Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

25.4.2011

Neues vom DFK in Glatz.

Filed under: Allgemein — Horst Ulbrich @ 19:48

Liebe Grafschafter,

lange habe ich nichts Neues im Boten und im Internet geschrieben.

Dafür möchte ich mich entschuldigen, aber die Probleme hier vor Ort hatten mich zur Gänze in Anspruch genommen. Wie vielen bekannt war, hatte der DfK sein altes Domizil in einem Hinterhof ohne Heizung und Toilette aufgegeben und neue Räume bezogen. Die Mitglieder waren bis auf einige wenige, wegen fehlender Angebote und der Öffnungszeiten im Winter, einmal im Monat für zwei Stunden, nicht mehr gekommen. Im März 2010, nachdem auch noch die Vorsitzende gestorben war und Frau Weinhold als Letzte des Vorstandes übrig blieb und gänzlich schließen wollte, habe ich als Vorsitzender mit einem verjüngten und kompetenten Vorstand, den DFK in eine neue Zukunft geführt. Durch den guten Kontakt zu dem Sejmikabgeordneten Herrn J. Golak und dem Bürgermeister aus Glatz haben wir in der Innenstadt, in der Nähe der Polizei neue und adäquate Räume zu einer günstigen Komplettmiete beziehen können.In 2010 gelang es uns dann mit Sponsoren aus Deutschland und Mitgliedsbeiträgen viele Projekte zu realisieren,von Denkmal und Grabpflege deutscher Gräber, Unterstützung der bedürftigen deutschen Rentner in der Heimat, Deutschunterricht für die Nachkommen, Kulturprojekte , Feste und Ausflüge unternommen, um den Zusammenhalt zu unterstützen. Insgesamt für ca. 30.000,- PLN aber von der deutschen Botschaft, die uns hier eigentlich bei unserer Kulturarbeit unterstützen sollte, nicht einen Zloty erhalten, und das trotz mannigfach gestellter Anträge. Wir waren früher Ortsgruppe unter dem DFK Waldenburg und unsere Projektanträge mussten wir dort stellen. Die haben sie dann zur Beurteilung und Begutachtung zum DFK Kreisverband nach Breslau geschickt, die dann nach Oppeln zum Dachverband VDG. Erst danach weiter an die Botschaft, Miete und Bürokosten weiter an die deutsche Stiftung.

Auf diesem Weg sind all unsere Projekte wohl nicht weiter gereicht worden. Nach Rücksprache mit Herrn Gaida, dem Vorsitzenden VDG, also dem Dachverband für die gesamte deutsche Minderheit in Polen, haben wir beim Amtsgericht einen eigenen Verein angemeldet, um die Antragsprozedur zu verkürzen. Plötzlich bekam ich am 16.12.2010 per E-mail die offiziellen Anträge der Botschaft, von denen ich bis Dato keine Kenntnis hatte. Dazu schrieb man, dass auch die formlos eingereichten Anträge berücksichtigt werden könnten. Am 18.12. habe ich dann originale Anträge geschickt, um danach am Telefon zu erfahren, schon am 12.12.2010 seit der Jahresrechnungsabschluss gewesen. Das bringt einen Vorsitzenden zur Verzweiflung! Unsere Registrierung als eigener Verein stellte uns mit den anderen DFK`s auf eine Stufe und es gab keinerlei Probleme aus polnischer Sicht. Das führte aber dazu, das auch die Miete seit Dezember 2010 von der deutschen Stiftung nicht mehr übernommen wurde. Argument war, wir, der Vizevorsitzende und ich gehören nicht zur deutschen Minderheit.

Es gibt Vorsitzende, die als Mittelempfänger auch in der Vergabekommission der Stiftung sitzten und daher in der Lage sind, unsere Zuwendungen zu blockieren. Nun haben wir im Internet, bei Rechtsanwälten Erkundigungen eingezogen und bei der deutschen Botschaft protestiert. Meine Ahnen liegen seit Generationen in Eckersdorf auf dem Friedhof,

meine Eltern sind dort in der Kirche getraut und meine Schwestern getauft worden. Durch Vertreibung wurde ich im Westen gezeugt und bin in der Heimat zurück. Wohl denen die Vertreibung nicht erleben mussten und ich soll nicht zur deutschen Minderheit in Schlesien gehören? Das habe ich ausführlich dem Konsul Brassak bei einer Sitzung erläutert und er hat auf meinen Protest hin, mir einen versöhnlichen Brief geschrieben. Aber was hilft es in unserer Situation? Also stehen wir vor dem finanziellen Aus und werden wieder auf ein Kaffeekränzchen reduzieren müssen, wenn nicht bald etwas Positives passiert. Die beiden Deutschkurse, von unserer Monika Malaszuk geleitet, den Deutschkurs unserer Schülergruppe, geleitet von Heinz-Peter Keuten, zur Erlangung des Zertifikates beim Goetheinstitut und das Schülertreffen mit einer Klasse aus Deutschland sind gefährdet und müssen bis Juni enden, und wenn man schon Pech hat, kommt noch etwas hinzu. Die Stadt Glatz ist hoch verschuldet, deshalb hatte sich unser Freund J. Golak auch nicht zur Wahl des Bürgermeisters gestellt. Der neue muss nun das Tafelsilber verkaufen und damit auch das Haus, in dem wir seit 6 Monaten uns neu eingerichtet haben. Die Kündigung ist zum 15. Juni 2011.

Hätten wir einen Sponsor, der unsere Räume, ca. 145 qm, Innenstadt ebenerdig neben einer Bibliothek für ca. 60.000,- € ersteigert und uns dann vermietet, könnten wir dort verbleiben. Die Lage des Bürgermeisters ist ja noch verständlich, denn er steht genau so mit dem Rücken zur Wand wie wir, wenn es um die Finanzen geht. Aber die Behandlung unserer deutschen Administration hier in Schlesien ist ein Desaster und gehört öffentlich gemacht. Als ich die Kündigung der deutschen Stiftung übermittelt habe, sagt eine Mitarbeiterin, ja dann suchen Sie doch ein anderes Vereinslokal!!! Ja, aber bitte erst nach der Zusage der Übernahme der Mietkosten, die uns zustehen. Ein Lichtblick gibt es, denn am 19.4. soll ich zu einem Treffen mit der Stiftung und dem VDG nach Breslau kommen, um die Lage noch einmal zu erörtern, und ich bin eigentlich sicher, dass danach die Mietkosten übernommen werden. Wegen der Gleichbehandlung aller DFK` im ganzen Land und unserer Argumente wird man nicht weiter blockieren können. Der VDG Vorsitzende ist seit der Tagung beim Pastoralrat unser Freund und auf unserer Seite. Kontakte für neue Vereinsräume habe ich genug. Einem Freund gehört das Kaufhaus gegenüber dem Rathaus in Glatz und dort sind Räume zu vermieten. Ein anderer Kollege hat das große Haus gegenüber vom Kloster gekauft. Das ist leer und Etagenweise zu mieten. Ohne finanzielle Zusage werde ich aber keine Verträge unterschreiben können und wenn die Verhandlungen mit der Stiftung nicht positiv verlaufen,werden wir weitere Schritte unternehmen müssen. Briefe an den Bundespräsidenten, den ich in Breslau beim Forum für Politik und Wirtschaft kennengelernt habe, wie auch an Herrn Dr. Berger, Staatssekretär und zuständig für die Minderheiten, mit dem ich wegen des fehlenden Deutschunterrichtes in den Schulen hier in Kontakt stehe, außerdem an Ifa, Agmo und BDV sind von uns vorbereitet. Ich bin aber sicher, da unser Vorgehen bekannt ist, wird es nicht dazu kommen. Wir werden also sehen, ob man uns zum Wohle der deutschen Minderheit in der Grafschaft weiter arbeiten lässt, denn wir können unsere Jugend, die gerade wieder zurückgekommen ist, und die bedürftigen deutschen Rentner nicht allein lassen. Am letzten Samstag haben wir einen Transport Hilfsgüter vom Malteser Hilfsdienst bekommen und die Sachen müssen an unsere Bedürftigen verteilt werden.

Horst Ulbrich

Wir haben nun eine weitere Aufgabe. Mit Eingaben in Berlin werden wir protestieren, dass Kinder der Vertriebenen, die in nächster Generation in der Heimat zurück sind, auch als deutsche Minderheit in Polen anerkannt werden. Damit hatte man wohl vor der Wende nicht gerechnet und daher ein fehlerhaftes Gesetz entworfen. Die Zugehörigkeit war für uns bisher vollkommen klar, und dass wir von der deutschen Administration hier ausgegrenzt werden sollen, empfinden wir Betroffenen als Provokation. Wir sind aber guter Hoffnung, denn nach Europäischer Gesetzgebung, die Minderheiten betreffend, ist nach Aussage einiger Rechtswissenschaftler die Situation nicht ausreichend geklärt. Also wird sich der kleine DFK Glatz auch noch mit der großen Politik beschäftigen müssen. Wir sind um jeden Rechtsbeistand in dieser Frage dankbar.

Euer

Horst Ulbrich

Vorsitzender DFK Glatz

19.12.2010

Weihnachtsgruß

Filed under: Allgemein — Horst Ulbrich @ 16:53

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Liebe Freunde,

es wird Weihnachten, der Stress lässt in der letzten Woche bei Euch hoffentlich etwas nach und man schaut in den Briefkasten, ja heutzutage eher in die Mail Post, wer sich denn zum heiligen Fest so gemeldet hat.

Es ist der 4. Advent, draußen nach den Nachttemperaturen von unter 18 Grad Minus jetzt immer noch Minus 8 Grad, also die richtige Zeit zu schreiben. Morgen soll der Tannenbaum besorgt werden und da fallen mir so einige Schmankerl dazu ein.

Mein erstes Weihnachtsfest in Schlesien werde ich nicht vergessen. Schon Tage vorher hatte mein Schwiegervater 3 Bäume aus unserem Wald geholt, die aber von unseren Frauen gleich abgelehnt wurden. Da Bronek der Meinung war, es wären die Schönsten aus unserem Wald gewesen, machten wir uns auf den Weg in die Tannenschonung unseres bekannten Försters, der uns auch allein den sogenannten schönsten Baum suchen ließ. In teilweise bauchhohem Schnee kämpften wir uns durch die Schonung und immer wenn ich meinte, den Allerschönsten gefunden zu haben, glaubte Bronek einen noch besseren zu sehen und umgekehrt. Als wir uns nach langem Suchen endlich einig waren, ja das ist der schönste Baum um unser Wohnzimmer zu verschönern und der Förster wegen der alten Bekanntschaft auch kein Geld verlangte, machten wir uns stolz auf den Heimweg. Aber auch mit etwas skeptischen Gedanken, ob der Baum auch den kritischen Blicken unserer Frauen stand halten werde. Zu Hause wurde unser Wunderbaum auch kaum kritisiert. Als ich aber nach dem Aufstellen sah, das Schwiegervater mit Bohrmaschine und Gartenschere bewaffnet ins Haus ging, kamen mir Zweifel. Er hat dann nach Anweisung noch den einen störenden Ast entfernt und mit der Bohrmaschine Löcher in den Stamm gebohrt um Lücken mit den Ästen aus unserem Baummagazin aus dem Schuppen zu füllen. Nachdem unsere Frauen dann ein ganzes Schmucklager darauf dekoriert hatten, ja da war es endlich der aller wunderprächtigste Weihnachtsbaum, den ich je gesehen habe.

Wer es nicht weiß. Auch die Traditionen sind natürlich anders als ich es gewohnt war. Bei uns gab es früher schlesische weiße Bratwurst, die regelmäßig geplatzt ist, weil sie ungebrüht war und es eine Kunst ist, diese speziell nur zu Weihnachten produzierte Bratwurst unversehrt zu braten. Dazu Sauerkraut und Kartoffelbrei, die alten Schlesier werden es wissen. In Polen wird nach dem Frühstück und bis es dunkel ist nichts gegessen, Kinder sind eine Ausnahme. Bei uns auf dem Dorf ist die Christmesse schon um 18 Uhr, weil der Pfarrer mit seinem Vikar sonst die fünf zu betreuenden Kirchen nicht schafft. Zum Abendessen wird ein Gedeck mehr aufgelegt, denn es könnte ein armer oder hungriger Gast an der Tür klingeln, der immer willkommen wäre. Das Essen ist aufwendig und mit 12 Zutaten bereitet, wegen der 12 Jünger. Der Hausherr betet vor, danach bekommt jeder ein geweihtes Hostienblatt und geht von Einem zum Anderen, bricht ein Stück der Hostie ab, isst es und man wünscht sich so fröhliche Weihnachten.

Die geweihten Hostienblätter werden schon Tage vorher in der Kirche gekauft und auch oft mit der Weihnachtspost an Freunde im Ausland verschickt. Danach wird gegessen, nein die Völlerei geht los. Immer wieder unterbrochen von einem besonderen Verdauungsschnaps, oder einem Glas Wein. Nach dem deftigen Essen gibt es im Laufe des Abends Kuchen und Plätzchen, später auch etwas Saures wie Hering und Gurken. Es wird gesungen und wie bei uns quält jeder, der sich als Musiker berufen fühlt schon in der Vorweihnachtszeit sein Instrument, das oft übers Jahr nicht angesehen wird aber, um am heiligen Abend dann den weihnachtlichen Gesang mit Musik zu untermalen. Bei uns wird Gitarre, Geige, Akkordeon, Keebord und auch Blockflöte gequält und die Musik der nicht gestimmten Instrumente trägt oft zur Erheiterung des Abends bei. Spätestens dann, wenn niemand zu der angestimmten Dur singen kann. So findet unser Weihnachtsabend immer ein lustiges Ende und ich bin sicher, es wird auch dieses Jahr wieder so sein.

Liebe Freunde dieser Seite, ich wünsche Euch von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr.

Ganz herzlich möchte ich mich bei allen Spendern bedanken, die mit Zahlung auf unsere Konten in Deutschland die DFK Arbeit hier in Schlesien unterstützt haben. Ohne Eure Hilfe wären viele Projekte nicht realisierbar. Spender, die auch DFK Mitglieder sind, haben einen Rechenschaftsbericht erhalten, damit Ihr seht was 2010 erreicht wurde. Auch das Konto  Schlesienhilfe für bedürftige deutsche Rentner habt Ihr mit Spenden bedacht und wir konnten wieder Medikamente und Winterkohle in finanziellen Notlagen bezahlen.

Dafür ein ganz herzliches Vergelts Gott.

Es grüßt Euch aus dem eingeschneiten Schlesien,

Horst Ulbrich

Vorstandsvorsitzender des DFK Glatz

7.11.2010

Eine Meinung aus Schlesien

Filed under: Allgemein — Horst Ulbrich @ 20:53

Kastor und kein Ende.

Liebe Freunde, mal etwas anderes, aber ein Thema das nervt.

Ach was für ein schönes Spektakel und man könnte fast annehmen, es wäre extra für die Medien inszeniert.

Da wurde ja speziell der Transporttermin auf das Wochenende verlegt, um nicht nur Arbeitslosen und Studenten die Gelegenheit zu geben sich in Szene zu setzen, nein auch Schulkinder wurden mit auf Demotour
genommen, damit man endlich aus dem ach so grauen Alltag wieder ein Erlebniswochenende machen kann. Auch die 20 000 Polizisten profitieren endlich von Überstunden und Wochenendzuschlägen.

Da hatten wir hier in Schlesien schon Bedenken, es würden keine Radikalen erscheinen und die Organisatoren hätten keinen Grund auf die Polizei zu wettern, weil ja um friedliche Demonstration gebeten wurde. Aber nein, auf die Radikalen ist Verlass. So war es wieder ein ereignisreiches Wochenende und es gab zum Demofest sogar einen neuen Ausdruck zu feiern: Das Schottern!!!

Die Grünen werden sich freuen mit hohen Teilnehmerzahlen glänzen zu können, denn Dank der Politik und der zeitlichen Wahl konnten neue Höchstzahlen der Demonstranten bekannt gegeben werden. Der
Steuerzahler wird die Zeche schon bezahlen und der Fernsehzuschauer bekommt, wie die Demonstranten gemeldet, wo der nächste Einsatzort der Randalierer sein wird. So verpassen auch die Reporter nicht die Übertragungsorte. In Polen wird es in Zukunft auch bald das erste Atomkraftwerk geben und falls in Deutschland einmal das Licht ausgeht, wird Polen als Nachbarland bestimmt aushelfen, denn hier wäre ein solches sinnloses Spektakel nicht möglich. Bei aller Kritik an Atomstrom steht die Versorgung an erster Stelle und wenn die Erneuerbaren, wie auch Wind und Solar nicht reichen muss eben für eine gewisse Zeit Strom aus Atomkraftwerken kommen, bis es eine bessere Lösung gibt.

Das schreibt ein Atomstromkritiker aus Schlesien.

Horst Ulbrich

19.10.2010

Das größte kirchliche Fest der Schlesier seit Kriegsende

Filed under: Allgemein — Horst Ulbrich @ 18:06

Liebe Freunde dieser Seite,

lange habe ich mich hier nicht mehr gemeldet, aber es gab sehr viel Arbeit. In der nächsten Zeit wieder mehr aus der Grafschaft.

Mit Erlaubnis des Autors Günther Gröger darf ich das hier veröffentlichen.

munster-001.jpgZum vergrößern auf das Bild klicken!
Wir haben bei der Seligsprechung mit dem Glatzer Bürgermeister und dem Oberkreisdirektor die Hostien zum Altar bringen dürfen.

Gerhard Hirschfelder:
Seliger der Grafschaft Glatz

Feierliche Zeremonie mit Joachim Kardinal Meisner
bei der Seligsprechung in Münster/Westfalen
am 19. September 2010

Auf den Tag genau 12 Jahre nach der Eröffnung des Seligsprechungsprozesses für Gerhard Hirschfelder im Hohen Dom zu Münster erfolgte nun am selben Ort die lang ersehnte Erhebung in den Stand der Seligen zur Verehrung durch die Gläubigen. Papst Benedikt XVI. unterzeichnete am 27. März 2010 in Rom das Dekret und bestimmte die Diözese Münster, die offizielle Seligsprechungsfeier zu gestalten.

Der Hohe Dom zu Münster

Das Gotteshaus trägt den Namen des Völkerapostels Paulus. Insofern besteht ein Bezug zum neuen Seligen, der sich besonders mit den Briefen des Hl. Paulus auseinandersetzte und ihm nacheiferte. In einer Seitenkapelle des Doms ruhen die Gebeine des Kardinals Clemens August Graf von Galen, des „Löwen von Münster“, ebenfalls ein Widerstandskämpfer gegen die unheilbringenden Lehren der Nazischergen. Kaplan Hirschfelders Ermutigung der Jugend, „Christus-Träger“ zu sein und zu bleiben, wird hier im Kirchenraum durch eine überdimensionale Christophorus-Statue symbolisiert. Ein wahrhaft sinnvoller Ort, den neuen Seligen zu würdigen. Eine Seligsprechung gab es bisher im Bistum Münster noch nicht, insofern bleibt es ein herausragendes Ereignis!

Erster Seliger aus dem Bereich der Grafschaft Glatz

Bisher richtete das Grafschafter Gottesvolk seine Bitten um Fürsprache durch die Jahrhunderte besonders an den „seligen Arnestus von Pardubitz“, der in Glatz die Schule besuchte und dessen Gebeine in der Dekanatskirche ruhen. Er wirkte als erster Prager Erzbischof (1344), erster Kanzler der Prager Universität (1348) und enger Berater des Kaisers und böhmischen wie auch römisch-deutschen Königs Karl IV., jedoch wurde er nie von der Kirche seliggesprochen.

Für Kaplan Andreas Faulhaber, der während der schlesischen Kriege vom Preußenkönig Friedrich II. 1757 persönlich zum Tode am Galgen verurteilt wurde, weil er angeblich im Beichtstuhl einem Soldaten die Fahnenflucht erlaubt haben sollte, wurde zwar eine Seligsprechung angestrebt, aber nie ausgesprochen. Ein offizielles Verfahren wurde bisher nicht eröffnet.

Lebensdaten des Seligen

Der in Glatz angesehene Kaufmann Oswald Wolff überließ seinen Sohn Gerhard Franziskus Johannes der Mutter Maria Hirschfelder, die ihn am 17. Februar 1907 als ihr einziges Kind zur Welt brachte, während der leibliche Vater Olga Einspenner ehelichte und mit ihr fünf Kinder zeugte. Gerhards Mutter verdiente ihren Lebensunterhalt als Schneiderin. Sie schaffte es, ihrem Sohn – mit finanzieller Unterstützung der Pfarrei – eine Ausbildung zum Priester zu ermöglichen. Auf eigene Bitte hin erhielt er als uneheliches Kind eine Dispens vom Weihehindernis – ab 1983 aus dem Kanon herausgenommen -, durfte allerdings seine Primizmesse am 1. Februar 1932 nicht – wie sein mit ihm zusammen geweihter Freund Ernst Heinze – in seiner Heimatpfarrkirche St.-Maria-Himmelfahrt in Glatz feiern, sondern mußte zu den Herz-Jesu-Schwestern im Kurort Bad Langenau ausweichen.

Er wurde in Tscherbeney/Grenzeck Pfarrer Augustin Hauffen als Kaplan zugeteilt und erfüllte seine Aufgaben in der Pfarrei mit 4500 Katholiken zu dessen vollster Zufriedenheit. In väterlicher Zuneigung nannte dieser seinen eifrigen Kaplan sein „Hirschla“.

Nach der Machtergreifung Hitlers kam es zu immer heftigeren Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten, vor allem mit dem fanatischen und herrschsüchtigen Ortsgruppenleiter. Ständig wurde der Kaplan überwacht und bespitzelt; es folgten Vorladungen, Verhöre, zunehmend einschränkende Auflagen und gar ein Ermittlungsverfahren durch die Staatsanwaltschaft in Breslau.

Inzwischen hatte Dr. Franz Monse seine Arbeit als Großdechant begonnen und beorderte ihn im Februar 1939, um ihn vermutlich etwas aus der Schußlinie zu nehmen, nach Habelschwerdt. Dort traf er auf den Stadtpfarrer Dechant Pius Jung, einen Großonkel unseres jetzigen Großdechanten Franz Jung und übernahm zugleich die Seelsorge für die gesamte katholische Jugend der Grafschaft. Er selbst hatte fleißig bei der Jugendorganisation Quickborn mitgearbeitet, dort Anregung und Prägung erfahren, und gestaltete jetzt eine rege Jugendarbeit, mit Fröhlichkeit und Geselligkeit, mit Flöte und Gitarre beim Gruppenunterricht, und er führte Wallfahrten mit mehr als 2000 Jugendlichen durch.

Die Übergriffe und Bedrohungen durch die Nazis wurden immer deutlicher und heftiger, so daß er z. B. auch einmal überfallen und zusammengeschlagen wurde. Die Beobachtungen und Drangsalierungen, die Provokationen und das Mitschreiben der Predigten durch Parteispitzel wuchsen zur Regelmäßigkeit. Nachdem er im Zusammenhang mit der mutwilligen Zerstörung eines Bildstocks der Krönung Mariens in seiner Predigt am 27. Juli 1941 den bekannten Kernsatz an die schändlichen Übeltäter richtete: „Wer der Jugend den Glauben an Christus aus dem Herzen reißt, ist ein Verbrecher!“, wurde er am 1. August 1941 von der Gestapo ins Gefängnis nach Glatz gebracht, von dort am 15. Dezember 1941 nach einer 14-tägigen Zugfahrt mit 5 Personen in einer Einmannzelle mit einem Zwischenaufenthalt in einer Wiener Haftanstalt am 27.12.1941 unter der Nummer 28972 ins KZ Dachau eingeliefert. Nach einem Jahr voller Demütigungen, bei ungewohnt harter Arbeit, ausgehungert, fast zum Skelett abgemagert, verstirbt der Häftling Gerhard Hirschfelder am 1. August 1942. Die Lagerleitung gab als Todesursache eine Rippenfellentzündung an.

Inzwischen erschienen in deutscher und polnischer Sprache ausführliche Lebensbeschreibungen. Diese können unter den eMailadressen: glatzer-visitatur@t-online.de und frost@netgate.com.pl abgerufen werden.

Überwältigende Teilnehmerzahl

Die feierliche Erhebung Gerhard Hischfelders zur Ehre der Altäre erfolgte am 19. September 2010 im Hohen Dom zu Münster. Wegen der zu erwartenden hohen Anteilnahme wurde die heilige Handlung zeitgleich auf große Bildwände in der Überwasser- und der St.-Lamberti-Kirche übertragen. Diese Maßnahme erwies sich als sehr sinnvoll, denn alle drei Gotteshäuser waren dicht gefüllt! Rund 4000 Gläubige hatten sich hier versammelt.

Zahlreiche Bischöfe, Visitatoren, Prälaten, Priester und Diakone sowie Ordensleute und etwa 40 „Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ nahmen an der Feier teil, die vom Metropoliten von Köln, Joachim Kardinal Meisner, geleitet wurde. Alle wurden von Domprobst Josef Alfers herzlich willkommen geheißen.

Das Grün der Bischofsgewänder, das Violett des Domkapitels und der Prälaten sowie die weißen Mäntel der etwa 40 Ordensritter mit dem leuchtend roten Jerusalem-Kreuz und 18 Fahnen ergaben zusammen ein farbenfrohes Bild!

Die festliche Zeremonie

Brausendes Orgelspiel des Domorganisten Thomas Schmitz eröffnete die heilige Handlung.

Die musikalische Ausgestaltung wurde zudem vom Grafschaft Glatzer Chor unter dem Dirigat von Georg Jaschke und dem Grafschaft Glatzer Orchester unter der Leitung von Mona Veit mit der Festmesse von Ignaz Reimann, dem Grafschafter Komponisten aus Albendorf, sowie lateinischen Gesängen der Schola Ludgeriana mit Domkapellmeister Andreas Bollendorf übernommen, ergänzt durch Lieder der Gemeinde aus dem Gotteslob.

Im Altarraum hatten die Münsteraner Bischöfe em. Dr. Reinhard Lettmann, Friedrich Ostermann, Heinrich Timmerevers Platz genommen, dazu die Vertriebenenbischöfe Dr. Reinhard Hauke, Erfurt, und em. Gerhard Pieschl, Limburg, Franz-Josef Overbeck, Essen, sowie die Visitatoren Dr. Joachim Giela, em. Winfried König, Dr. Wolfgang Grocholl, Dr. Alexander Hoffmann, Dr. Lothar Schlegel , ferner unter anderem der Prälat Martin Hülskamp, Münster, und Prälat Helmut Moll, Köln, sowie Franz M. Herzog, Bonn, Leiter der Arbeitsstelle für Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz.

Feierliche
Konzelebration beim Pontifikalamt

Joachim Kardinal Meisner zelebrierte das heilige Meßopfer zusammen mit Bischof Dr. Felix Genn, Münster, Erzbischof Dominik Duka, Prag, Bischof Dr. Ignac Dec, Schweidnitz, Nuntius em. Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender, Rom, Bischof Joachim Reinelt, Dresden, und Großdechant Prälat Franz Jung, Münster. Es assistierten die Diakone Johannes Gröger und Ewald Pohl, während Diakon Arnold Bittner bei Ein- und Auszug mit dem Tragekreuz voranschritt.

Der Akt der Seligsprechung

Als das Kyrie aus der „Missa de Angelis“ verklungen war, wurde die offizielle Beatifikation nach der von Bischof Dr. Felix Genn vorgetragenen Bitte und der Vorstellung des neuen Seligen durch Großdechant Prälat Franz Jung von Joachim Kardinal Meisner feierlich verkündet, indem er die „Apostolische Bulle“ vom 14.09.2010 aus Rom verlas, in der Papst Benedikt XVI. kraft seiner apostolischen Autorität Gerhard Hirschfelder zur Ehre der Altäre erhebt. Sein Festtag wird auf den 2. August gelegt.

Daraufhin wurde das 3 x 5 m umfassende Kunstwerk eines Hirschfelder-Porträts enthüllt und eine neugestaltete prächtige Gedächtniskerze entzündet. Auf den Gesang des neugetexteten Hirschfelder-Liedes und die Dankesworte des Bischofs Dr. Genn folgten das Gloria der Festmesse von Ignaz Reimann und die Lesungen.

Eine aufrüttelnde Predigt

„Jugendseelsorger von solchem Format möge Gott unserer geplagten Jugend gerade heute schenken.“ und „Bei diesem jungen Priester können auch ältere Priester und Bischöfe in die Schule gehen.“

Kardinal Meisner zeigte sich einerseits begeistert von diesem „forschen, sympathischen und schwungvollen Jugendseelsorger“, andererseits auch von dessen „tiefen theologischen Kommentaren zu den Paulusbriefen“ und den Kreuzwegbetrachtungen, die der Eingekerkerte im Gestapo-Gefängnis in Glatz niederschrieb. „Die Liebe Christi drängte ihn über alle Gefahren und Widerstände hinweg.“. Sie habe ihm die Tapferkeit, die Energie des Glaubens verliehen, ein Zeuge des Evangeliums zu werden; sie gab ihm die Kraft, alle Vorsicht und Angst zu vergessen und als Prediger mutig anzuklagen: „Wer der Jugend den Glauben an Christus aus dem Herzen reißt, ist ein Verbrecher!“ „Mit seinem Gott sprang er gleichsam über Mauern von Angst, Vorurteilen, Feigheiten und Leisetretereien.“

„Und Gott ließ ihn leiden. Er hat gleichsam die horizontale Lebenslinie … durch die vertikale Gotteslinie durchkreuzt, so daß aus dem Minus seiner Widersacher das Plus seines Zeugnisses geworden ist. … Gerhard Hirschfelder ist durch und durch ein solcher Plustyp.“

12.4.2010

Großechant auf Schlesienvisite

Filed under: Allgemein — Horst Ulbrich @ 21:54

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Großdechant auf Schlesientour!

Und da war er wieder in Schlesien unterwegs. Rastlos und unermüdlich in der Betreuung seiner schlesischen Schäfchen. Es gibt nicht mehr viele Amtsinhaber unserer schlesischen Organisationen die in Schlesien unterwegs sind. Leider spielt  Alter und  Krankheit dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Andere haben versäumt neue in ihr Amt einzuarbeiten. Das ist bei unserem Prälat Großdechant Franz Jung nun überhaupt nicht möglich. Nach ihm wird es dieses Amt und die Auszeichnung nicht mehr geben.

Deshalb ist unser Großdechant  immer noch viele Male des Jahres in unserem geliebten Schlesien unterwegs, um seine Grafschafter seelsorgerisch zu betreuen und zusammen zu halten, Bedürftige zu unterstützen und viele kirchliche und außerkirchliche Termine wahr zu nehmen. Sein Terminkalender ist schon bis zum Oktober mit seinen Einsätzen in der Heimat wohl gefüllt und wir waren glücklich ihn bei unserer Wahl zum neuen Vorstand als Wahlleiter gewonnen zu haben. Das im März aufgenommene Bild, als der Prälat zur Rettung des DFK Glatz und Vorbereitung der Seligsprechungsfeierlichkeiten unseres Kaplan Hirschfelder in der Grafschaft war, symbolisiert seine Tatkraft und Rastlosigkeit zum Wohle Schlesiens.

Zu den Feierlichkeiten 200 Jahre Großdechant am 1. Mai wünschen wir schon jetzt weiterhin Schaffenskraft und vor allem gute Gesundheit.

Die dankbaren Mitglieder des DFK Glatz

Vorsitzender Horst Ulbrich

3.3.2010

Schloss Eckersdorf

Filed under: Allgemein — Horst Ulbrich @ 17:07

Schloss Eckersdorf

Liebe Freunde Schlesiens.

Seit Jahren sehe ich den weiteren Verfall des Eckersdorfer Schlosses, wenn wir Sonntags in die gegenüber liegende Kirche gehen.

Nach dem Reinfall mit dem ersten Pächter aus Schweden, Bertil von Götz, der außer weiterer Zerstörung nichts renoviert hatte, ist das Schloss für 4 Millionen Zloty, aber mit einem Rabat von 2 Mill. wegen des Denkmalschutzes an eine Frau in Kudowa verkauft worden.

Leider wieder ein Reinfall. Es wurde trotz zeitlich festgelegtem Renovierungsplan nichts zur Erhaltung getan, sondern, es wurden auch noch verwertbare Gegenstände in der Zeit entwendet.

Nun lese ich in der Zeitung von der Rettung des Schlosses in Steinort, gekauft von der Polnisch / Deutschen Stiftung für Kulturpflege und Denkmalschutz ( PDS)

Was dort möglich ist, muss doch in Eckersdorf erst recht Realität werden können, denn bei gleichem Verfall, ist das Schloss derer von Magnis weitaus schöner.

Ich würde gern anregen, einen Verein, oder Freundeskreis Schloss Eckersdorf zu gründen um mit kompetenten und vielleicht auch einflussreichen Mitgliedern einen Rettungsversuch zu unternehmen, da gegen die jetzige Besitzerin ein Enteignungsverfahren läuft und der Kreis Glatz bisher lediglich, aber endlich die Regenablaufrohre erneuert hat, damit das Wasser nicht weiter in die Wände eindringen kann.

Es fehlt hier nicht nur an der Umsetzung zur Erhaltung, sondern auch an Ideen zur Nutzung, denn das Schloss ist mit 99 Zimmern, außer Sälen, Repräsentationsräumen u.s.w. sehr groß.

Spontan fällt mir persönlich nur eine Aufteilung ein. Vielleicht in einen öffentlichen Teil, einen Hotel und Gastronomiebereich, wie auch einen kulturellen Bereich für Ausstellungen. Aber es sind viele Ideen zu einer späteren Nutzung, wie auch zur Restaurierung und Finanzierung erforderlich.

Also liebe Freunde, alle sind aufgerufen, sich Gedanken zu machen und Kontakte zu knüpfen zu einer konzertierten Rettungsaktion. Das gleiche werde ich auf polnischer Seite versuchen, mit der Zuversicht das schöne Eckersdorfer Schloss retten zu können.

Über meinen E-mail Adressen werde ich zunächst über 100 Bekannte informieren, die eventuell weitere Interessierte kennen. Im Forum gibt es bestimmt auch interessierte Leute.

Wer mitmachen möchte und mit Ideen einen Beitrag leisten kann, melde sich zunächst bitte bei mir unter „Freunde Schloss Eckersdorf.

Das Bild soll von ca 1940 sein. Es fehlt dort allerdings noch die große Veranda und das lässt auf die Zeit nach dem Brand früher schließen.

Grüße aus Schlesien

Horst Ulbrich

28.2.2010

Hallo Welt!

Filed under: Allgemein — admin @ 12:01

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