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Liebe Freunde,
es wird Weihnachten, der Stress lässt in der letzten Woche bei Euch hoffentlich etwas nach und man schaut in den Briefkasten, ja heutzutage eher in die Mail Post, wer sich denn zum heiligen Fest so gemeldet hat.
Es ist der 4. Advent, draußen nach den Nachttemperaturen von unter 18 Grad Minus jetzt immer noch Minus 8 Grad, also die richtige Zeit zu schreiben. Morgen soll der Tannenbaum besorgt werden und da fallen mir so einige Schmankerl dazu ein.
Mein erstes Weihnachtsfest in Schlesien werde ich nicht vergessen. Schon Tage vorher hatte mein Schwiegervater 3 Bäume aus unserem Wald geholt, die aber von unseren Frauen gleich abgelehnt wurden. Da Bronek der Meinung war, es wären die Schönsten aus unserem Wald gewesen, machten wir uns auf den Weg in die Tannenschonung unseres bekannten Försters, der uns auch allein den sogenannten schönsten Baum suchen ließ. In teilweise bauchhohem Schnee kämpften wir uns durch die Schonung und immer wenn ich meinte, den Allerschönsten gefunden zu haben, glaubte Bronek einen noch besseren zu sehen und umgekehrt. Als wir uns nach langem Suchen endlich einig waren, ja das ist der schönste Baum um unser Wohnzimmer zu verschönern und der Förster wegen der alten Bekanntschaft auch kein Geld verlangte, machten wir uns stolz auf den Heimweg. Aber auch mit etwas skeptischen Gedanken, ob der Baum auch den kritischen Blicken unserer Frauen stand halten werde. Zu Hause wurde unser Wunderbaum auch kaum kritisiert. Als ich aber nach dem Aufstellen sah, das Schwiegervater mit Bohrmaschine und Gartenschere bewaffnet ins Haus ging, kamen mir Zweifel. Er hat dann nach Anweisung noch den einen störenden Ast entfernt und mit der Bohrmaschine Löcher in den Stamm gebohrt um Lücken mit den Ästen aus unserem Baummagazin aus dem Schuppen zu füllen. Nachdem unsere Frauen dann ein ganzes Schmucklager darauf dekoriert hatten, ja da war es endlich der aller wunderprächtigste Weihnachtsbaum, den ich je gesehen habe.
Wer es nicht weiß. Auch die Traditionen sind natürlich anders als ich es gewohnt war. Bei uns gab es früher schlesische weiße Bratwurst, die regelmäßig geplatzt ist, weil sie ungebrüht war und es eine Kunst ist, diese speziell nur zu Weihnachten produzierte Bratwurst unversehrt zu braten. Dazu Sauerkraut und Kartoffelbrei, die alten Schlesier werden es wissen. In Polen wird nach dem Frühstück und bis es dunkel ist nichts gegessen, Kinder sind eine Ausnahme. Bei uns auf dem Dorf ist die Christmesse schon um 18 Uhr, weil der Pfarrer mit seinem Vikar sonst die fünf zu betreuenden Kirchen nicht schafft. Zum Abendessen wird ein Gedeck mehr aufgelegt, denn es könnte ein armer oder hungriger Gast an der Tür klingeln, der immer willkommen wäre. Das Essen ist aufwendig und mit 12 Zutaten bereitet, wegen der 12 Jünger. Der Hausherr betet vor, danach bekommt jeder ein geweihtes Hostienblatt und geht von Einem zum Anderen, bricht ein Stück der Hostie ab, isst es und man wünscht sich so fröhliche Weihnachten.
Die geweihten Hostienblätter werden schon Tage vorher in der Kirche gekauft und auch oft mit der Weihnachtspost an Freunde im Ausland verschickt. Danach wird gegessen, nein die Völlerei geht los. Immer wieder unterbrochen von einem besonderen Verdauungsschnaps, oder einem Glas Wein. Nach dem deftigen Essen gibt es im Laufe des Abends Kuchen und Plätzchen, später auch etwas Saures wie Hering und Gurken. Es wird gesungen und wie bei uns quält jeder, der sich als Musiker berufen fühlt schon in der Vorweihnachtszeit sein Instrument, das oft übers Jahr nicht angesehen wird aber, um am heiligen Abend dann den weihnachtlichen Gesang mit Musik zu untermalen. Bei uns wird Gitarre, Geige, Akkordeon, Keebord und auch Blockflöte gequält und die Musik der nicht gestimmten Instrumente trägt oft zur Erheiterung des Abends bei. Spätestens dann, wenn niemand zu der angestimmten Dur singen kann. So findet unser Weihnachtsabend immer ein lustiges Ende und ich bin sicher, es wird auch dieses Jahr wieder so sein.
Liebe Freunde dieser Seite, ich wünsche Euch von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr.
Ganz herzlich möchte ich mich bei allen Spendern bedanken, die mit Zahlung auf unsere Konten in Deutschland die DFK Arbeit hier in Schlesien unterstützt haben. Ohne Eure Hilfe wären viele Projekte nicht realisierbar. Spender, die auch DFK Mitglieder sind, haben einen Rechenschaftsbericht erhalten, damit Ihr seht was 2010 erreicht wurde. Auch das Konto Schlesienhilfe für bedürftige deutsche Rentner habt Ihr mit Spenden bedacht und wir konnten wieder Medikamente und Winterkohle in finanziellen Notlagen bezahlen.
Dafür ein ganz herzliches Vergelts Gott.
Es grüßt Euch aus dem eingeschneiten Schlesien,
Horst Ulbrich
Vorstandsvorsitzender des DFK Glatz