesungen und die Vorstellung der Weihnachtsbräuche in Tschechien, der Ukraine und Deutschland. Da war ich dann gefragt, denn eine andere deutsche Organisation war nicht dabei.
Also habe ich meinen Vortrag zum ersten Mal ohne die Hilfe meiner Frau auf Polnisch gehalten, da ich die meisten Gäste kenne und man mir alle sprachlichen Fehler verzeiht. Ich habe auch über die besondere Kunst des Bratens der schlesischen ungebrühten Bratwurst berichtet, die bei meiner Mutter oft geplatzt ist. Am Ende gab es jedenfalls lange Applaus und Geschenke der anwesenden Künstler und des Organisators. Na ja, ich bin halt immer noch die Ausnahme der Deutschen, die sich halbwegs mit dem polnischen Sprachgewirr auseinandersetzen. Gegen 24 Uhr waren wir dann wieder zu Hause in Schwenz.
Nun ist alles Offizielle vorbei und die privaten Vorbereitungen können beginnen. Schwiegervater hat wieder den allerschönsten Tannenbaum geopfert, wie jedes Jahr, aber mit Blattläusen und klebrig. Nun soll ich mit dem Kärcher den Baum behandeln, denn auf Frost kann man wohl nicht hoffen, um das Problem zu lösen.
Was ist aus dem schlesischen Wetter geworden??? Wünsche zu Weihnachten hatte ich schon geschrieben, deshalb nur noch
auf ein Wiedersehen in Schlesien im nächsten Jahr.
Euer Horst Ulbrich