Grafschaft Glatz (Schlesien) Neuigkeiten und Wissenswertes aus Schlesien

22.6.2025

Preisverleihung des Hirschfelder-Malwettbewerbs in Habelschwerdt.

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 17:38

 

Wie in jedem Jahr seit der Errichtung des Hirschfelder-Denkmals im Schulpark vor dem
Allgemeinbildenden Schulzentrum in Habelschwerdt 2014 fand auch in diesem Jahr
wieder ein Wettbewerb für Schüler der Volksschule (Klassen 1-8) und der Gymnasialen
Oberstufe (Klassen 9-12) statt. Im Rahmen des Kunstunterrichts unter Anleitung der
Kunstpädagogin Emilia Idzi-Ważgint fertigten die jüngeren Schülerinnen und Schüler
Porträts und Collagen über den Seligen Kaplan Hirschfelder an, während die
Oberstufenschülerinnen und -schüler aufgefordert waren, im Rahmen des
Religionsunterrichts unter Anleitung des Religionspädagogen Dr. Andrzej Prasał eine
zweisprachige Multimedia-Präsentation mit Texten und Bildern über die Person und das
Leben des Seligen vorzubereiten.

                          Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken.

Die Überreichung der Preise für die drei besten Arbeiten
in den zwei Kategorien, die Großdechant Franz Jung aus Deutschland gestiftet hatte, fand
während der Grafschaft Glatzer Wallfahrtswoche im Rahmen einer Feier am Schulzentrum
Habelschwerdt statt, die der Stellvertretende DFK-Vorsitzende und Fremdsprachenlehrer
an der Schule Heinz-Peter Keuten zusammen mit Kollegen organisiert hatte.

           
In einer – wie Großdechant Franz Jung mehrmals betonte – würdigen Veranstaltung in der
Schulaula am 13. Juni 2025, an der neben den Organisatoren und Teilnehmern auch der
Direktor der Schule als Gastgeber, der DFK-Vorsitzende Horst Ulbrich sowie Großdechant
Prälat Franz Jung und Pater Hubertus Deuerling in Begleitung von Wallfahrern aus der
Wallfahrtsgruppe des Großdechanten teilnahmen, stellten der Schuldirektor, Großdechant
Jung sowie der Religionspädagoge Dr. Prasał in ihren Ansprachen die Bedeutung des
Seligen Kaplans Hirschfelder auch für die heutige Jugend heraus. Umrahmt von einem
ansprechenden Musikprogramm (die Oberstufenschülerin M. Łapińska führte zwei
klassische Gitarrenwerke vor und eine Schülergruppe der Klasse 7C sangen das Lied
„Stand Up“), stand im Mittelpunkt der Veranstaltung die Verleihung der Preise (s. Fotos)
an: 
Kategorie 1 (Volksschule): 1. Platz Julia Gacek Kl. 6A, 2. Platz Zuzanna Choińska Kl. 7B,
3. Platz Pola Kilian Kl. 5A, Sonderpreise für Milena Hampel Kl. 4a, Maria Michałek Kl. 7b,
Aniela Grudzień Kl. 5b, Lena Mnich Kl. 6b, Lena Gwizdak Kl. 4A.
Kategorie 2 (Oberstufe): 1. Platz Sandra Michalak Kl. III B, 2. Platz Milena Judecka u.i
Wiktoria Karmelita Kl. II B, 3. Platz Anna Fąfara Kl. II C.
Durch die Veranstaltung führten auf Polnisch und auf Deutsch drei Schülerinnen aus der 6.
Klasse und der 3. Klasse der Oberstufe.

                                 Bitte auf die Bilder klicken.

Zum Abschluss der Veranstaltung begaben sich
alle Anwesenden zum Hirschfelder-Denkmal im Park vor der Schule, wo ein Gesteck
niedergelegt und Kerzen entzündet wurden, das Hirschfelder-Gebet auf Deutsch
(Großdechant Jung) und Polnisch (Direktor Popiel) gesprochen sowie alle Strophen des
Hirschfelder-Liedes gesungen wurden.
Die Organisatoren bedanken sich bei allen Mitwirkenden, die zum Gelingen dieser
würdigen Veranstaltung beigetragen haben, und hoffen, dass auch in die Zukunft die
Tradition des Gedenkens an den seligen Jugendseelsorger und Kaplan in Habelschwerdt,
Gerhard Hirschfelder, fortgeführt wird.
Bericht: Heinz-Peter Keuten

Glatz dankt Habelschwerdt mit einem Ständchen.

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 17:18

Schon im März 2025 war es so weit: Der DFK Glatz machte bei der „Digitalisierung“ einen

großen Schritt nach vorn. Die altmodische Kreidetafel im Vereinsraum wurde ersetzt durch

eine moderne elektronische interaktive Multifunktionstafel, und diese wird nun vielseitig

ihre Dienste für den Verein tun – nicht nur als Schreibtafel für die Deutschkurse, sondern

auch als Radio, Fernsehgerät, Computer, zur Musikwiedergabe für Chor und Karaoke, zur

Teilnahme an Videokonferenzen, als Bildschirm für Präsentationen bei Vorträgen u.v.a.m.

Möglich gemacht hat dies die Heimatgruppe Habelschwerdt mit ihrem Vorsitzenden

Heribert Wolf, der der Unterstützung dieses Projekts sofort zugestimmt hat, als seinerzeit

alle anderen Stellen keine finanzielle Hilfe geben konnten oder wollten. Zum Ausdruck

seiner großen Verbundenheit hat der DFK-Vorstand zusammen mit dem Vereinschor

entschieden, bei der Grafschaftreise der Habelschwerdter im Juni 2025 ein „Privatkonzert“

für die Förderer aus Deutschland zu singen. Dieses fand am 17. Juni

2025 im frisch renovierten Saal des Zentrums für Lokale Aktivitäten statt, das sich in

derselben Straße wie die DFK-Geschäftsstelle unweit des Glatzer Rings befindet.

      Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken.

Nach einer herzlichen Begrüßung und Ehrung sang der Glatzer Chor unter Leitung von Ilse

Hirschner ein buntes Potpourri aus seinem inzwischen ansehnlichen Repertoire,

angefangen mit „Willkommen – Bienvenue – Welcome“ aus dem Musical „Cabaret“, über

Evergreens der Comedian Harmonists, von Katja Ebstein („Theater“), Udo Jürgens

(„Griechischer Wein“) oder Drafi Deutscher („Marmor, Stein und Eisen bricht“) sowie

Gospels und Friedenslieder bis hin zu bekannten Melodien, die der DFK-Vorsitzende Horst

Ulbrich mit neuen, für uns Glatzer zugeschnittenen Texten versehen hat (wie z.B. eine

neue Version des Riesengebirgslieds oder der bereits zur Chorhymne gewordenen

Neufassung eines Kölner Karnevalslieds mit dem Titel „Glatzer Mädchen, Glatzer

Jungen“).                   Bitte auf die Bilder klicken.

Das etwa 45 Minuten dauernde Konzert wurde durch das Publikum (das nicht nur die

Gruppe der Habelschwerdter, sondern auch noch Privatgäste aus Deutschland und Polen

umfasste) begeistert aufgenommen – es wurde mitgeklatscht und -gesungen und natürlich

gab es auch zwei Zugaben. Der gelungene Nachmittag fand mit einem gemütlichen

Schwätzchen bei Kaffee und Kuchen („Mookucha“) einen schönen Ausklang und alle

Beteiligten freuten sich über die gute Stimmung bei dieser außergewöhnlichen

Veranstaltung.

Bericht: Heinz-Peter Keuten

6.6.2025

„Versöhnung“ – eine Veranstaltung in der Papiermühle Duszniki

Filed under: Neues aus Schlesien — Horst Ulbrich @ 08:48

60 Jahre Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe

Unter dem Titel „Dolny Śląsk po 1945 r. – widziany z różnych perspektyw“

(Niederschlesien nach 1945 – aus verschiedenen Perspektiven betrachtet) fand am 25.

April in der historischen Papiermühle Duszniki eine bemerkenswerte öffentliche Tagung

statt.

Dies war eine weitere Debatte, die vom Geschichtszentrum Zajezdnia in Breslau im

Rahmen der Reihe „Zwischen Stadt und Region“ organisiert wurde.

Bemerkenswert zum einen wegen der anhaltend wichtigen Inhalte der Beiträge:

Ziel des Treffens war es, den Gedanken der Versöhnung aus unterschiedlichen Ansätzen

zu erläutern. Dabei machte schon die Einladung die Schwierigkeit und Komplexität

deutlich, über „Versöhnung“ im Rahmen der deutsch-polnischen Beziehungen und

ergänzend auch der tschechisch-polnischen Beziehungen zu sprechen.

Diese anspruchsvollen Aufgaben wurden in den Darstellungen der drei Referenten vertieft:

Dr. habil. Małgorzata Ruchniewicz, Professorin am Institut für Geschichte der Universität

Wrocław, Dr. habil. Piotr Pałys von Instytut Śląski w Opolu (Schlesisches Institut in Opole)

und Dr. habil. Maciej Szymczyk, Direktor des Papiermuseum in Duszniki-Zdrój.

Prof. M. Ruchniewicz stammt aus Bystrzyca Kłodzka, sie wurde für ihre wissenschaftlichen

Publikationen, von denen einige auch auf Deutsch erschienen sind, mehrfach

ausgezeichnet. In der Region ist als Co-Autor (mit Prof. Arno Herzig) der folgenden

Studien bekannt: Geschichte des Glatzer Landes (2006), W kraju Pana Boga. Im Land des

Herr Gottes. Quellen und Materialien zur Geschichte der Region Glatz vom 10. bis zum

  1. Jahrhundert (2003). Ihr Ehemann Prof. Krzysztof Ruchniewicz ist ein polnischer

Historiker, Deutschlandforscher, Professor der Uni Breslau und Direktor des dortigen Willy-

Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien sowie Direktor des Witold-Pilecki-

Instituts in Warschau. Dr. habil. Piotr Pałys ist Autor zahlreicher Werke über die polnisch-

tschechischen Beziehungen, insbesondere seit 1945.

Die Diskussion wurde von Dr. Emilia Dziewiecka von der Abteilung „Weltweite

Papierherstellung“ des Museums geleitet.

Die Vorträge der Wissenschaftler widmeten sich der Entwicklung der Region Glatz nach

dem Zweiten Weltkrieg sowie den polnisch-deutschen und polnisch-tschechischen

Beziehungen seit 1945.

Im Anschluss an diese Vorträge verdeutlichten in der Diskussionsrunde u.a. Henryk

Grzybowski (Klodzko) am Beispiel Altheide / Polanica sowie Julian Golak (Nowa Ruda)

aus seinem Schaffen positive Gedanken zur deutsch-polnischen Versöhnung.

Die Diskussion war stürmisch, auch kritische Sichtweisen aus einer betont einseitigen

polnischen Perspektive kamen zu Wort, stießen aber bei den vielen Teilnehmern nicht auf

Akzeptanz.

Die Veranstaltung wurde wissenschaftlich begleitet und ergänzt durch Dr. habil. Wojciech

Kucharski, der zum Abschluss die Vorträge sowie die Diskussionsbeiträge

zusammenfasste und als Historiker in die richtigen Zusammenhänge stellte.

Bemerkenswert war die Veranstaltung aber zum anderen und ganz besonders durch das

persönliche Gespräch mit Dr. Kucharski nach dem offiziellen Ende der Tagung: In dieser

Unterhaltung fragte er mich, ob ich den Briefwechsel der polnischen und deutschen

Bischöfe kenne. Selbstverständlich – aber die folgende Frage war für mich die

Überraschung des Tages: „Kennen Sie auch den Entwurf der polnischen Bischöfe für ihr

berühmtes Schreiben?“

Ebenso selbstverständlich nicht – wer kennt schon diesen Entwurf, der laut Dr. Kucharski

viele Jahre verschollen war und erst vor kurzem im Vatikan wiedergefunden wurde.

Aus seiner Aktentasche zog der polnische Gesprächspartner dann als Faksimile den

kompletten Entwurf des Schreibens der polnischen Bischöfe hervor und gestattete auch mit

ausgiebigen Fotografien.

Dabei stellte er den Briefwechsel näher dar (in Vorbereitung einer Ausstellung, die im Mai

in Warschau eröffnet werden soll).

Anmerkung: Manfred Spata wies mich in der Zwischenzeit dankenswerterweise darauf hin,

dass dieser Entwurf in Deutschland bereits in Bonn in einer Ausstellung zu sehen war.

Zwei Erkenntnisse überraschten mich in diesem persönlichen intensiven Gespräch

besonders:

– Der Entwurf der polnischen Bischöfe ist bereits in Deutsch geschrieben!

Offensichtlich war nicht nur der Hauptautor, Bischof und spätere Kardinal Bolesław

Kominek (Wrocław), als Oberschlesier der deutschen Sprache ohne Probleme mächtig,

sondern auch weitere polnische Bischöfe, die den Brief korrigiert bzw. geändert haben,

wandten Deutsch wie selbstverständlich an.

– Der Briefwechsel fand nicht über Ländergrenzen hinweg statt, sondern die Briefe wurden

in Rom während der letzten Monate des II.Vatikanischen Konzils ausgetauscht.

Am 18. November 1965 ist der Brief der polnischen Bischöfe unterschrieben worden.

Die berühmten Worte der polnischen Bischöfe „Wir gewähren Vergebung und wir bitten

um Vergebung“ wurden nach der Veröffentlichung 1965 jedoch in beiden Ländern heftig

und kritisch diskutiert – zwanzig Jahre nach Kriegsende, fast zwanzig Jahre nach der

Vertreibung.

Am 05.Dezember 1965 antworteten die deutschen Bischöfe ihren polnischen

Amtskollegen, die „ von der Zurückhaltung dieser Antwort enttäuscht sind“ (Katalog der

Ausstellung 2016 „Kardinal Kominek“, Wrocław 2015, S. 18).

Die deutschen Bischöfe hingegen hatten ihren Brief natürlich in deutscher Sprache

entworfen – er musste dann in aller Eile übersetzt werden. Dabei sind von dem deutsch-

polnischen Priester, der lt. Dr. Kucharski diesen Brief ins Polnische übertragen hat, viele

Feinheiten der deutschen Antwort nicht beachtet worden..

Zur weiteren historischen Einordnung dieses Briefwechsels ist auch die Denkschrift der

EKD vom 01.Oktober 1965 zu beachten: Die Evangelische Kirche hatte sich unter dem

Titel „Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen

östlichen Nachbarn“ deutlich zur Schuld des deutschen Volkes positioniert – was ihr in

Deutschland sofort große Kritik einbrachte.

 

Wer mehr über diese fast sechzig Jahre zurückliegende vorsichtige Annäherung und die

Folgen in Deutschland wie in Polen wissen möchte, findet z.B. im Online-Lexikon zur

Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa der Universität Oldenburg

ausführliche Hinweise und Erläuterungen.

Die dortige Kurzbeschreibung lautet: „Am 18. November 1965 wandten sich die polnischen

Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder mit einem Brief, der den berühmt gewordenen

Satz „[Wir] gewähren Vergebung und bitten um Vergebung“ enthielt. Die deutschen

Bischöfe antworteten am 5. Dezember desselben Jahres. Obwohl der Briefwechsel

zeitgenössisch durchaus kontrovers aufgenommen wurde, gilt er heute als Meilenstein der

deutsch-polnischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg.“ ( https://ome-lexikon.uni-

oldenburg.de/begriffe/briefwechsel-der-polnischen-und-deutschen-bischoefe ).

Treffend auch die Anmerkung und Erinnerung meines (Schul-)Freundes Michael Güttler zu

meinem Erlebnis in Duszniki:

„Hochinteressant! Habe das damals 1965 als junger Bursche trotzdem schon recht gut

und intensiv nachverfolgt. Natürlich durch Herkunft geprägt.“ (Zitat 2025)

Und so sind an diesem bemerkenswerten Abend in Duszniki sowohl der Briefwechsel (in

Rom überreicht, in Deutsch von den polnischen Bischöfen entworfen) verdeutlicht als auch

der umfassende geschichtliche Bezug zumindest angedeutet worden:

Die Schritte der Kirchen, auch der EKD, und der vertrauensvollen Kontakt der Bischöfe

(auch schon vor 1965) haben ihren Teil zu Entwicklungen wie der geänderten deutschen

Ostpolitik und dem Kniefall Willy Brandts in Warschau vor dem Denkmal der Helden des

Ghettos sowie dann auch 1978 zur Wahl des polnischen Kardinals Wojtyla zum Papst

beigetragen.

 

Autor: Peter Becker: Mitglied des DFK Glatz.           Mitarbeit: Henryk Grzybowski

Powered by WordPress