Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

6.5.2015

70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 13:38

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Delegation des DFK Glatz/Kudowa mit Großdechant Franz Jung bei der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers in Dachau.

Bereits vier Tage vor der internationalen Gedenkfeier fand am 29. April 2015, dem eigentlichen Jahrestag der Befreiung des Lagers, die zentrale Gedenkfeier auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau statt, die durch die Polnische Bischofskonferenz organisiert worden war. Anwesend waren 40 polnische Bischöfe, darunter auch unser Schweidnitzer Bischof Ignacy Dec, sowie 700 polnische Geistliche, die an dieser Stelle der über 800 polnischen Geistlichen gedachten, die im KZ Dachau ihr Leben verloren. Die dreisprachige Messe (polnisch/deutsch/lateinisch) wurde zelebriert vom Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, dem Posener Erzbischof Stanisław Gądecki, und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der auch die Predigt hielt. Eingeladen war auch Großdechant Prälat Franz Jung und eine Delegation des DFK Glatz/Kudowa, die gemeinsam mit den polnischen Geistlichen und anderen Teilnehmern aus Polen der Opfer des nationalsozialistischen Terrors im KZ Dachau gedachten, zu denen auch der Selige Gerhard Hirschfelder gehört. Er war zusammen mit polnischen Geistlichen in Dachau interniert und verlor dort 1942 sein Leben. Seit seiner Seligsprechung 2010 wird er von deutschen, polnischen und tschechischen Grafschaftern als Brückenbauer zwischen den Völkern für sein mutiges Eintreten für Glaube, Hoffnung und Versöhnung verehrt.

In seiner Predigt in der Todesangst-Christi-Kapelle auf dem ehemaligen Lagergelände sagte Kardinal Marx, es erfülle ihn mit „tiefer Dankbarkeit”, dass sich so viele Bischöfe und Priester aus Polen zum Gedenken eingefunden hätten. Dachau sei für Deutsche und Polen ein „Ort der beunruhigenden Erinnerung und Vergebung”, hier seien so viele Priester umgebracht worden wie sonst wahrscheinlich an keinem anderen Ort der Welt. Dachau bezeichnete er als „das Konzentrat eines Menschen verachtenden, Menschen quälenden und Menschen ermordenden Regimes”. Dennoch habe der Glaube auch an diesem „Ort des Schreckens und der Niedertracht” nicht ausgelöscht werden können. Kardinal Marx erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, dass polnische und deutsche Bischöfe schon in den 1960er Jahren mit dem Satz „Wir vergeben und bitten um Vergebung” die ersten Schritte zu einer Aussöhnung wagten, die dazu geführt hat, dass sich heute, nach der politischen Wende, der Annäherung und Kooperation beider Staaten sowie insbesondere vieler offizieller und privater Initiativen Polen und Deutsche so nah wie nie zuvor in ihrer gemeinsamen Geschichte sind.

Nach der Messe wurden die Namen der mehr als 50 von der katholischen Kirche seliggesprochenen Häftlinge verlesen, darunter 46 polnische Priester und auch der Glatzer Kaplan Gerhard Hirschfelder. Marx und sein Amtsbruder Gądecki legten Kränze an einer Bronzetafel nieder, die an der Außenwand der katholischen Todesangst-Christi-Kapelle an die polnischen Opfer erinnert.
Das KZ Dachau hat für das Gedenken in Polen eine besondere Bedeutung, vor allem für die katholische Kirche. Mit mehr als 40.000 Inhaftierten waren die Polen die größte Gruppe von Gefangenen in Dachau. 8.332 von ihnen wurden getötet. Als die SS ab Ende 1940 Dachau zum Hauptlager für katholische, evangelische und orthodoxe Pfarrer aus ganz Europa machte, verschleppte sie 1.780 polnische Geistliche hierhin. Knapp die Hälfte von ihnen kamen durch pseudomedizinische Versuche, Hunger, Krankheiten oder auf andere grausame Weise ums Leben. So wurden mehr als 300 polnische Priester aus Dachau nach Österreich gebracht und dort vergast.
Trotz des ernsten Anlasses war aber auch die große Freude der Glatzer Teilnehmer über das Wiedersehen mit vielen Freunden und Bekannten unübersehbar, allen voran mit unserem Großdechant Franz Jung, der durch seine Einladung und Finanzierung der Busreise die Teilnahme der deutschen, polnischen und tschechischen Glatzer erst ermöglicht hatte. Unser Reisebus hatte uns in der Nacht ab 2 Uhr in Glatz, Bad Altheide, Kudowa und Nachod „eingesammelt” und uns bis 11 Uhr sicher nach Dachau gebraucht, damit wir pünktlich um 12 Uhr an der feierlichen Gedenkmesse teilnehmen konnten. Nach einem Gedenken und einer Kranzniederlegung am Ort des Leidens von Kaplan Hirschfelder (Baracke Nr. 26, s. Fotos) und einer gemeinsamen Stärkung fuhren wir weiter mit dem Bus nach Oberammergau. Dort wohnte die Gruppe noch zwei Tage in einer Jugendherberge. Wir erlebten noch ein interessantes Besuchsprogramm, das uns u.a. in die Klöster Ettal und Andechs, die Kirche Wies, Garmisch-Partenkirchen sowie zu einem abschließenden Besuch nach München führte.
Allen Organisatoren und vor allem unserem Großdechanten Franz Jung ein herzliches Dank für die Vorbereitung und Durchführung dieser außergewöhnlichen Reise!

Bericht: Heinz-Peter Keuten

1      Foto 11 - Franz Jung und H.-P. Keuten  Foto 13 - Führung Kloster Ettal, mit Pater Marian Arndt

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