Allerheiligen in der Grafschaft und alle sind da. Polen sind, wie bekannt in ganz Europa als gute Arbeiter bekannt, aber Allerheiligen sind alle wieder zurück bei ihren Verstorbenen und der Familie. Das ist auch immer ein großes Familienfest, sind sie doch oft in verschiedenen Ländern tätig und sehen sich nur zu bestimmten Zeiten wieder.
Schon am Tag davor ist ein reges Kommen und Gehen auf dem Friedhof, da ist auch endlich wieder Zeit für ein Gespräch mit den Nachbarn. Ja man trifft dort viele Bekannte, die übers Jahr weit weg ihrer Tätigkeit nachgehen. Die Gräber werden gepflegt und Berge von Blumen stehen bereit. Auch bei uns wurde einiges am Familiengrab verändert. Es starb meine Cousine in Deutschland, die in Eckersdorf geboren, dort auch begraben werden wollte. Auch der Opa meiner Frau, an anderer Stelle des Friedhofes begraben, wurde exhumiert und auf unser Familiengrab geholt. So sind die Verstorbenen der Familie wieder beisammen, was auch die Grabpflege erleichtert. Vorausschauend habe ich vor Jahren eine große Grabstelle erworben und es ist noch genügend Platz.
An Allerheiligen, nach der hl. Messe ist dann die Prozession von der Kirche bis auf den Friedhof am Bach mit vier Verweilstellen. Von dort werden alle Gräber und die dort stehenden Menschen gesegnet. Ein Totenkult, den ich so noch nicht erlebt habe und es mich immer wieder in Staunen versetzt. Die Chrysanthemen, die in Massen zum Friedhof gebracht wurden, sind oft am nächsten Tag durch den Frost geschädigt. Aber an Allerheiligen blüht es dort wie in einer großen Gärtnerei. Nach der Prozession und dem Segen steht man noch lange am Grab, spricht über die Zeiten mit den Verstorbenen und trifft sich auch mit vielen Freunden und Bekannten, um sich dann zu Kaffee und Kuchen zu verabreden. Abends wenn es dunkel wird leuchtet der Friedhof schon von Ferne. Alle kommen dann wieder mit vielen Grablichtern und auf manchen Gräbern stehen dann, bei großen Familien bis zu 50 Lichter, denn jeder bringt seine Grablichter mit. Da hat so mancher Mann auch ein Fläschchen in der Tasche mit meist nur einem Schnapsglas, das dann die Runde macht und auf den Verstorbenen angestoßen wird.
Ja liebe Leser, so gerät man nicht in Vergessenheit. Auch ein Grund wieder in der Heimat der Eltern zu sein, Schlesien war und ist eben anders.
Bericht
Horst Ulbrich