Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

15.12.2025

Die Glatzer Mundart lebt – eine bemerkenswerte Veranstaltung in Kłodzko

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 11:59

Pauersch und Polnisch im November in Glatz: 

Der rührige Verlag Pressforum aus Altheide Bad veranstaltete am 22. November 2025 in Glatz/Kłodzko eine bemerkenswerte Konferenz zur Glatzer und schlesischen Mundart. Anlass war eine weitere Vorstellung des deutsch-polnischen Buches „Ze starego kufra („Aus dem alten Koffer“) mit dem Untertitel: „Wie es früher üblich in der Grafschaft Glatz und in Niederschlesien war“ – s. auch Blog vom 02. September 2025: Texte und Gedichte in Deutsch und Polnisch.

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Nachdem der Verleger Zbigniew Franczukowski gemeinsam mit der Autorin Joanna Kraczkowska Intentionen und Inhalt des neuen Werkes vorgestellt hatte, machte Peter Becker, übersetzt und unterstützt von Heinz-Peter Keuten (beide DFK Glatz) die Bedeutung des Dialekts aus germanistischer Sicht deutlich.

Dialekt bzw. Mundart, die in der Gegenwart eindeutig wieder an Wertschätzung gewinnen, stehen u.a. für die klare Absicht, „anders“ als Hochdeutsch zu sprechen und dabei mutig die eigene Sprachvariante auch öffentlich anzuwenden. In dieser lebendigen Kommunikation werden durch die besondere Sprache Identität, Heimatbewusstsein und regionale Tradition erhalten und anschaulich vermittelt – und genau damit sind zentrale Themen des Erhalts des Glatzer und des schlesischen Erbes in Gegenwart und Zukunft angesprochen.

Für die weitere Diskussion formulierten die beiden DFK-Vertreter die drei Fragen:

– Ist die „Glatzer Mundart“ eine schlesische Mundart?

– Oder lebt in der Glatzer Mundart der Gedanke der Grafschaft Glatz weiter?

– Sprechen wir heute „Pauersch“ im Glatzer Bergland?!

Der Abschluss im Glatzer Pauersch: „Vielen Dank on hoot an schiin’n Noochmettich doohier ei Glootz“, geäußert durch Heinz-Peter Keuten, führte dann die Konferenz vom Allgemeinen zum Konkreten des Glatzer „Pauersch“.

Um die Praxis der Mundart vorzuleben, folgte zunächst ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung: Heinz-Peter Keuten und sein Kollege Janusz Kobryń aus Habelschwerdt – einer der wenigen (vielleicht der einzige?) in der Grafschaft wohnenden Polen, die den deutschen Grafschafter Dialekt fließend sprechen (!), trugen in Glatzer Mundart als Zwiegespräch Texte und Gedichte aus dem neuen Buch vor, u.a. das bekannte Gedicht „Die Huxt eim Aprille”. Der reiche Beifall der ca. fünfzig Anwesenden belohnte Mut und Können der Mundart-Experten.

                                              

Sodann griff die Moderatorin des Nachmittags, Agnieszka Wideł aus Habelschwerdt, dankbar die genannten drei Fragen auf. Die lebhafte Diskussion in polnischer Sprache veranschaulichte das große Interesse am Glatzer Erbe auch in der Gegenwart. Dabei waren sich Deutsche und Polen einig: Der Erhalt der spezifischen Eigenheiten der einstigen Kultur der Grafschaft Glatz stellt in Gegenwart und Zukunft eine wichtige Aufgabe aller Kulturinteressierten dar, in Polen wie in Deutschland. Der anwesende Lokalpolitiker Adam Łąski unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der reichen Kulturgeschichte des Glatzer Landes für die touristische Förderung der Region.

Die Anregung, in Zukunft einen Gesprächskreis z.B. in Form von Online-Meetings einzurichten, um Pauersch lebendig zu erhalten und an künftige Generationen weiterzugeben, beendete diesen Nachmittag, der einmal mehr Deutsche und Polen mit gemeinsamen Interessen zusammengeführt hat.

Die Autorin und der Verleger mussten im Anschluss zahlreiche Exemplare des neuen Buches mit einer Widmung und Unterschrift signieren. Das Werk, das auch direkt und günstig beim DFK zu erwerben ist, wird in diesen Wochen vermutlich auf etlichen Gabentischen seinen Platz finden.

Verfasst von Peter Becker (Berlin / Altheide Bad) und Heinz-Peter Keuten (Wölfelsdorf)

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