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Die kirchliche Feier
An diesem Sonnabend, dem 17. März 2012, drängten sich etwa 600 Gläubige in den Bänken und auf Zusatzgestühl in der St.-Clemens-Kirche in Hiltrup, um dem Festgottesdienst mit Weihbischof Dr. Reinhard Hauke aus Erfurt, dem seit 2009 Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge beizuwohnen. Sein Vorgänger (32 Jahre lang!), Weihbischof em. Dr. Gerhard Pieschl, Weihbischof em. Friedrich Ostermann von Münster, Propst Heinz Erdbürger von Telgte, Propst i. R. Josef Kuschel von Magdeburg und weitere Prälaten und Konsistorialräte zählten zu den 45 Priestern dieser herausragenden Zeremonie. In den Blick fielen auch einige Schwestern, Ordensbrüder und Diakone. Fünf Ordensritter vom Hl. Grab zu Jerusalem, unter ihnen der Großkomtur Heinz Blaser, und fünf Fahnenabordnungen zogen in die Kirche ein.
Weihbischof Dr. Hauke feierte das Meßopfer in Konzelebration mit Weihbischof em. Dr. Gerhard Pieschl, Visitator Dr. Joachim Giela, Prälat Johannes Adam, Propst Heinz Erdbürger, Pater Marian Arndt sowie Großdechant Franz Jung am Altar, assistiert von den Diakonen Ewald Pohl und Klaus Elsner. 19 Meßdiener/innen ergänzten das farbige Bild im Altarraum, alle in bewährter Art dirigiert von Dieter Schöngart.
In seiner Predigt bezog sich Weihbischof Dr. Hauke auf das vom Jubilar Franz Jung 2005 herausgegebene Buch Auf dem Weg durch die Jahrhunderte. Er habe darin sein besonderes Interesse auf die Arbeit der Großdechanten nach 1946 gerichtet, die sich einerseits bemüht hätten, mit den Gläubigen das Leben in der Fremde zu bewältigen, andrerseits auch Kontakte zur alten Heimat zu erhalten. Dabei sei er auf ein Wort des Großdechanten Dr. Franz Monse gestoßen, das er wie folgt zitierte: Man solle die Vertreibung nicht als Schicksalsschlag sehen, sondern als Erfahrung der Vorsehung Gottes. Er gebe gern zu, daß dieses mutige Wort nur zu verstehen sei, wenn man auf dem sicheren Boden der Kirche stehe, wenn man sich angenommen fühle durch Gott.
Es folgten eine Auslegung des Evangeliums vom wunderbaren Fischfang und die Klage über fehlendes Glaubenswissen in unserer Zeit. Die christlich-katholische Tradition der Glatzer durch die Jahrhunderte müsse an die kommenden Generationen weitergegeben werden. Er sei glücklich darüber, daß Dr. Giela für die Stabübergabe sein Ja gegeben habe.
Auf die Verabschiedung des bisherigen Amtsinhabers, der über annähernd drei Jahrzehnte – unermüdlich, wohl häufig übermüdet mit Herz und Seele für die Grafschaft Glatzer Katholiken segensreich gearbeitet hat, ging Dr. Hauke nicht ein.
Den Höhepunkt des gottesdienstlichen Zeremoniells bildete die Einführung des neuen Visitators Dr. Joachim Giela, der zu seinem Aufgabenbereich für Breslau und Branitz nun noch die Betreuung der Katholiken aus dem ehem. Generalvikariat Glatz aufgebürdet erhielt. In einem Treueversprechen gelobte er dem Bischof seine volle Einsatzbereitschaft.
Der Grafschafter Chor gab der Feier ein festliches Gepräge. 60 Sänger/innen ließen ihre Stimmen, 20 Musizierende ihre Instrumente zum Lobe Gottes erklingen. Der Dirigent Georg Jaschke und die Orchesterleiterin Mona Veit hatten die Festmesse in C von Ignaz Reimann (1820-1885), dem Grafschafter Komponisten aus Albendorf, ausgewählt und brachten sie zur Freude und Erbauung der Gottesdienstbesucher zu Gehör.
DFK Glatz überreicht ein Geschenk
Festakt in der Stadthalle Hiltrup
Hatte die kirchliche Feier die Einführung des neuen Visitators im Blickpunkt, so widmete sich der anschließende Festakt in Grafschafter Atmosphäre mit überaus herzlichem Dank und guten Wünschen ganz dem Jubilar und emeritierten Visitator Franz Jung, der 1983 auf dem Annaberg bei Haltern durch Weihbischof em. Dr. Gerhard Pieschl ins Amt eingeführt worden war und nun das Amt abgeben mußte.
In der mit 600 Gratulanten gefüllten Festhalle wurden die zahlreichen Ehrengäste nach einer Essenspause durch den Moderator Michael Güttler, der von Anfang an dem nun aufgelösten Pastoralrat angehörte, namens des Großdechanten und der Grafschafter Gremien begrüßt und vorgestellt.
Er hieß die große Zahl der Ehrengäste herzlich willkommen, allen voran Weihbischof Dr. Reinhard Hauke (Erfurt), dann Weihbischof Friedrich Ostermann (Münster), Weihbischof em. Dr. Gerhard Pieschl (Limburg), Visitator Dr. Joachim Giela (Münster) und viele, weitere Ehrengäste.
Die lange Liste bekunde, welchen Umfang dieses Fest genommen habe und wie viele sich verbunden fühlten.
Eine ganze Reihe von ihnen trat ans Mikrofon und formulierte dort ihre Glück- und Segenswünsche.
Der Grafschaft Glatzer Chor eröffnete mit einem frischen Hoch soll er leben und In dem Schneegebirge.
Die großartige Feier, ein rauschendes Fest, klang aus mit Kaffee und schlesischem Kuchen, mit heiteren und freundschaftlichen Gesprächen in kleinen Gruppierungen .
Blick in die Zukunft:
Nicht entmutigen lassen!
Voll Dankbarkeit schauen die Grafschafter auf das segensreiche Wirken von Großdechant Prälat Franz Jung. Seine herausragende Leistung wurde 1990 durch die Verleihung des Titels Apostolischer Protonotar gewürdigt, die staatliche Anerkennung 2001 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande, und von polnischer Seite erhielt er 2010 die höchste Auszeichnung der Diözese Schweidnitz, den Stanislaw-Orden.
Es steht eine Neuordnung der bisherigen Gremien an: Neue Namensgebungen, neue Zuordnungen, neue Wege der Zusammenarbeit müssen gefunden werden. Die seelsorglichen Zielsetzungen bleiben natürlich bestehen.
Unter der Führung von Dr. Giela wird die bewährte Arbeit fortgesetzt werden. Die Gläubigen erwarten weiterhin Wallfahrten, Heimattreffen, schriftliche Äußerungen zu religiösen und heimatbezogenen Themen sowie terminliche Informationen. Es ist zu wünschen, daß es Dr. Giela gelingt, aufgrund seiner uneingeschränkten polnischen Sprachkenntnisse die bereits bestehenden Kontakte zu den heutigen Bewohnern der Grafschaft Glatz weiter zu festigen und zu beiderseitiger Bereicherung auszubauen.
Die Grafschaft Glatz wird noch immer gern und liebevoll als Herrgottswinkel und Marienland gekennzeichnet. Die heutige polnische Bevölkerung zeigt ebenfalls eine ins Auge fallende, inbrünstige Marienverehrung. Die vorgefundenen Marienwallfahrtsorte werden ausnahmslos gepflegt und von frommen Pilgerscharen eifrig besucht.
Auf dieser gemeinsamen christlichen Grundhaltung kann ein gedeihlicher Zusammenhalt ausgebaut werden.
Günther Gröger, Altgersdorf